Paris. . Der Spanier Rafael Nadal kann zum achten Mal dasselbe Grand-Slam-Turnier gewinnen – so etwas hat bisher noch kein Tennisspieler geschafft. Mit einem Triumph in einem Gigantenduell mit Novak Djokovic zog der Titelverteidiger ins Endspiel gegen seinen Landsmann David Ferrer ein.
Im Programmheft des Tages wurde das Spiel als Duell der Titanen angekündigt, und die Titanen hielten das Versprechen. In den Fernsehkabinen überschlugen sich die Stimmen der Kommentatoren, den Zuschauern rannen Schauer der Begeisterung über den Rücken, und die Wogen aller Stimmen und Geräusche schlugen über den beiden unten auf dem Court Central zusammen.
In einem der besten Spiele, die es je im roten Sand zu bestaunen gab, besiegte Rafael Nadal die Nummer eins des Tennis, Novak Djokovic, in mehr als viereinhalb Stunden 6:4, 3:6, 6:0, 6:7, 9:7. Sonntag im Finale gegen Landsmann David Ferrer wird der Spanier versuchen, seinen achten Titel in Stade Roland Garros zu gewinnen und damit eine einzigartige Marke in den Sand zu schreiben.
Knalliger, intensiver und spannender kann Tennis nicht sein
Hatte sich ein gewisser Ernests Gulbis nicht erst vor einer Woche in Paris beschwert, die Typen an der Spitze der Weltrangliste seien eher langweilig, es fehle ihnen an Persönlichkeit? Vielleicht hatte der lettische Profi am Freitagnachmittag Zeit, um noch mal über seine Meinung nachzudenken. Knalliger, intensiver und spannender als dieses erste Halbfinale der French Open 2013 kann Tennis nicht sein. Es erinnerte an die Begegnung der beiden im Finale der Australian Open 2012, die Djokovic in fünf Sätzen gewonnen hatte. Natürlich trugen auch diesmal beide ihren Teil dazu bei. Nadal, der in seinem Stadion die schwere Artillerie einsetzte und Kanonenkugeln wie Flipperkugeln tanzen ließ. Und Djokovic, der rannte, als gehe es um sein Leben, sich nicht abschütteln ließ und immer wieder zurückschlug.
In der ersten Stunde dominierte der Titelverteidiger mit feuriger Entschlossenheit, und auch im zweiten wirkte es ein paar trügerische Momente lang so, als könne dieses Spiel eine Einbahnstraße werden. Von wegen. Der Serbe schlug sofort zurück, gewann den zweiten Satz, und schon in dieser Phase waren Intensität und Spannung kaum auszuhalten.
Im dritten Satz ma chte Djokovic eine Krise durch; es sah so aus, als hätten ihn die eisenharten Ballwechsel vielleicht zu viel Kraft gekostet. Nadal spielte unbeirrt weiter volle Kraft voraus. Und als und als er im vierten Satz nach einem Break 4:3 in Führung ging, sah es so aus, als habe er die Sache jetzt im Griff. Aber Djokovic atmete noch mal tief durch, pumpte sich auf, und die Ereignisse aus dem zweiten Satz wiederholten sich. Er spielte auf einmal nun so unwiderstehlich wie Nadal zu Beginn. Satzausgleich 2:2, Spannung pur.
Vier Stunden und 37 Minuten waren gespielt, als der letzte Ball der Nummer eins im Aus landete. Trainer und Onkel Toni Nadal hüpfte völlig losgelöst auf der Treppe, und Neffe Rafa freute sich wie ein kleiner Junge.
Von diesen Spielen lebe Tennis, meinte er hinterher. „Solche Matches machen den Sport groß.“
Djokovic über Nadal: "Er hat Mut und Mumm gezeigt"
Djokovic sah das genauso, dennoch schlich er traurig von dannen. Natürlich sei es schön, Teil des Ganzen gewesen zu sein, meinte er, aber alles, was er im Moment fühle, sei Enttäuschung. Sein Urteil über die Leistung des Siegers: „Er hat Mut und Mumm in den Momenten gezeigt, auf die es ankam – genau deshalb ist er ein Champion.“
Rafael Nadal wird sich nun auf sein achtes Finale in Paris vorbereiten – David Ferrer auf sein erstes. Der Spanier überzeugte beim Sieg im enttäuschenden zweiten Halbfinale gegen Jo-Wilfried Tsonga (6:1, 7:6, 6:2), der Franzose dagegen nicht. Im Vergleich mit den Titanen wirkte er wie ein Zauberlehrling.