Bochum. Der Aufstiegsheld des VfL Bochum steht vor einem Comeback gegen Bayer Leverkusen. Eine lange Leidenszeit endet für den 30-Jährigen.
Der Weg aus dem Krankenbett zurück auf den Bundesliga-Rasen ist Etappenrennen. Und Simon Zoller setzt gerade zum Schlussspurt an. Hinter der Ziellinie warten die ersten Spielminuten seit September 2021, seit sich der Angreifer des VfL Bochum so schwer am Knie verletzt hatte, dass schon befürchtet worden war, der 30-Jährige könnte in dieser Saison gar nicht mehr ins Stadion zurückkehren.
Aber Simon Zoller hat gutes Heilfleisch. Im Heimspiel gegen Bayer Leverkusen am Sonntag (15.30 Uhr/DAZN) wird der Stürmer wieder im Kader stehen. „Die Gedanken gehen dahin, dass er mit dabei ist“, kündigte Trainer Thomas Reis am Freitag an.
VfL Bochum: Gegen Bayer Leverkusen ist großer Schritt zum Klassenerhalt möglich
Zoller ist nun schon wieder einige Wochen im Mannschaftstraining. Ursprünglich hatte Reis mit einem Comeback seines Offensivspielers erst zum Auswärtsspiel beim SC Freiburg (16. April) gerechnet. Doch Zoller machte in seiner Reha schneller als gedacht Fortschritte. „Ich bin froh, dass er keine Angst hat, dass er in die Zweikämpfe geht“, sagte Reis. „Natürlich hat er noch ein bisschen Rückstand, aber den wird er irgendwann aufholen.“
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Dass Zoller auf den letzten Metern seines Heilungsprozesses sich die Zeit dafür nehmen kann, hat vor allem mit seinen Mitspielern zu tun. Mit einem Sieg gegen Leverkusen könnte der VfL das Punktekonto auf 38 ausbauen. Der Klassenerhalt rückt sechs Runden vor Schluss immer näher. Dazu hat Reis die Qual der Wahl, vor allem in der Offensive. Alle Spieler sind fit, nur Jürgen Locadia (Hüftbeschwerden) und Christopher Antwi-Adjei mussten für Sonntag absagen. „Natürlich wird es auch Härtefälle geben“, betonte Reis. Es überhaupt in den Spieltagskader zu schaffen, ist da schon eine Herausforderung – auch für den genesenen Zoller.
VfL Bochum: Simon Zollers Verletzung war eine Schocknachricht
Wer hätte das gedacht im September des vergangenen Jahres? Fünf Pflichtspiele waren absolviert, als Zoller im Training einen Kreuzbandriss erlitten hatte. In allen vier Bochumer Erstliga-Partien stand er bis dahin in dieser Saison über 90 Minuten auf dem Platz. Er schoss zwei Tore und bereitete zudem zwei vor. Und so mancher Pessimist, der es mit dem VfL hält, war schon in Panik geraten, als die Schocknachricht die Runde machte: Wie soll da bloß noch der Klassenerhalt gelingen, wenn einer der Besten so lange fehlen wird?
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Zollers Kollegen sprangen in den folgenden Monaten ein ums andere Mal in die Bresche. Und der verletzte Torjäger kündigte so gleich an: „Wer mich kennt weiß – ich komme wieder.“ Mit der Reha begann die erste Etappe.
VfL Bochum: Patrik Schick könnte bei Bayer Leverkusen in die Startelf zurückkehren
Nun ist es also so weit. Das Ruhrstadion wird gut gefüllt sein, bis zum Wochenende waren 24.000 Tickets verkauft worden. Alles ist bereitet, um den Aufstiegshelden des vorigen Jahres wieder auf dem Platz willkommen zu heißen. Es ist ja eine ganz prickelnde Beziehung zwischen Zoller und dem Klub, bei dem er seit 2019 unter Vertrag steht. „Ich habe mich bei jedem Verein wohl gefühlt, bei dem ich bisher war. Aber der VfL ist etwas ganz Besonderes“, sagte Zoller in der vergangenen Woche.
Jetzt muss nur noch das Ergebnis stimmen. Im Hinspiel unterlag der VfL mit 0:1, hatte auch Pech mit Schiedsrichter-Entscheidungen – ließ auf der anderen Seite allerdings viele Großchancen zu. Reis hat großen Respekt vor dem offensivstarken Tabellendritten. Leverkusen habe im Vergleich zum ersten Aufeinandertreffen noch einmal verbessert. „Sie können die Ausfälle gut kompensieren und brauchen nicht viele Chancen, um ein Tor zu erzielen“, warnt Reis. Nach erfolgreichem 25-Minuten-Comeback vor Wochenfrist gegen Hertha BSC könnte der tschechische Torjäger Patrik Schick diesmal sogar in die Startelf rücken.
Armel Bella Kotchap soll beim VfL Bochum gegen Bayer Leverkusen neben Maxim Leitsch verteidigen
Entgegensetzen will Reis den temporeichen Leverkusener Offensivspielern einen ebenfalls pfeilschnellen Profi: Armel Bella Kotchap wird nach seiner Gelb-Sperre gegen die TSG Hoffenheim (2:1) wohl den Platz in der Innenverteidigung neben Maxim Leitsch einnehmen. Und Konstantinos Stafylidis soll mit seiner Zweikampfhärte im defensiven Mittelfeld frühzeitig aufräumen. „Sie haben eine enorme Schnelligkeit und Dynamik, wir dürfen uns keine Ballverluste leisten“, so Reis, der aber optimistisch ins Spiel geht: „Wir haben eine gute Mentalität und gelernt, auch mal Phasen zu überstehen, die nicht so optimal für uns sind.“
Auch Simon Zoller musste in den vergangenen Monaten viel durchstehen. Für den Klassenerhalt gäbe es keinen Pokal. Aber er wäre trotzdem so etwas wie die Siegertrophäe für Zollers mühsames Etappenrennen.