Klitschko bekommt es mit einem unbekannten Star zu tun
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Hamburg. Am Samstag muss Wladimir Klitschko seinen WM-Titel gegen den Bulgaren Kubrat Pulew verteidigen. Der ehemalige Europameister ist noch keine bekannte Größe außerhalb seines Heimatlandes, das will er jetzt ändern. Pulew vertritt eine andere Auffassung als der Ukrainer im Bezug auf das Boxgeschäft.
Klitschko-Herausforderer Kubrat Pulew genießt gern die Einsamkeit seines heimatlichen Trainingslagers auf dem Belmeken: "Trainer, freu dich. Da bist du frei, da hast du Luft und Natur", ruft der ehemalige Box-Europameister und legt seinem 40 Kilo leichteren Coach die riesige Pranke auf die Schulter, sodass er vom Stuhl zu fallen droht. Trainer Otto Ramin verzieht das Gesicht. "Ja klar, die Landschaft ist wunderschön und die Bedingungen sind top. Aber da sagen sich doch Fuchs und Hase Gute Nacht", entgegnet er. Die Sportschule im bulgarischen Rila-Gebirge liegt auf 2000 Metern Höhe. Ramin war mit seinem Schützling in den vergangenen Monaten zweimal dort.
Chance sich einen Namen zu machen
Pulew ist gewiss kein Name, der in der Königsklasse des Profiboxens groß die Runde macht. Doch das könnte sich für den 33-Jährige in dem Kampf am Samstag (22.10 Uhr/RTL) in Hamburg gegen Dreifach-Champion Wladimir Klitschko ändern, nachdem der Termin im September auf Grund einer Verletzung seitens des Ukrainers geplatzt war. Der immer zu Scherzen aufgelegte Bulgare ist ein muskelbepackter Kerl, zwar vier Zentimeter kleiner als Klitschko, dennoch nicht minder respekteinflößend. "Mein Ziel ist, Weltmeister zu sein. Aber bekannt zu sein, das ist nicht mein Ziel", erklärt Pulew und gibt damit sein Selbstverständnis wieder, das sich von dem des Weltbürgers Wladimir Klitschko klar unterscheidet.
Pulew vertritt eine andere Auffassung als der Ukrainer im Bezug auf das Boxgeschäft: "Ich brauche keine Millionen Wofür? Was soll ich damit? Das macht mich doch nicht glücklich." Wenn andere nach dem großen Geld streben, so akzeptiert und versteht er dies, aber er selbst hat einen anderen Ansporn. "Für mich ist Sport nicht Business. Sport ist Lebensinhalt, ein Traum, eine Manie." Immerhin stehen ihm 1,4 Millionen Dollar aus dem Klitschko-Kampf zu. Im Vergleich zu den 5,7 Millionen Dollar, die Champion Klitschko kassiert, ist das allerdings eher eine kleine Summe. "Kubrat steht nicht auf Protz. Er ist ein ehrlicher Mensch, immer geradeaus. Der sagt, wie es ist", berichtet sein Promoter Kalle Sauerland. "Kubrat ist ein Typ."
In Bulgarien ein Star
Trainiert er in Berlin, so wohnt Pulew im Drei-Sterne-Hotel eines Landsmannes. "Er heißt Kubrat wie ich. Jetzt ist er auch Boxfan. Wir sind gute Freunde geworden", schildert der Schwergewichtler, der seine 20 Profikämpfe allesamt gewonnen hat. Hotelchef Panew hat in seiner Herberge ein mehrere Meter großes Bild von Pulew aufgehängt. In Bulgarien ist der Boxer ein richtiger Star. Er ist Sportler des Jahres, lebt mit Popstar Andrea, einer der bekanntesten Sängerinnen des Landes, zusammen. Das Berliner Trainingsquartier des bulgarischen Boxers, eine frühere Schulsporthalle im Plattenbaugebiet Marzahn, wo der Verein "Boxen statt Gewalt" residiert, ist nicht auf dem modernsten Stand, aber geräumig. "Hier habe ich alles. Das reicht", sagt Pulew.
Klitschko siegt in Oberhausen
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Doch bringt Pulew auch genug Erfahrung für einen routinierten Boxer wie Klitschko mit? Der ukrainische Weltmeister bringt es mittlerweile auf 65 Kämpfe und 62 Siege. Pulew hat aber schon bekannte Boxer in ihre Schranken gewiesen: den Briten Michael Sprott, den Hamburger Alexander Dimitrenko, den Weißrussen Alexander Ustinow, den Amerikaner Tony Thompson. "Früher hat das Klitschko-Lager so getan, als sei Kubrat die größte Pfeife. Aber er ist nicht umsonst die Nummer eins der IBF-Rangliste", ärgert sich Trainer Ramin. "Und Klitschko ist älter als ich", betont Pulew. Fünf Jahre sind die beiden auseinander. Pulew weiß genau, was seine Vorteile sind. Er blickt nach vorn: "Mir gehört die Zukunft, seine Zeit ist vorbei." (dpa)
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