Madonna di Campiglio. Durch den zehnten Weltcup-Sieg seiner Karriere geht Felix Neureuther als bester Skirennfahrer der deutschen Alpin-Geschichte in die Rekordbücher ein.

Felix Neureuther hat sich zwei Tage vor Heiligabend in Madonna di Campiglio mit dem zehnten Weltcup-Sieg seiner Karriere beschenkt. Das 30 Jahre alte Alpin-Ass stieg damit sechs Wochen vor den Weltmeisterschaften in den USA sogar zum alleinigen deutschen Rekordhalter im Männer-Ranking auf und das unter dem Applaus von mehr als 10 000 Zuschauern beim Flutlichtslalom. Der zweitplatzierte Fritz Dopfer bescherte dem Deutschen Skiverband (DSV) am Montagabend in Italien auch aus Mannschaftssicht ein herausragendes letztes Weltcup-Rennen vor der kurzen Weihnachtspause. "Das ist der Wahnsinn, ich wollte unbedingt gewinnen - und das ist aufgegangen", kommentierte Neureuther. Dritter wurde der Schwede Jens Byggmark.

Bislang stand Neureuther mit neun Erfolgen noch auf Augenhöhe mit Markus Wasmeier an der Spitze der deutschen Herren-Riege im Weltcup, hinter den beiden steht Armin Bittner auf Rang drei. Neureuther allerdings machte sich vor dem Rennen keinen Kopf um seinen Rekord: "Ich habe da nicht groß darüber nachgedacht ehrlich gesagt. Es ist von den Journalisten relativ viel darüber geredet und geschrieben worden, aber ich habe mich nicht groß damit beschäftigt." Im Ziel freute sich nicht nur DSV-Alpinchef Wolfgang Maier außerordentlich über die Erfolge seiner beiden Leistungsträger.

Auch interessant

Linus Strasser und Philipp Schmid verpassten das Finale der besten 30 Fahrer zwar, an den konstant guten Leistungen der Technik-Herren im WM-Winter änderte das aber nichts. In den insgesamt sieben Riesenslaloms und Slaloms der Saison standen Neureuther, Dopfer und den momentan verletzten Stefan Luitz schon ganze sechs Mal auf dem Treppchen. "Die drei können einfach immer in der absoluten Weltspitze mitfahren. Die letzten zwei, drei Jahre sind eine erstaunliche Entwicklung", lobte Maier schon vor dem bärenstarken Jahresabschluss seine Techniker. Weiter geht es für sie beim Slalom in Zagreb am 6. Januar.

Neureuther und Dopfer Rekord verdächtig

Wie stark das deutsche Technik-Team der Männer - jahrelang Sorgenkind der Alpinen - inzwischen ist, zeigt ein Blick in die Statistik. Seit Neureuthers Vater Christian bei einem Rennen im Januar 1974 gemeinsam mit Hansjörg Schlager in die Top drei fuhr, standen in mehr als 50 Jahren bislang nur ein weiteres Mal zwei Deutsche nach einem Herren-Slalom im Weltcup auf dem Podium: Neureuther als Erster und Dopfer als Zweiter im März dieses Jahres in Kranjska Gora. Seit der Bayer Neureuther bei der WM 2013 in Schladming Slalom-Silber holte, ergatterten er und seine Teamkollegen 17 Podestplätze in den technischen Disziplinen, darunter sind sechs Siege.

Die Grundlage legten beide mit konzentrierten Auftritten im ersten Durchgang. "Es war ganz solide, ohne was Großes zu riskieren. Es war einfach ziemlich clever gefahren, muss ich sagen. Ich habe trotzdem immer den Ski auf Zug gehalten", meinte Neureuther nach der Fahrt durch den von Marcel Hirschers Trainer gesteckten Parcours. Der Gesamtweltcupsieger aus Österreich ging mit 0,85 Sekunden Rückstand auf Neureuther ins Finale und wurde am Ende nur Siebter - Dopfer hingegen war als Einziger annähernd gleich schnell unterwegs wie sein Teamkollege.

0,09 Sekunden trennten beide zur Halbzeit, am Ende waren es dann nach einer erneut herausragenden Neureuther-Performance im zweiten Durchgang gar 0,82 Sekunden. Der Ausnahme-Wintersportler betonte dennoch mit Gedanken an seinen Teamkollegen: "Es ist großartig, dass zwei Deutsche auf dem Podest sind." (dpa)