Essen. Das Coronavirus bestimmt den Sport weiterhin. Einige Sportler halten sich trotzdem nicht immer an Hygienevorschriften. Eine Übersicht.

Die Coronavirus-Pandemie hat auch die Sportwelt weiter fest im Griff. Erst an diesem Freitag wurde bekannt, dass das kommende Drittligaspiel des MSV Duisburg gegen den 1. FC Saarbrücken wegen vier Corona-Fällen im Team der Meidericher abgesagt werden muss.

Aktuelle Informationen zur Coronavirus-Pandemie:

Doch trotz dieser Meldung, zahlreicher abgesagter Sportveranstaltungen und der reellen Gefahr für jeden Infizierten sind einige Sportler in der Vergangenheit negativ aufgefallen, wenn es darum ging, Corona-Hygieneregeln einzuhalten. Jüngstes Beispiel: BVB-Star Jadon Sancho, der eine Party mit rund 20 Leuten in London besuchte, obwohl er zuvor seinem Klub wegen einer Atemwegsinfektion gefehlt hatte. Doch er ist nicht der Einzige. Wir liefern eine Übersicht.

Rudy Gobert (Basketball, Utah Jazz): Anfang März hielt der NBA-Star noch nicht viel von Hygienemaßnahmen. Schlimmer: Er machte sich auf einer Pressekonferenz sogar über die Vorsicht mancher Reporter lustig und berührte absichtlich alle Mikrofone. Für ihn Spaß. Ein fragwürdiger. Denn nur wenige Tage später wurde der französische Top-Basketballer positiv auf das Coronavirus getestet.

Es folgte eine öffentliche Entschuldigung für sein Verhalten – und eine Spende von 500.000 Dollar für die Pandemiebekämpfung in Frankreich und in den USA.

Auch interessant

Novak Djokovic (Tennis): Als der Tennis-Weltverband wegen der Coronavirus-Pandemie alle großen Turniere abgesagt hatte, veranstaltete der Weltranglistenerste Djokovic seine Adria-Tour am Balkan. Hygiene- und Sicherheitsregeln wurden dort kaum eingehalten. Stattdessen gab es zahlreiche Zuschauer und die Tennis-Stars feierten zwischenzeitliche ohne Abstände – und ernteten heftige Kritik.

Positive Corona-Fälle bei Teilnehmern der Adria-Tour sorgten schließlich dafür, dass das Turnier abgebrochen wurde. Und auch Djokovic selbst infizierte sich.

Alexander Zverev (Tennis): An Djokovics Adria-Tour hatte auch die deutsche Tennis-Star Alexander Zverev teilgenommen – und Arm in Arm mit Kollegen posiert und gefeiert. Nach dem Turnier ging er in freiwillige Quarantäne und entschuldigte sich für sein Fehlverhalten.

Beim
Beim "Kids Day" der Adria Tour wurde nicht auf Abstandsregeln geachtet. Mittendrin Alexander Zverev (hinten) © getty Images

„Mit 5000 Kindern einen Kids-Day zu machen oder vor Publikum zu spielen, war vielleicht nicht das Schlaueste aller Zeiten. Es hat nicht so funktioniert, wie es gedacht war", erklärte der Hamburger und ergänzte: „Ich habe einen Fehler gemacht mit der Adria Tour und danach auch mit der Geburtstagsfeier. Ich habe einen Riesenfehler gemacht und da kann ich die Leute natürlich auch verstehen.“ Doch all seine Beteuerungen verpufften nur kurze Zeit später: Es tauchte ein Video auf, dass ihn auf einer Party am Strand in Monaco zeigte - zu einer Zeit, in der er nach der Adria-Tour eigentlich hätte in Quarantäne sein müssen.

