Bundestrainer Joachim Löw ist kein Fan der sozialen Netzwerke. Seine Nationalspieler dürfen während der EM aber posten und “zwitschern“, wenn sie sich an gewisse Regeln halten.

Fußballerisch hat Joachim Löw die deutsche Nationalmannschaft revolutioniert wie nur wenige Trainer vor ihm. Auch im Ausland äußert man sich positiv über den deutschen Spielwitz, selbst die gefürchtete englische Boulevardpresse hat das Bild von den deutschen Panzern längst im Mottenschrank verstaut. Von modernen Kommunikationsmedien hält Joachim Löw allerdings nicht allzu viel. Er kommuniziert per SMS und Anruf. Zwar werben werben die deutschen Fußball-Nationalspieler an ihrem EM-Standort Danzig mit dem Facebook-Slogan „Gefällt mir“ auf den T-Shirts
um
Sympathien, dennoch gefallen Bundestrainer Joachim Löw und Nationalmannschaftsmanager Oliver
Bierhoff bei weitem nicht alle Aktivitäten in den sozialen
Netzwerken.


„Es darf in Facebook und bei Twitter nichts geschrieben werden
über Verletzungen, Taktik, einfach über Dinge, die nur die Mannschaft angehen“,
sagte Bierhoff, der gemeinsam mit Löw einen EM-Knigge erarbeitet hat. An den
haben sich Kapitän Philipp Lahm und Co. penibel zu halten.


Vor allem Andre Schürrle hörte genau zu, als Manager und Bundestrainer kurz vor
dem EM-Start die Profis noch einmal eindringlich auf den Verhaltenskatalog für
das Turnier in Polen und der Ukraine hinwiesen. Der Leverkusener hatte im
vergangenen November seine Abreise aus dem DFB-Quartier vor dem
Niederlande-Spiel ausgezwitschert.

Schürrle plauderte seinen Ausfall vorzeitig aus

„Kann heute Abend leider nicht spielen, wegen eines grippalen Infektes :((
Sehr, sehr schade, hatte mich schon richtig gefreut :( Liebe Grüße“, twitterte
Schürrle. Die sportliche Leitung der Nationalelf hätte den Ausfall lieber so
lange wie möglich geheim gehalten.

Bei der EM 2012 besteht die Gefahr nicht, dass sich ein Spieler via Facebook
oder Twitter verplaudert. „Wir arbeiten gut und konzentriert
und freuen uns alle, wenn“s endlich losgeht.... Unser einziges Augenmerk liegt
auf dem Spiel gegen Portugal. Ein guter Turnierauftakt ist wichtig“, so lautet
die aktuelle Nachricht von Torhüter Manuel Neuer auf seiner Facebook-Seite.

Mesut Özil, mit weltweit 5,2 Millionen Fans der Facebook-Star in der
DFB-Auswahl, verweist derzeit in vier Sprachen auf den EM-Werbespot seines
persönlichen Ausrüsters. Das sieht man beim Deutschen Fußball-Bund (DFB) nicht
so gerne, da dort seit Ewigkeiten ein anderer Sportartikelhersteller präsent
ist. Auflagen in diese Richtung kann der Verband spätestens seit der freien
Schuhwahl der Nationalspieler nicht mehr machen.

Löw setzt auf herkömmliche Kommunikation

Joachim Löw sieht den Umgang seiner Spieler mit dem Internet relativ gelassen. „Das
ist eine andere Generation. Für sie ist es vollkommen normal, dass sie Bilder
rausschicken, dass sie Dinge in die Öffentlichkeit geben, was sie empfinden
oder was sie so tun“, sagte der 52-Jährige, der selbst lieber auf herkömmliche
Kommunikationswege setzt.


Bierhoff räumte im Gespräch mit dem Sport-Informations-Dienst (SID) ein, dass
es nicht leicht sei, einen gesunden Mittelweg zu finden, zumal der Verband
selbst Nachrichten aus dem DFB-Lager mittels Facebook und Twitter
verbreitet: „Es geht nicht um eine Verneinung der Medien. Aber die
Vertraulichkeit hat uns auch stark gemacht“, sagte Bierhoff: „Wenn sich ein
Spieler auf der Terrasse fotografiert und das Bild dann auf seine
Facebook-Seite stellt, ist das okay. Aber wir müssen aufpassen, dass wir nicht
die Intimität verlieren und den Mannschaftsgeist verraten. Kein Spieler darf
Angst haben, dass plötzlich etwas an die Öffentlichkeit kommt, was er nicht
möchte.“


Auch negative Kommentare über gegnerische Mannschaften, Spieler und
Schiedsrichter sind verboten. „Diese klaren Richtlinien haben wir auch den
Beratern der Spieler mündlich und schriftlich mitgeteilt. Es sind auch keine
Kolumnen oder Tagebücher erlaubt, die wirtschaftlich vermarktet werden“,
berichtete Bierhoff.

Aber nicht nur für die Sozial-Netzwerke haben Löw und Bierhoff klare
Vorstellungen. Auch der Umgang mit Alkohol, Zigaretten oder Besuchszeiten für
Spielerfrauen ist geregelt, wie die Bild-Zeitung schreibt. Demnach hat der
Bundestrainer Bier und Wein in Maßen ausdrücklich genehmigt, zumal ein Gute-Nacht-Trunk
aus medizinischer Sicht absolut unbedenklich sei. Deshalb lässt Löw auch die
Minibars in den Hotelzimmern nicht räumen.

Der Bundestrainer hat grundsätzlich auch nichts gegen eine gelegentliche
Zigarette, obwohl er selbst seit einem Jahr keinen Glimmstängel mehr angesteckt
hat: „Ich würde es keinem verbieten, außer beim Essen oder in einer Sitzung.“
Bis auf eine Ausnahme besteht der 23-köpfige deutsche Kader aber ohnehin aus
Nichtrauchern.

Und wie sieht es mit dem dritten großen Laster aus? Auch das ist geregelt. Am
Tag nach den Spielen dürfen die Spielerfrauen und Freundinnen ins Teamhotel Dwor
Oliwski. (sid/we)