Oberhausen. . Herausforderer Alex Leapai wehrt sich im Kampf gegen Box-Weltmeister Wladimir Klitschko nicht und geht in der fünften Runde schwer getroffen als Verlierer zu Boden.
Als Didi Hallervorden noch mit seiner Sendung Nonstop-Nonsense durchs deutsche Fernsehen tobte, gab es zum Abschluss immer den „Gespielten Witz“. Hallervordens Show ist seit Jahrzehnten verschwunden, der „Gespielte Witz“ feierte allerdings am Samstagabend in Oberhausen beim Boxen Wiederauferstehung. In der Hauptrolle als K.o.-Opfer dabei: Alex Leapai.
Der Herausforderer von Schwergewichts-Weltmeister Wladimir Klitschko kann bestimmt wunderbare Seminare zum Thema gewaltloser Widerstand geben, im Boxring mit Klitschko hat der Australier aber nichts verloren.
Angekündigt als gnadenloser Kneipenschläger, der wegen einer Prügelei ein halbes Jahr im Gefängnis saß, beeindruckte der Mann mit der Glatze nur durch eine Nacken- und Oberarm-Muskulatur, die an die besten Tage von Arnold Schwarzenegger als Mister Universum erinnerte.
In Runde eins auf dem Ringboden
Blieb an diesem Abend in der Oberhausener Arena vor 12 000 Zuschauern nur die Frage offen, warum Leapai seine Muskeln einzig und allein zur Flucht einsetzte. Und dabei war er nicht mal schnell genug: Schon in der ersten Runde landete er nach einem linken Jab von Klitschko auf dem Ringboden.
Dabei sollte unter Box-Profis bekannt sein, dass Klitschko grundsätzlich in den ersten Runden mit seiner linken Führhand arbeitet, um den Gegner zu zermürben. Ist er dann morsch wie ein Baum, der beim nächsten Windstoß fällt, knallt Klitschko die Rechte hinterher, mit der er noch ein paar PS mehr ins Spiel bringt.
Nächster Kampf wohl im September
Gegen Leapai war das allerdings gar nicht nötig. Er rappelte sich zwar wieder hoch, schaltete aber konsequent in den Rückwartsgang. Bloß nicht zurückschlagen! Leapai ist der Mahatma Gandhi des Profiboxens.
Es blieb das Rätsel des Abends, warum der Weltverband WBO den Australier auf den ersten Platz seiner Rangliste gehievt hatte und ihn so in die Rolle des Pflichtherausforderers beförderte, dem Klitschko nicht ausweichen konnte.
In der fünften Runde interessierte das Rätsel allerdings schon gar nicht mehr. Klitschko machte ernst, packte die Rechte aus, Leapai wurde ausgezählt, und der Abend war für ihn gelaufen.
Wladimir Klitschko, der in der Ringecke von seinem Bruder Vitali betreut wurde, schaltete nach der leichten Übung sofort um auf das Thema Ukraine und erläuterte, wie wichtig ihm und seinem Bruder bei allem Sport und bei allen WM-Gürteln die Menschen in der umkämpften Heimat seien. Der übertragende Fernsehsender RTL goss den Kampf der Klitschkos in der Ukraine in pathetische Bilder, verpackte sie mit entsprechender Musik, verwob dies alles eng mit dem Namen des großen südafrikanischen Helden Nelson Mandela, und fertig war der große, bunte Klitschko-Abend.
Bleibt die Frage, wann es mit dem nächsten Klitschko-Abend weiter geht. Unten am Ring versuchten die Box-Profis Shannon Briggs und Manuel Charr lautstark, sich für einen Kampf ins Gespräch zu bringen. Wunschdenken. Wladimir möchte neben seinen bisherigen drei WM-Gürteln nämlich noch den WBC-Gürtel.
Diesen Titel des vierten großen Verbandes hielt bislang Vitali, doch durch dessen politischen Einsatz in Kiew ist der Titel vakant. Am 10. Mai boxen Bermane Stiverne (Kanada) und Chris Arreola (USA) um die Krone, im September könnte der Sieger auf Wladimir treffen. „Ein gigantischer Kampf“, glaubt Manager Bernd Bönte.
So etwas ähnliches hatte Alex Leapai bei seiner Ankunft in Oberhausen allerdings auch noch gedacht.
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