Erst Anfang Oktober sorgte Zverev bei den French Open dann erneut für Irritationen, als er erkrankt und mit corona-typischen Symptomen wie Fieber ins Achtelfinale gegen Jannik Sinner gegangen war - ohne die Veranstalter vorher über seine Symptome zu informieren, obwohl er dazu verpflichtet gewesen wäre. Da halfen dem 23-jährigen Hamburger auch seine Beteuerungen gegenüber dem Sender Eurosport nicht, dass er negativ auf das Virus getestet wurde.

Amine Harit (Fußball, Schalke 04): Als im März in Nordrhein-Westfalen noch Kontaktbeschränkungen in der Öffentlichkeit gegolten hatten, machte Amine Harit vom FC Schalke 04 mit einer unerlaubten Party in einer Essener Shisha-Bar Schlagzeilen. Nachts wurde die Feierlichkeit von der Polizei aufgelöst.

Die Königsblauen belegten den 24-jährigen Offensivspieler in der Folge mit einer „saftigen Geldstrafe“, wie der Klub gegenüber dieser Redaktion bestätigt hatte.

Salomon Kalou (Fußball, Hertha BSC): Ein Skandal-Video, das zeigt, wie Salomon Kalou (34) die von der DFL aufgestellten Corona-Regeln missachtet, hat ihn sogar seinen Job bei Hertha BSC gekostet. Er hatte im Mai einen 25-Minuten-Clip auf seinem Facebook-Profil gepostet, in dem zu sehen war, wie lax der Ivorer mit den strengen Hygienevorschriften der Deutschen Fußball-Liga (DFL) umgeht. Er machte sich sogar über die Maßnahmen und das Coronavirus lustig.

Salomon Kalou darf nicht mehr bei Hertha BSC trainieren. Sein Verein hatte ihn suspendiert.
Salomon Kalou darf nicht mehr bei Hertha BSC trainieren. Sein Verein hatte ihn suspendiert. © dpa

Die DFL reagierte wenig später darauf und nannte das Verhalten des Hertha-Profis „absolut inakzeptabel“. Auch Hertha BSC reagierte und suspendierte Kalou in der Folge für den Trainings- und Spielbetrieb, da er „gegen teaminterne grundlegende Regeln verstoßen und ein Verhalten gezeigt hat, welches weder der Situation angemessen ist, noch den Verhaltensregeln des Vereins entspricht“, wie die Berliner erklärten. Inzwischen ist er für Botafoga im brasilianischen Rio de Janeiro aktiv.

Heiko Herrlich (Fußball, FC Augsburg): Augsburgs Trainer ist kurz vor dem Re-Start der Bundesliga Mitte Mai während der Hotel-Quarantäne seiner Mannschaft einkaufen gewesen und hat damit gegen die Auflagen des DFL-Konzepts verstoßen. Der 48-Jährige selbst berichtete kurz darauf von seinem Ausflug in einer Video-Pressekonferenz.

Auch interessant

„Ich habe keine Zahnpasta, die ist am Ausgehen, und keine Hautcreme mehr gehabt, und dann bin ich mit meinem Trainingsanzug in der Nähe zu einem Supermarkt gegangen“, erzählte Herrlich. Im DFL-Konzept zur Fortsetzung des Spielbetriebs in der Corona-Krise hieß es, dass vor Saisonbeginn alle Teams mindestens sieben Tage ein Trainingslager in Quarantäne verbringen mussten.

Kurz darauf zitierte der FCA den Trainer in einer Mitteilung. „Ich habe einen Fehler gemacht, indem ich das Hotel verlassen habe“, sagte Herrlich. „Ich werde daher konsequent sein und zu meinem Fehler stehen.“

Jadon Sancho (Fußball, Borussia Dortmund): Der Offensiv-Star von Borussia Dortmund hat gleich wiederholt gegen Corona-Verhaltensregeln verstoßen. So hat er bereits im Juni dieses Jahres durch einen Friseurbesuch gegen das damals gültige DFL-Hygienekonzept verstoßen. Es folgte eine Strafe von 10.000 Euro, wie mehrere Medien berichtet haben. Verständnis dafür hatte Sancho nicht. Er reagierte mit einem Tweet auf die Vorwürfe der DFL und schrieb: „Ein absoluter Witz.“

