Schladming. . Felix Neureuther holte bei der Ski-WM in Schladming in einem packenden Duell mit dem Weltmeister Marcel Hirscher aus Österreich Silber im Slalom und hielt dem Druck stand. Endlich. „Ich habe schon viele Chancen vertan“, sagte er.

Plötzlich herrschte Stille im Skistadion von Schladming, und daran änderte sich auch nichts, als Felix Neureuther in den steilen Zielhang einbog. Das ist normalerweise kein gutes Zeichen, aber in diesem Fall hätte ihm nichts Besseres passieren können, denn es war das Zeichen für ihn, dass er schnell unterwegs sein musste. Schneller als Mario Matt, der Österreicher. „Das war die schönste Stille, die ich jemals erlebt habe“, sagte er. „Ich habe mir gedacht, Leute, seid bloß leise.“

Im Ziel musste er nicht auf die Anzeigentafel schauen, er wusste auch so, dass es geklappt hat mit der ersehnten Medaille bei der WM. Es stellte sich nur noch die Frage, ob es Gold oder Silber werden würde, denn es stand noch Marcel Hirscher, der österreichische Ski-Heroe, oben. Aber dem 28-Jährigen war es fast egal. Nach Jahren des Wartens, der kleineren und größeren Enttäuschungen, des Haderns ging es nicht um die Farbe der Medaille. Hirscher ließ sich den Sieg nicht nehmen, gewann mit 0,42 Sekunden Vorsprung – und mit der Ruhe war es wieder vorbei. „Ein Piefke zwischen zwei Österreichern“, sagte Neureuther, „das rundet diese WM ab.“

Der große Wurf gelang nie

Mit der Niederlage kann Neureuther leben – sehr gut sogar. Sie war Befreiung und Erlösung. Überwältigt wischte er sich immer wieder ein paar Tränen aus den Augen. Seit 2003 ist Neureuther bei jeder Weltmeisterschaft dabei gewesen und außerdem bei zwei Olympischen Winterspielen. Manchmal galt er als Außenseiter, manchmal als Medaillenkandidat, aber der große Wurf gelang nie. „Es hat ja schon geheißen, der Neureuther packt es nicht bei Großereignissen.“ So wie sein Vater Christian, der einst einer der besten Slalomläufer der Welt gewesen war, aber nie eine Medaille gewonnen hatte.

„Ich habe schon viele Chancen vertan“, weiß er. „Und mit jeder Chance wird der Druck größer.“ Die Erwartungen, die auf ihm ruhten, wuchsen womöglich auch deshalb in die Höhe, weil sein Talent mit seiner Herkunft als Sohn der Doppel-Olympiasiegerin Rosi Mittemaier ein riesiges Versprechen war. „Nun habe ich das für die Familie Neureuther komplettiert. Das geschafft zu haben, ist eine Wahnsinnsgenugtuung für mich.“

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Neureuthers Medaille zum Abschluss der WM war die vierte für das deutsche Team. So erfolgreich war die alpine Abteilung des DSV zuletzt 1989 in Vail. „Das ist für mich ein extremes Erlebnis“, sagte Alpindirektor Wolfgang Maier.

Der Slalom war seit Tagen zum emotionalen Höhepunkt am Ende der Ski-WM hochstilisiert worden in Österreich. Die Gastgeber sehnten sich nach dem Titel im Team nach dem ersten Einzel-Gold – und der Verlauf der bisherigen Saison ließ ein Duell mit Neureuther aus dem Land des Lieblingsgegners erwarten. Die beiden besten Slalomfahrer dieses Winters sind nicht nur Konkurrenten, sie sind auch gute Kumpel, die in den Tagen vor dem Showdown bei der WM noch zusammen trainierten.

Felix Neureuther funktioniert so, wie er in dieser Saison im Weltcup aufgetreten ist. In vier von sieben Slalomrennen landete er auf dem Podest, weil er kein unnötiges Risiko einging und das Limit nicht ausreizte, sondern sichere Läufe zeigte. „Manchmal“, hat er erkannt, „ist weniger mehr. Ich habe nichts Spezielles gemacht. Ich habe nur versucht, sauber Ski zu fahren.“

Und vermutlich war genau das der Schlüssel zum Erfolg. „Ich bin stolz darauf“, sagte er, „wie ich mit dem Druck hier umgegangen bin.“