Essen. Auch im Handball, Basketball und Eishockey gelten 20 Prozent Auslastung der Arenen. Für viele Vereine reicht das zum Überleben allerdings nicht.

Es bleibt weiterhin ein ungewöhnliches Jahr für den Tusem Essen. Erst wurde die vergangene Saison in der zweiten Handball-Bundesliga wegen der Corona-Pandemie abgebrochen. Die Essener durften sich dennoch über den von der Ligaversammlung beschlossenen Sprung in die Bundesliga freuen. Doch die Hoffnung auf Spitzenhandball vor vollen Rängen nach acht Jahren Abstinenz mussten Klub und Fans schnell aufgeben.

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Nun, nach der Einigung der Bundesländer in der Vorwoche auf eine sechswöchige Testphase mit einer Zuschauer-Auslastung von 20 Prozent, werden zumindest einige Anhänger in der Halle dabei sein können. Und natürlich wird nicht nur beim Tusem gebangt, dass die Corona-Zahlen nicht weiter steigen.

Tusem Essen plant in der Handball-Bundesliga mit 1000 Fans

Mit knapp 1000 Zuschauern planen die Essener im Sportpark „Am Hallo“, berichtet Geschäftsführer Niels Ellwanger. Der Haken: Die Fans müssen sich noch bis 18. Oktober gedulden. Denn das Heimspiel zum Start am 1. Oktober gegen Göppingen musste verschoben werden, da die Spielstätte noch nicht den Anforderungen entspricht.

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Die Halle in Stoppenberg fasst etwa 2600 Zuschauer und bietet 2000 Sitzplätze. Mit der Teilrückkehr ist man beim Tusem vorerst zufrieden. Als vergleichsweise kleiner Klub in der Bundesliga, erklärt Ellwanger, könne man auch mit einem Schnitt von 1500 Fans überleben.

Düsseldorfer EG kritisiert Regelung der Politik

Das sieht beim Eishockey-Traditionsklub Düsseldorfer EG anders aus. „Die grundsätzliche Entscheidung, Zuschauer ab sofort wieder zuzulassen, ist natürlich erfreulich und die einzig richtige“, sagt DEG-Geschäftsführer Stefan Adam, er betont allerdings: „Die beschlossene Regelung ist für uns als Klub mit großer Multifunktions-Arena absolut unzureichend. Mit 20 Prozent Zuschauerkapazität können wir nach heutigem Stand keinen Spielbetrieb darstellen.“ Aktuell dürften etwa 2600 Fans in den mehr als 13.000 Zuschauer fassenden ISS-Dome. Das sei für die DEG zu wenig, um einigermaßen über die Runden zu kommen – dafür ist eine Auslastung von 50 Prozent nötig.

Die Klubs der Deutschen Eishockey-Liga (DEL) setzen der Politik nun ein Ultimatum: Nur wenn bis zum 2. Oktober verbindliche Zusagen für staatliche Unterstützung der klammen Vereine vorliegen, wird die Saison wie geplant am 13. November beginnen.

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Ohne Zuschüsse sei ein Spielbetrieb nicht möglich, stellte die DEL nach der Gesellschafterversammlung am Montag erneut klar. „Aufgrund der aktuellen Vorgaben der Politik sind wir nicht in der Lage, Spieltagserlöse verlässlich zu kalkulieren“, erklärte Jürgen Arnold, Aufsichtsratsvorsitzender der DEL: „Uns fehlen für einen verantwortungsvollen Saisonstart rund 60 Millionen Euro, die wir ohne die Hilfe Dritter alleine nicht aufbringen können.“

Auch DEG-Chef Adam nimmt die Politik in die Pflicht: „Ohne höhere Kapazitäts-Auslastung und wirtschaftliche Unterstützung von Bund und Land ist eine DEL-Saison nicht darstellbar.“ Trotz intensiver Kommunikation sei er sich nicht sicher, ob allen an den Entscheidungen Beteiligten bewusst sei, dass Eishockey-Klubs zu einem hohen Prozentsatz von den Heimspiel-Erlösen abhängig sind.

Einen „Schritt in die richtige Richtung“ sehen die Iserlohn Roosters in den Lockerungen, aber auch Roosters-Sprecher Felix Dötsch betont: „Es ist klar, dass wir bei dauerhaft 20 Prozent Kapazität nicht wirtschaften können.“ Egal, welche Grenze künftig gelte – „wir werden auf einen Großteil der Spieltagseinnahmen verzichten müssen“.

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Die Handball-Bundesliga steigt am 1. Oktober als zweite deutsche Profiliga in die Saison ein. Auch die HBL habe sich eine höhere Auslastung gewünscht und vorgeschlagen, berichtet Sprecher Oliver Lücke. Doch dieser „erste Schritt gibt uns nach über sieben Monaten Zwangspause, in der unsere Kosten weitergelaufen sind, wieder die Möglichkeit, Geld zu verdienen“. Eine Dauerlösung stelle die getroffene Regel jedoch nicht dar: „Eine 20-Prozent Maximal-Auslastung ist ein Zuschussgeschäft.“ Aus der nach wie vor finanziell angespannten Situation könnten sich die Vereine nur befreien, „wenn wir insbesondere in den Bereichen Sponsoring und Zuschauer weiter hochfahren können.“ Ziel sei eine Auslastung der Arenen von „mindestens 60 bis 70 Prozent“. Vor Ausbruch der Pandemie habe sie noch bei durchschnittlich 80 bis 90 Prozent gelegen.

Geschäftsführer der Basketball-Bundesliga lobt den Austausch mit den Profiligen

Die Basketball-Bundesliga beginnt am 6. November. Für BBL-Geschäftsführer Stefan Holz ist es wichtig, sportartenübergreifend „in der Testphase Erfahrungen zu sammeln“. Er lobt sowohl die Zusammenarbeit mit den Kollegen aus Handball und Eishockey als auch die mit der Deutschen Fußball-Liga. „Im Großen und Ganzen orientieren wir uns am Hygienekonzept der DFL. Da wir jedoch eine Hallensportart sind, gibt es natürlich ein paar Unterschiede – beispielsweise bei der Be- und Entlüftung“, erklärt Holz. Wirtschaftlich hielten sich erst bei einer Auslastung der Hallen von 40 bis 50 Prozent Erlöse und Gesamtkosten in etwa die Waage.

In Zeiten steigender Corona-Zahlen bleibt bei den Hallensportarten das ungute Gefühl der Verunsicherung. Und die Sorge davor, dass selbst die kleinen Schritte nach vorne wieder zurückgegangen werden.