Essen. Kontaktloses Training ist im Freien wieder erlaubt. Die Auflagen für den Sport werden schrittweise gelockert. NRW überrascht mit einem Vorstoß.
Endlich wieder raus an die frische Luft: Deutschlands Breiten- und Freizeitsportler dürfen wieder mit Golfschläger oder Tennisball, im Kanu oder im Ruderboot trainieren. Zunächst ist das Sporttreiben nur im Freien und unter Beachtung der Corona-Vorschriften sowie sportartbezogener Übergangsregeln genehmigt. Die Spitzenverbände des Deutschen Olympischen Sportbundes hatten bereits zuvor Konzepte für die jeweiligen Sportarten entwickelt, die diese Umsetzung möglich machen. Darauf, dass tatsächlich wieder mehr Bewegung ins Land kommt, einigten sich Kanzlerin Angela Merkel (CDU) und die Länderchefs am Mittwoch.
Letztere sind auch für die konkrete Umsetzung zuständig. In Nordrhein-Westfalen sorgte Ministerpräsident Armin Laschet (CDU) für eine große Überraschung: Schon ab heute ist wieder kontaktloser Breitensport und Trainingsbetrieb im Freien erlaubt. Voraussetzung: Beides findet auf öffentlichen oder privaten Freiluftsportanlagen oder im öffentlichen Raum statt. Das allerwichtigste: Die Abstandsregel, die mindestens 1,5 Meter zwischen den Sportlern vorsieht, muss zwingend eingehalten werden. Außerdem muss die Umsetzung strikter Hygiene- und Infektionsschutzmaßnahmen gewährleistet sein. Dusch-, Wasch-, Umkleide-, Gesellschafts- und sonstige Gemeinschaftsräume dürfen nicht genutzt werden. Grünes Licht aber generell für Sportarten wie Tennis, Golf, Hockey und Leichtathletik. Der Reitsport ist zudem auch in geschlossenen Hallen zulässig.
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Breitensport: NRW prescht vor: Sport mit Körperkontakt ab dem 30. Mai
Am Montag sollen dann Fitnessstudios, Tanzschulen und Sporthallen/Kursräume von Sportvereinen unter strengen Auflagen wieder öffnen. Schon das kam für viele Vereine zu diesem Zeitpunkt überraschend, doch NRW prescht noch weiter vor: Ab dem 20. Mai dürfen Freibäder öffnen, ab dem 30. Mai soll laut Mitteilung des Landes „die Ausübung von Sportarten auch mit unvermeidbarem Körperkontakt und in geschlossenen Räumen wieder gestattet werden, ebenso der Betrieb in Hallenbädern. Sportliche Wettbewerbe im Kinder-, Jugend- und Amateurbereich sind dann ebenfalls zulässig.“ Alles jedoch unter der Prämisse, dass sich die Corona-Lage nicht verschlechtert.
Die Reaktionen in den Vereinen reichten am Mittwoch von Aufatmen bis Verwunderung. So freut sich etwa Sabine Schmitz, Vizepräsidentin des Tennis-Verbandes Niederrhein: „Das Konzept steht, die Vereine sind bereit. Wir hätten sogar gerne schon eher wieder angefangen“, sagt sie. Tennis ist in fast allen anderen Bundesländern schon vor Mittwoch wieder erlaubt gewesen, die Vereine in NRW freuen sich, nun endlich wieder Sportler auf die Plätze zu lassen.
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Von Kurzfristigkeit der Lockerungen überrascht
Ähnlich wie im Tennis liegt es auch beim Golf „in der Natur der Sportart“, dass der Abstand eingehalten werden kann, sagt etwa Harald Vondran vom Golfclub Castrop-Rauxel. Die Kurzfristigkeit der Lockerung in NRW überraschte ihn jedoch: Unmittelbar nach der Bekanntgabe erreichten ihn unzählige Anfragen zur Platznutzung. Der Verein etabliert nun ein Buchungssystem für Startzeiten.
Entspannter nehmen es die Leichtathleten: „Wir freuen uns über die Lockerungen, weil wir so neben dem Seniorenbereich auch endlich wieder unseren Kinder- und Jugendsport zurück in das Stadion holen können“, sagt Michael Huke, Manager des TV Wattenscheid. „Denn wir sind uns unserer sozialen Verpflichtung bewusst, so nun auch Eltern entlasten zu können, indem wir für die Kinder einen Ausgleich zum Alltag schaffen können.“ Die Anlage in Wattenscheid sei groß genug, um allen Alters- und Leistungsklassen Trainingszeiten anbieten zu können.
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Dass neben Fitnessstudios ab Montag auch Räume von Sportvereinen öffnen dürfen, kam für Andreas Preuß, Manager des Tischtennis-Spitzenklubs Borussia Düsseldorf, aus heiterem Himmel. „Auch wenn Tischtennis ein Hallensport ist, bei dem man sehr gut die Kontakt- und Hygieneregeln mit entsprechenden Konzepten umsetzen kann, hätten wir nicht damit gerechnet, dass Hallennutzung so früh schon wieder möglich sein wird“, sagt er. „Wir werden daher auch nichts überstürzen, sondern uns in Ruhe überlegen, wie wir das Training wieder hochfahren können.“ Denn: „Das schlimmste wäre es, wenn steigende Corona-Zahlen auf uns zurückzuführen wären.“
Fokus auf Trainingsgruppen
Auch für Hanns-Peter Windfeder, 1. Vorsitzender des Hockey- und Tennisklubs Uhlenhorst Mülheim, kam die Perspektive, dass ab dem 30. Mai wieder Wettkämpfe im Kinder-, Jugend und Amateurbereich möglich sein könnten, überraschend. Das Hauptaugenmerk seines Vereins liege zunächst darauf, das kontaktlose Training in Kleingruppen zu organisieren. „Mit Verstand“ werde man alles weitere dann wohl überlegen, sagte er.
Michael Scharf, Direktor beim Landessportbund NRW, freut sich über die Lockerungen. Aus vielen Gesprächen weiß er, wie wichtig der Trainingsbetrieb für die Vereine ist, die sich hauptsächlich durch Mitgliedsbeiträge finanzieren. Er hat aber auch eine Bitte an die Politik: „Es ist wirklich wichtig, dass die nun getroffenen Formulierungen auch eineindeutig in die Corona-Verordnung des Landes aufgenommen werden. Die Vereine müssen ganz klar wissen, was sie dürfen und was nicht, auch damit sie Sicherheit gegenüber den kommunalen Gesundheitsämtern haben.“