Paris. Nach einer langen Verletzungspause hat sich der spanische Tennis-Profi Rafal Nadal ins Halbfinale der French Open gekämpft und fühlt sich fit für das Spiel gegen Novak Djokovic. Der hatte zuletzt in drei Sätzen den Deutschen Tommy Haas ausgeschaltet und ist in guter Form.
Glaubte man dem Eintrag auf der Internetseite der Männertennis-Organisation ATP Mitte dieser Woche, dann hatte Rafael Nadal in der ersten Runde der French Open gegen Daniel Brands verloren. Nadal war nicht der Einzige, den der Rechner in die Ferien geschickt hatte, aber in seinem Fall fiel der Fauxpas besonders auf. Die Sache wurde alsbald korrigiert; der Spanier ist natürlich nicht beim Angeln vor Mallorcas Küste, sondern nach wie vor in Paris, wo er am Freitagmittag um 13 Uhr zusammen mit Novak Djokovic auf dem Court Central erwartet wird.
An dieser Tatsache ist nichts ungewöhnlich, denn die beiden spielen ja mit einiger Regelmäßigkeit gegeneinander. Bemerkenswert allerdings ist, dass es sich bei diesem Spiel nicht wie im vergangenen Jahr an gleicher Stelle um das Finale, sondern um das Halbfinale handelt.
Der Weg über Djokovic war klar
Und genau das macht aus der Sicht des Spaniers den Unterschied. „Es ist egal, ob ich gegen Novak oder gegen einen anderen spiele“, sagt er, „denn derjenige, der dieses Ding gewinnt, ist nur der Sieger des Halbfinales, aber nicht der Champion von Roland Garros.“ Der wird erst zwei Tage später ermittelt, gegen David Ferrer oder Jo-Wilfried Tsonga, einen der beiden aus dem zweiten Halbfinale.
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Wie es Nadal bisher bei seinem ersten Grand-Slam-Turnier seit fast einem Jahr ergangen ist? Seit dem Tag der Auslosung wusste er, dass ihn der Weg unter Umständen schon vor dem letzten Spiel zu Djokovic führen würde, doch dafür interessierte er sich zunächst nicht. „Dass ich überhaupt dabei sein kann, ist eine positive Nachricht, und sie macht mich glücklich“, meinte er. „Das einzig Schlechte ist die Kälte hier.“ Es blieb lange kalt, und auch er brauchte eine Weile, bis sein Motor auf Touren kam.
Sowohl in der ersten Runde gegen den stark spielenden Niederbayern Daniel Brands als auch im zweiten gegen den kaum weniger überzeugenden Martin Klizan aus der Slowakei gab er einen Satz ab. Aber allen, die darin Ungewöhnliches sehen wollten, teilte er mit: „Du musst kämpfen, und du musst leiden. Ich habe so viele Spiele dieser Art erlebt, da gibt es nichts anderes, als das Kinn hinzuhalten.“
Seit 2005 nur ein Spiel im Paris verloren
Nach dem Sieg in Runde drei gegen Fabio Fognini, bei dem er wie in den folgenden Spielen keinen Satz mehr verlor, verkündete er, er müsse definitiv besser spielen, wenn er eine Chance haben wolle. Nach der Partie gegen den Japaner Kei Nishikori an seinem 27. Geburtstag stand er zufrieden, wenn auch ein wenig verlegen neben einer dreistöckigen Torte mit Wunderkerzen. Grundsätzlich gefiel ihm der Tag; er fand, er habe ein wenig besser als normal gespielt, und falls ihm jemand zwei Tage zuvor eine Steigerung dieser Art angeboten hätte, dann hätte den Vertrag bereitwillig unterschrieben.
Im Viertelfinale gegen den chancenlosen Schweizer Stan Wawrinka meldete sich jener Rafael Nadal zurück, der seit 2005 ein einziges Spiel in diesem Stadion verloren hatte. Er fand, das sei ohne Frage sein bisher bester Auftritt gewesen. „Jetzt bin ich im Halbfinale, habe in drei Spielen keinen Satz und in den letzten beiden Matches nur ein Aufschlagspiel verloren. Das sind positive Zahlen, aber viel wichtiger ist das Gefühl, und dieses Gefühl ist ganz anders als noch vor ein paar Tagen.“
Der mentale Vorteil
Fast parallel gewannen die Kontrahenten, Nadal gegen Wawrinka und Djokovic gegen Tommy Haas, beide in drei Sätzen, wobei der Serbe deutlich mehr Mühe hatte.
Und jetzt? Die Bilanz der gemeinsamen Begegnungen zeigt interessante Wellenbewegungen. Nadal gewann die Mehrzahl, 19 von insgesamt 34. Bis Ende 2010 führte er 16:7, seither verlor er acht von elf, darunter das letzte Spiel dieser Liste im April im Finale des Turniers von Monte Carlo.
Gesichtsakrobaten in Paris
Acht Titel in Folge hatte er sich in den Jahren zuvor im Fürstentum geschnappt, und natürlich führt das Ende dieser kaum glaublichen Serie zur Überlegung, was das für die Begegnung heute auf dem Court Central zu bedeuten hat. Djokovic sieht die Sache so: „Ich glaube, dass mir dieser Sieg einen mentalen Vorteil geben kann, wenn wir auf den Platz gehen. Weil ich das schon geschafft habe, was nicht vielen in den letzten zehn Jahren gegen den besten Spieler auf diesem Boden in der Geschichte dieses Sports gelungen ist.“ In Paris war es genau einer, an einem trüben, regnerischen Tag vor vier Jahren: Robin Söderling.