Oberhausen. . Wladimir Klitschko setzt vor dem WM-Kampf am Samstag in Oberhausen gegen Alex Leapai auf die Unterstützung von Bruder Vitali. Im Interview spricht er über Grenzen bei Sport und Politik, Kritik an der sportlichen Qualität seiner Gegner und die Menschen im Ruhrgebiet.

Noch wird gelächelt. Noch wird geflachst. Der ukrainische Weltmeister Wladimir Klitschko (38) und sein australischer Herausforderer Alex Leapai (34) traten am Mittwoch zum ersten Mal im Einkaufzentrum Centro in Oberhausen bei einer gemeinsamen Veranstaltung in den Ring: Diesmal streng getrennt voneinander für ein lockeres Showtraining.

Vitali Klitschko kommt "zu 99 Prozent"

Das wird sich beim Kampf am Samstagabend wenige Meter weiter in der König-Pilsener-Arena ändern.Aus dem Umfeld des Klitschko-Teams heißt es, es sei zu „99 Prozent“ sicher, dass Vitali Klitschko in Oberhausen bei Bruder Wladimir in der Ecke stehen wird.

Im Interview mit unserem Reporter Dirk Hein spricht Wladimir Klitschko über einen Kampf zwischen Sport und Politik.

Sie haben vor ziemlich genau 17 Jahren zuletzt in Oberhausen geboxt. Was verbindet Sie mit den Menschen im Ruhrgebiet?

Wladimir Klitschko: Uns verbindet die Liebe zum Sport. Und das betrifft Frauen, Männer und Jugendliche gleichermaßen. Ich freue mich über jeden, der sich für den Boxsport und die Klitschko-Brüder interessiert. Es stehen am Samstag zwei Kontrahenten im Ring, die versprochen haben, dass sie den Kampf gewinnen werden. Alex Leapai hat seine Fans und ich habe meine. Wir treffen uns alle gemeinsam in einer Halle. Dann werden wir sehen, wer der stärkere im Ring ist.

Ist Ihnen egal, wie viele Menschen Ihren Kampf in der Halle sehen?

Klitschko: Ich spüre jeden einzelnen Zuschauer. Am Anfang ist das wie ein Tunnel, weil ich mich ganz auf den Kampf konzentriere. Ich weiß aber genau, wo meine Leute sitzen - wer was sagt und wer was schreit. Ich beachte die Zwischenrufe nicht mit meinen Augen und meinem Kopf, aber ich registriere ganz genau, was in der Halle passiert. Ich höre alles!

Kritiker werfen Ihnen vor, dass Ihre Gegner für Sie nicht gerade die größte sportliche Herausforderung seien…

Klitschko: Ach, das höre ich vor jedem Kampf. Viele haben auch nicht gedacht, dass ich gegen Corrie Sanders oder Lamon Brewster verlieren könnte. Aber das Gegenteil ist geschehen. Man darf niemals einen Gegner unterschätzen. Jeder Gegner hat hart trainiert und sich lange vorbereitet. Jeder möchte doch unbedingt Weltmeister werden.

Durch die Krise in der Ukraine wird es am Samstag nicht nur um Sport gehen, sondern auch um Politik. Wo würden Sie eine Grenze ziehen?

Klitschko: Viele sagen, dass der Sport nichts mit der Politik zu tun hat. Aber ich sehe, dass das Gegenteil der Fall ist. Sport hat eine ganze Menge mit Politik zu tun. Sport hat auch viele wirtschaftliche Einflüsse. Sport ist ein Teil der Gesellschaft und doch dafür da, um zu verbinden und nicht, um zu teilen. Darum finde ich es sehr schade, dass mein Kampf am Samstag nicht in Russland übertragen wird und verboten ist.

Klitschko im Centro

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Wie wichtig ist es, dass Sie sehr wahrscheinlich auch Ihr Bruder Vitali am Ring in Oberhausen unterstützen wird?

Klitschko: Ich fühle mich sehr gut dabei, denn ich vermisse meinen Bruder. Ich habe ihn lange nicht mehr gesehen und freue mich, dass er wie in den alten Zeiten in meiner Ringecke stehen wird.

Wie häufig haben Sie Kontakt?

Klitschko: Ich spreche jeden Tag mit ihm.