Paris. . Rafael Nadal gewann nach sechs Sätzen gegen den Weltranglistenersten Novak Djokovic und steht damit bereits zum achten Mal im Endspiel der French Open. Am Sonntag trifft er auf seinen Landsmann David Ferrer, der sich gegen den Franzosen Jo-Wilfried Tsonga im zweiten Halbfinale durchsetzte.
Rafael Nadal schrie seine ganze Freude und Erleichterung in den strahlend blauen Himmel über Paris, auf der Tribüne sprang sein Trainer Onkel Toni in die Luft: Nach 4:37 Stunden hatte der Rekord-Champion den hochklassigen Sandplatz-Krimi mit Novak Djokovic im Halbfinale der French Open überstanden und steht nun kurz davor, ein bedeutendes Stück Tennis-Geschichte zu schreiben. Mit 6:4, 3:6, 6:1, 6:7 (3:7), 9:7 gewann Nadal ein episches Match, das er lange Zeit dominiert hatte, beinahe jedoch verloren hätte.
"Das ist ein sehr spezieller Sieg für mich", sagte Nadal nach seinem 20. Sieg im 35. Duell mit seinem Dauerrivalen: "Dieser Platz ist für mich etwas ganz Besonderes. Vielen Dank an dieses unglaubliche Publikum."
Nadal könnte mit einem achten Sieg in Paris Tennis-Geschichte schreiben
Mit einem weiteren Titel beim wichtigsten Sandplatzturnier der Welt wäre Nadal der erste Spieler, der ein einziges Grand-Slam-Turnier achtmal gewonnen hätte. Das hat bislang niemand geschafft: nicht Roger Federer, nicht Rod Laver und selbst nicht die Heroen aus der grauen Tennis-Vorzeit zu Beginn des 20. Jahrhunderts. Im Finale am Sonntag trifft Nadal auf seinen Landsmann David Ferrer.
Bis zum 6:5, 30:15 und eigenem Aufschlag im vierten Satz hatte Nadal das Duell mit seiner herausragenden Vorhand bestimmt. Er hatte eine Schwächephase im zweiten Satz überstanden, den mental angeschlagenen Djokovic im dritten Satz dominiert und brauchte das Match nur noch auszuservieren. "Ich wusste, dass es schwierig wird, weil ich gegen den Wind aufgeschlagen habe und Novak ein unglaublicher Kämpfer ist", sagte Nadal. Der Weltranglistenerste Djokovic, der im Viertelfinale Tommy Haas und zuvor auch Philipp Kohlschreiber rausgeworfen hatte, witterte seine Chance.
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Nur wenig später sah sich Nadal im fünften Satz einem 2:4-Rückstand gegenüber, die zweite Niederlage in seinem Reich, in Roland Garros, drohte dem 27-jährigen Spanier. Bislang hatte ihn hier nur einer bezwungen, der Schwede Robin Söderling im Jahr 2009. Damals hatten sich seine Eltern gerade getrennt, das Knie schmerzte, und Paris war nass und kalt.
Alle vorherigen Duelle zwischen Nadal und Djokovic waren vergessen
Gegen Djokovic strahlte die Sonne über dem Court Philippe Chatrier - Nadal liebt es, wenn der Platz trocken und schnell ist. Dann geht seine Vorhand Topspin-Wege, die selbst Djokovic kaum mehr kontrollieren kann. Vielleicht erinnerte sich Nadal im fünften Durchgang daran, als er das Break zum 3:4 schaffte und zum 4:4 ausglich.
Gesichtsakrobaten in Paris
Plötzlich begann das Match wieder von vorne - dabei waren bereits über vier Stunden gespielt. Den Ballwechseln war die Spielzeit jedoch nicht anzusehen, beinahe unmögliche Kombinationen entwickelten sich.
Vergessen waren zu diesem Zeitpunkt alle vorherigen Duelle: Das epische Fünfsatzmatch im Finale der Australian Open 2012, als sie beinahe sechs Stunden auf dem Platz standen - Rekord für ein Grand-Slam-Endspiel. Die drei vorherigen Matches in Roland Garros, die alle Nadal gewonnen hatte, darunter auch das Finale aus dem vergangenen Jahr. Oder das letzte Aufeinandertreffen in Monte Carlo, als Djokovic Nadals Siegesserie im Fürstentum nach acht Triumphen brach und ihm eine schmerzhafte Niederlage zufügte.
Während Nadal die Chance auf seinen achten Titel hat, muss Djokovic mindestens ein weiteres Jahr auf seinen ersten Sieg in Paris warten. Bislang hat er viermal bei den Australian Open, einmal in Wimbledon und einmal bei den US Open triumphiert.
Enttäuschung bei Lokalmatador Tsonga im zweiten Halbfinale
Das zweite Halbfinale am Freitag entschied ebenfalls ein Spanier für sich: David Ferrer gewann mit 6:1, 7:6 (7:3), 6:2 gegen Jo-Wilfried Tsonga. Der Lokalmatador verpasste es, als erster Franzose seit 1988 das Finale in Paris zu erreichen. Nadal hatte sich zuvor gegen Novak Djokovic durchgesetzt und bezwang den serbischen Weltranglisten-Ersten 6:4, 3:6, 6:1, 6:7 (3:7), 9:7. Während Ferrer erstmals das Endspiel eines Grand-Slam-Turniers erreichte, kann Nadal bereits zum achten Mal die French Open gewinnen und seinen zwölften Grand-Slam-Titel holen.(sid/ dpa)