Essen/Mönchengladbach. Alvaro Dominguez muss selbst zwischen zwei Trainingeinheiten „ran“. Der Spanier von Borussia Mönchengladbach spricht im Interview via Twitter über seinen neuen Verein, die Nationalmannschaft und das Aus in der Champions League.
Während so langsam die Nationalspieler von Borussia Mönchengladbach wieder am Niederrhein eintrudeln, absolvierte Gladbachs Spanier die nächste Trainingseinheit. Alvaro Dominguez wurde für die WM-Qualifikation von Spaniens Nationaltrainer Vicente del Bosque nicht berufen. Aber Dominguez passte das gut in den Kram. Der Abwehrspieler verpasste wegen Olympia schon fast die komplette Vorbereitung der Fohlen und arbeitet sich nun in das System von Trainer Lucien Favre.
Am Mittwoch war DerWesten mit dem Innenverteidiger virtuell zu einem Interview verabredet. Im "Twinterview", einem Interview via Twitter, stellte sich der 23-Jährige den Fragen von DerWesten-Redakteur David Nienhaus. Alleine die Tastatur im Pressezentrum der Borussia bereitete dem Spanier ein paar Probleme. (Das Interview wurde auf Englisch geführt und ins Deutsche übersetzt.)
Hallo @Adominguez15 (Das ist der Twittername von Alavaro Dominguez. Anm. d. Red.). Spaniens Hauptstadt Madrid ist eine Weltmetropole, eine Stadt in der häufig die Sonne scheint. Was vermisst du in Gladbach?
Alvaro Dominguez: @ruhrpoet (Das ist der Twittername von Redakteur David Nienhaus. Anm. d. Red.) Eigentlich vermisse ich nicht wirklich viel. Ich bin ja erst seit zwei Monaten in Mönchengladbach. Vielleicht fehlt mir das Essen in Madrid etwas.
Mit Javi Martínez, Ezequiel Calvente, Daniel Carvajal und dir gibt es gleich vier neue Spanier in der Bundesliga. Was macht die Liga interessant für euch?
Dominguez: Die Bundesliga ist einfach sehr gut organisiert und man hat in Deutschland so gute Voraussetzungen, wie in keinem anderen Land - nächster Tweet - die Stadien sind großartig und die Fans unterstützen ihren Verein bis zum Schluss, was uns Spielern ein gute Gefühl gibt.
War Raùls Wechsel zu Schalke eine Art "Türöffner" für spanische Spieler? Hast du mit ihm gesprochen, bevor du bei Gladbach unterschrieben hast?
Dominguez: Ich habe mit Schalkes Jurado und Diego von Wolfsburg über die Bundesliga gesprochen und sie haben mich ermuntert, nach Deutschland zu wechseln. Und ich glaube, das war eine gute Entscheidung von mir.
Warum? Kann man Atlético Madrid vielleicht auch ein bisschen mit Borussia Mönchengladbach vergleichen?
Dominguez: Ich will in meiner Karriere Dinge ausprobieren, wie zum Beispiel in einem anderen Land zu leben, neue Sprachen zu lernen und natürlich in anderen Ligen zu spielen - nächster Tweet - beide Klubs haben fantastische Fans und sind Traditionsvereine in großartigen Ligen. Das finde ich toll.
Wenn du schon von der Sprache sprichst: Wie kommunizierst du momentan mit deinen Mannschaftskameraden? Spricht jemand Spanisch im Kader der Borussia?
Dominguez: Ja, Juan Arango und Igor de Camargo sprechen Spanisch und mit den anderen spreche ich Englisch. Das ist überhaupt keine große Hürde, denn alle sprechen wirklich gut Englisch.
Und wie ist dein Deutsch? Du bist geholt worden, um Publikumsliebling Dante zu ersetzen. Wie groß sind die Fußstapfen die der Brasilianer hinterlassen hat?
Dominguez: My German is "sehr gut" (lacht). Ich weiß, dass Dante von den Fans in Gladbach geliebt wurde. Aber ich werde hundert Prozent Einsatz geben, um ihn so gut es geht zu ersetzen.