Jadon Sancho hat für Negativschlagzeilen gesorgt.
Jadon Sancho hat für Negativschlagzeilen gesorgt. © firo

Doch es war nicht der letzte Fehltritt von Sancho. Anfang Oktober war er in London Gast einer Überraschungsparty für seinen Nationalmannschaftskollegen Tammy Abraham (FC Chelsea). Dort wurde zwar in kleiner Runde, aber ohne Abstände und Hygienevorschriften gefeiert, wie Bilder der Party zeigen. Diesmal gab es einen Rüffel des englischen Nationaltrainers Gareth Southgate.

Für das folgende Länderspiel gegen Wales standen Sancho, Abraham und Ben Chilwell nicht im Kader, da die Testergebnisse ihrer Corona-Tests noch ausstanden.

Phil Foden (Fußball, Manchester City) & Mason Greenwood (Fußball, Manchester United): Auch die beiden englischen Top-Talente Phil Foden (20) und Mason Greenwood (18) haben sich im September Fehltritte geleistet. Obwohl die Nationalspieler nach dem Länderspiel im isländischen Rejkjavik in Isolation bleiben sollten, luden sie Frauen in ihr Hotelzimmer ein – ein Verstoß gegen das Corona-Sicherheitsprotokoll des Verbandes.

Nationaltrainer Southgate reagierte wütend auf das Verhalten des Duos und suspendierte sie für die folgende Partie. „Die beiden sind natürlich sehr naiv gewesen“, sagte Southgate. „Wir haben angemessen darauf reagiert. Sie sind zwar noch jung, aber die ganze Welt ist mit dieser Pandemie beschäftigt.“

Usain Bolt (Leichtathletik): Den Sprint-Superstar hat das Coronavirus nicht davon abgehalten, seinen 34. Geburtstag mit einer großen Party zu zelebrieren. Er lud zahlreiche Freunde – darunter auch Sport-Prominenz wie Leon Bailey - wie Bolt Jamaikaner - von Bayer Leverkusen oder Raheem Sterling von Manchester City ein. Gefeiert wurde mutmaßlich ausschweifend und ohne Mindestabstände.

Usain Bolt
Usain Bolt © dpa

Kurz danach wurde bekannt: Usain Bolt selbst war mit dem Coronavirus infiziert, all seine Partygäste begaben sich im Anschluss in Quarantäne.

Lou Williams (Basketball, LA Clippers): Basketballer Lou Williams von den Los Angeles Clippers hatte im Juli bei einem genehmigten Verlassen der NBA-Blase in Orlando auch einen Stripclub besucht. Grund, dass der 33-Jährige die Bubble überhaupt verlassen durfte war eine Beerdigung eines Familienmitgliedes oder eines engen Freundes, wie die NBA mitgeteilt hatte.

Normalerweise müssen Spieler, die die Bubble in Orlando verlassen, bei ihrer Rückkehr vier Tage lang in Quarantäne. Gibt es aber Zweifel am Verhalten des Profis, kann die Quarantäne durch die Liga verlängert werden – in Williams‘ Fall wurde sie auf zehn Tage ausgedehnt.

Kemah Siverand (Seattle Seahawks): Sehnsucht hat Kemah Siverand in der Football-Profiliga NFL den Job gekostet. Der Rookie der Seattle Seahawks hat laut übereinstimmenden Medienberichten versucht, eine Frau ins Teamhotel zu schmuggeln und dabei unter anderem die Corona-Bestimmungen missachtet. Doch Überwachungskameras deckten den Täuschungsversuch auf, der Cornerback wurde gefeuert. Die Frau trug angeblich Seahawks-Kleidung und wollte auf diese Weise als Spieler durchgehen. Siverand (23) hat sich bislang nicht zum Vorfall geäußert. (rh mit sid)