Frankfurt/Main. Die beiden Fußballspieler Robert Mak und Ashley Cole waren sich offenbar der großen Tragweite nicht bewusst, als sie über Twitter Beleidigungen gegen Trainer bzw. Verband losließen. Cole droht eine Strafe von 250.000 Euro, Maks Fall soll “intern geregelt“ werden“. Auch andere Sportler nutzen den Kurznachrichtendienst Twitter, um öffentlich Frust abzubauen.

Es passen nicht viele Worte rein in so eine Nachricht bei Twitter. 140 Zeichen, um genau zu sein. Inklusive Leerzeichen. Die Wirkung kann trotzdem beträchtlich sein. Vom öffentlichen Aufschrei bis zu saftigen Geldstrafen für den Absender. Doch abschreckend scheint dies nicht zu wirken. Mit der wachsenden Bedeutung der sozialen Netzwerke im Internet nimmt auch eine Unart zu: Die Verunglimpfung im Stakkato-Stil statt der Suche nach dem gepflegten internen Diskurs.

Robert Mak vom Fußball-Bundesligisten 1. FC Nürnberg hat es zuletzt getan. Und Ashley Cole, englischer Nationalspieler in Diensten des FC Chelsea. "Skurveny Trener" twitterte Mak in seiner Heimatsprache Slowakisch. Was übersetzt so viel heißt wie: "Verdammter Trainer." Cole bezeichnete den englischen Verband FA in einem Tweet als "twats", also einen "Haufen von Idioten".

Angelegenheit soll intern geregelt werden

Befürworter der Neuen Medien mögen diese Art der Artikulation als authentische Form des Frustabbaus und moderne Art der Kritik gutheißen. Bei den Betroffenen haben die Beschimpfungen kein Verständnis hervorgerufen. "So geht es nicht. Es ist normal, dass im Fußball-Geschäft auf den Trainer geschimpft wird. Aber er muss aufpassen, wo er es macht", sagte Nürnbergs Trainer Dieter Hecking nach der verbalen Entgleisung von Mak.

Da Hecking sich nicht auf das Kommunikations-Niveau seines Spielers begibt, wird er die Angelegenheit intern regeln. "Das wird er merken", sagte Hecking nur noch. Soll heißen: Mak wird für die Unmutsäußerung über seine Auswechslung bei der 0:3-Niederlage beim SC Freiburg zur Kasse gebeten. Da hilft es dem 21-Jährigen auch nicht, dass sein Account inzwischen abgeschaltet ist und er sich bei Hecking entschuldigt hat. Per SMS übrigens.

Ashley Cole muss 250.000 Euro Strafe zahlen

Auch Cole wird bestraft. Nach englischen Medienberichten soll er umgerechnet rund 250.000 Euro löhnen. Noch nicht ganz klar ist, ob Nationaltrainer Roy Hodgson den Linksverteidiger für das WM-Qualifikationsspiel am Freitag gegen San Marino aus dem Kader streicht. Damit würde für Cole vorerst auch ein Jubiläum ins Wasser fallen. Sein anvisiertes 100. Länderspiel am kommenden Dienstag in Polen könnte er sich abschminken.

Coles Klubtrainer Roberto Di Matteo kündigte eine "disziplinarische Maßnahme" an. "Ich bin nicht gegen soziale Medien. Das ist nun mal die Welt, in der wir leben. Aber wir haben eine Social-Media-Politik. Wenn es vernünftig genutzt wird, dann ist es kein Problem", erklärte Di Matteo. Cole hatte mit seiner Beschimpfung auf die Bestrafung von Chelsea-Kapitän John Terry reagiert, der einen Gegenspieler rassistisch beleidigt haben soll und deshalb für vier Spiele gesperrt worden ist. Inzwischen hat sich Cole entschuldigt und den Eintrag gelöscht. Doch für Mak wie für Cole gilt: Erst Nachdenken wäre besser gewesen.

Von "Fans" im Internet bedroht

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Es ist ein schmaler Grat, den die Protagonisten auf der Fußball- und Show-Bühne bei allem Wunsch nach Offenheit beschreiten. Ohne sich dabei selbst ins Abseits zu stellen. "Es muss die Vertraulichkeit in der Gruppe gewahrt werden", hat Nationalmannschaftsmanager Oliver Bierhoff zuletzt betont. Auch die deutschen Nationalspieler hatten schon ihre Probleme mit dem Umgang der Neuen Medien. Als der Leverkusener Andre Schürrle im vergangenen Jahr seine verletzungsbedingte Abreise vorab postete, war Bundestrainer Joachim Löw wenig erfreut. Dortmunds Mats Hummels hatte im Februar mit der Kritik an der Schauspieleinlage des Gladbachers Igor de Camargo ("Man kann auch peinlich und beschämend in ein Pokal-Halbfinale einziehen") ein gewaltiges Echo ausgelöst.

Was Facebook anrichten kann, hat zuletzt der Fall des Ex-Kölners Kevin Pezzoni gezeigt, der von den eigenen "Fans" im Internet bedroht wurde.

Da kommt der jüngste Twitter-Zwist aus der Formel 1 eher harmlos daher. Bald-Mercedes-Pilot Lewis Hamilton hatte vor 1,123 Millionen Twitter-Followern gemault, dass sein McLaren-Noch-Teamkollege Jenson Button ihm nicht mehr "folge". Nicht auf der Strecke wohlgemerkt, sondern bei Twitter. Und auch noch zu Unrecht, wie sich herausstellte. Ein gutes Beispiel, wie eine kleine Nachricht für großen Unfrieden sorgen kann. (dapd)