In einigen Boulevard-Blättern wirst du schon „Dominator Dominguez“ genannt. Was sind deine Stärken und woran musst du noch arbeiten?
Dominguez: Ich bin erst 23 Jahre alt und natürlich muss ich noch an ganz vielen Dingen arbeiten. Aber ich kann schon auf eine beachtliche Anzahl an internationalen Spielen zurückblicken - nächster Tweet - Ich versuche im Strafraum immer kompromisslos zu Werke zu gehen und in der Spieleröffnung gute Pässe zu spielen.
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Du hast deine internationale Erfahrung angesprochen - du weißt, wie man die UEFA Europa League gewinnt. Mit Atlético konntest du diesen Titel zwei Mal feiern. Bringst du internationale Siegermentalität mit nach Gladbach?
Dominguez: Das will ich hoffen. Wir haben ein gutes Team, um im Europapokal weit zu kommen. Auch wenn das nicht ganz einfach wird. Internationale Spiele sind hart. Aber sie machen auch unheimlich viel Spaß.
Deine zweite Partie im Trikot der Borussia war das Champions-League-Playoff-Spiel gegen Dynamo Kiew - eine enttäuschende Erfahrung für Gladbach nach 15 Jahren europäischer Abstinenz. Was habt ihr aus dem Spiel gelernt?
Dominguez: Meiner Meinung nach hätten wir es nicht verdient gehabt, das Spiel zu verlieren. Aber so ist Fußball. Ich denke, wir werden aus den beiden Spielen unsere Erfahrungen für die kommenden Aufgaben im Europapokal ziehen.
Spaniens del Bosque wird sich "für Legionäre interessieren müssen"
Hast du Spaniens Nationaltrainer Vicente del Bosque schon nach Mönchengladbach eingeladen, um dich bei der Borussia spielen zu sehen?
Dominguez: Ganz ehrlich: Er kann immer kommen, wann er will. Er ist immer eingeladen. Ich hoffe natürlich, dass er möglichst viele Bundesliga-Spiele in diesem Jahr sieht.
Du hast bislang zwei Mal im Trikot der „La Furia Roja“, der spanischen Nationalmannschaft, gespielt. Aber mit Ramos und Pique spielen zwei Spieler auf deiner Position, an denen man nicht so einfach vorbeikommt, oder?
Dominguez: Natürlich sind das herausragende Spieler. Aber ich werde nicht aufgeben und über Borussia Mönchengladbach versuchen, mich weiter für die spanische Nationalmannschaft anbieten. Man wird sehen, was passiert.
Ist del Bosque ein Trainer, der sich auch andere Ligen anguckt? Die meisten Nationalspieler Spaniens spielen ja im eigenen Land.
Dominguez: Mittlerweile sind viele Landsleute von mir nach England gewechselt und - wie du bereits gesagt hast - auch in die Bundesliga. Alleine deshalb muss er sich jetzt für die Legionäre interessieren.
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Vielleicht folgt er dir ja auf Twitter. Ist dein Account dort eine Art "Nabelschnur" in die Heimat? Oder ist es nur Spaß?
Dominguez: Ich nutze Twitter, um mit Leuten in Spanien in Verbindung zu bleiben. Und das führt dazu, dass es natürlich auch Spaß ist.
In Deutschland wird das Thema "soziale Medien" mit Twitter, Facebook und Co. sehr streng behandelt. Wie wurde das bei Atlético Madrid behandelt?
Dominguez: Ob in Spanien oder Deutschland: Spieler sollten einfach wissen, was sie auf Twitter veröffentlichen können - Atlético hat immer an die Eigenverantwortung der Spieler geglaubt.
So wie du in diesem Twinterview. Danke für deine Zeit.
Dominguez: It’s been a pleasure. Tschüss
Was ist ein Twinterview?
Es ist ein Interview der etwas anderen Art. „14 Fragen in 140 Zeichen“ heißt die neue Serie bei DerWesten, in der Sportler über den Kurznachrichtendienst „Twitter“ interviewt werden – ein Twinterview. Das Twinterview soll nicht durch den Standard eines normalen Interviews oder besonderen Tiefgang bestechen. Es ist ein Interview für zwischendurch.
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