Zürich. Die Deutsche Shanice Craft hat im Diskuswerfen ihre erste Medaille bei einer Europameisterschaft gewonnen. Die 21-Jährige sicherte sich hinter der Kroatin Sandra Perkovic und der Französin Melina Robert-Michon Bronze. Die deutsche Sprintstaffel macht sich am Sonntag sogar Hoffnungen auf Gold.

Wenn es einen Mehrkampf für Werferinnen geben würde, hätte Shanice Craft keine Gegnerin zu fürchten. Aber auch ohne diesen Wettbewerb erfüllte sie sich den Traum von ihrer ersten Medaille bei einer großen internationalen Meisterschaft. Die Mannheimerin ließ sich bei den Leichtathletik-Europameisterschaften in Zürich im Diskuswerfen mit einer Weite von 64,33 Metern nur von der kroatischen Topfavoritin Sandra Perkovic (71,08 m) und der Französin Melina Robert-Michon (65,33) besiegen. Auch auf den Rängen vier und fünf landeten zwei deutsche Werferinnen: Anna Rüh (6246) und Julia Fischer (61,20), die es ihrem Lebenspartner, Diskus-Europameister Robert Harting, im Letzigrund nicht nachmachen konnte.

Shanice Craft ist eine Hochbegabte der Wurfdisziplinen. Bei den Junioren sammelte sie nicht nur mit dem Diskus Titel bei Welt- und Europameisterschaften sowie bei den 1. Olympischen Jugendspielen 2010, sie kann auch mit der vier Kilo schweren Kugel fast genauso gut umgehen. Aber die U20-Weltmeisterin von 2012 mit der Kugel musste sich in Zürich wegen des engen Zeitplans auf eine Disziplin beschränken und wählte das Sportgerät, das den größeren Erfolg versprach. Es war eine gute Wahl, sie fährt mit Bronze nach Hause.

Wattenscheider Reus nach Verletzung wieder einsatzbereit

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Die deutsche Sprintstaffel mit den beiden Wattenscheidern Julian Reus und Alexander Kosenkow greift am Sonntag bei den Europameisterschaften nach Gold. Das Quartett des Deutschen Leichtathletik-Verbandes zu dem noch der Wolfsburger Sven Knipphals und der Berliner Lucas Jakubczyk gehört, zeigte im Vorlauf eine souveräne Vorstellung und zog mit der schnellsten Vorlaufzeit in 38,15 Sekunden ins Finale ein. Härtester Konkurrent um den Europameister-Titel wird die britische Staffel sein, die ihren 200-Meter-Champion Adam Gemili schonte und nach 38,26 Sekunden ins Ziel lief.

“Wir können nachts mit Licht aus wechseln”, sagte Sven Knipphals. “Wir haben endlos die Wechsel einstudiert.” Vor dem Rennen gab es noch einige Sorgen um Julian Reus. Der Wattenscheider hatte sich im Einzel über 100 Meter eine Verletzung in der Kniekehle zugezogen und musste drei Tage lang intensiv behandelt werden. “Die Physiotherapeuten haben erstklassige Arbeit geleistet”, erklärte Reus.

Frauen-Sprintstaffel patzte beim Stabwechsel

Der 27-Jährige lief pfeilschnell durch die Kurve. Erst nach seinem Lauf humpelte er wie ein alter Mann. “Alter Mann?” schmunzelte er, “egal. Hauptsache es hat mich während des Rennens nicht gestört. Das wird schon klappen am Sonntag.” Sein Wattenscheider Klubkollege Kosenkow zeigte bei seinem Kurvenlauf, dass man auch mit 36 Jahren noch Extraklasse sein kann. “Vor vier Jahren haben wir EM-Bronze gewonnen, 2012 Silber. Also ist jetzt Gold fällig”, ist der Altmeister optimistisch.

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Was die Männer perfekt lösten, ging bei den deutschen Frauen dagegen voll daneben. Rebekka Haase schaffte es nicht, nach ihrem Lauf auf der Gegengeraden den Stab an Tatjana Pinto zu übergeben. “Keine Ahnung, was da schief gegangen ist”, rätselte Haase. Die Münsteranerin Pinto fand auch keine plausible Erklärung: “Rebekka hat mich mit dem Stab berührt. Ich habe auch danach gegriffen. Aber dann war er schon wieder weg.”

2014 ist nicht das Jahr von Verena Sailer

Und damit auch eine dicke Medaillenchance für das deutsche EM-Team, denn vor zwei Jahren in Helsinki hatte das deutsche Quartett den Titel gewonnen. Verena Sailer musste tatenlos mit ansehen, wie der Stab erst gar nicht bei ihr ankam. “So ist es im Sport. Manchmal passiert so etwas. Ich habe es hier schmerzlich erfahren”, erzählte die 100-Meter-Europameisterin von 2010, die im Züricher Letzigrund auch schon das Einzel-Finale verpasst hatte. “Es war nicht mein Jahr.”