Essen. Nach zweieinhalb Jahren ist Christoph Dabrowski nicht mehr RWE-Trainer. Er erarbeitete sich an der Hafenstraße Respekt und Vertrauen - auch, als fast alle gegen ihn waren.
Alle Augen auf Uwe Koschinat - gegen den VfB Stuttgart II (2:2) feierte der neue Trainer von Rot-Weiss Essen sein Heimdebüt an der Hafenstraße. Seinem Vorgänger Christoph Dabrowski traute der Vorstand nicht mehr zu, die Mannschaft aus der Krise zu führen. Erstmals überhaupt ging in ein Drittliga-Heimspiel mit einem anderen Trainer als „Dabro“, der immerhin kurz Erwähnung fand. „Danke für alles Geleistete an Christoph Dabrowski“, schob RWE-Anpeitscher Christian Ruthenbeck ein, bevor er die Mannschaftsaufstellung ankündigte, bekam dafür zustimmenden Applaus.
Zweieinhalb Jahre und 111 Spiele lang war Christoph Dabrowski Trainer von Rot-Weiss Essen - nach dem desaströsen 0:3 gegen 1860 München hatte der Vorstand ihn von seinen Aufgaben entbunden. Nach diesem Spiel war Dabrowski noch persönlich bei den Fans gewesen, hatte den Austausch gesucht. Kurz drauf war er nicht mehr Trainer.
Den Abschiedsgruß aus der Kurve gab es beim ersten Spiel nach dem Trainerwechsel in Osnabrück: „Standhaft geblieben, Haltung bewiesen - danke Dabrowski“, stand auf einem Spruchband im Essener Fanblock.
Rot-Weiss Essen: Dabrowski gewann das Vertrauen der Fans
An der Hafenstraße erlebte der frühere Kapitän des VfL Bochum eine sehr emotionale und kräftezehrende Zeit. Gleich in seiner ersten Saison gab es große Probleme. Nach dem RWE-Aufstieg übernahm er eine Mannschaft, die er nicht zusammengestellt hatte. Der Revierklub tat sich schwer, sicherte in Dabrowskis erster Saison dennoch den Klassenerhalt. Vielen Fans dieses hochemotionalen Klubs reichte das nicht, sie forderten zum Saisonende den Rauswurf des Trainers. Vor einem RWE-Heimspiel wurden zahlreiche Plakate mit der Aufschrift „Dabrowski raus“ hochgehalten und an die Zäune geklebt.
Dabrowski zerbrach jedoch nicht an dieser Drucksituation, sondern ging in die Offensive. In der folgenden Sommerpause suchte er den Dialog mit der aktiven Fanszene. Das war ein kluger Schritt, der ihm viel Respekt bei der Anhängerschaft einbrachte. Und auch sportlich ging es in die richtige Richtung.
RWE-Aderlass kostete Dabrowski letztlich den Job
Der damalige RWE-Chef Marcus Uhlig schenkte ihm das Vertrauen und Dabrowski zahlte es nach einer kritischen Phase zu Beginn der letzten Saison zurück. Der 46-Jährige entwickelte die Mannschaft weiter und klopfte ans Tor zur 2. Bundesliga. Ein Erfolg mit Schattenseiten. Viele Leistungsträger verließen den Klub im Sommer, davon konnte sich die Mannschaft nicht erholen und Dabrowski kostete der Aderlass den Job.
Auch nach der 0:3-Niederlage gegen den Löwen, an seinem letzten Arbeitstag an der Hafenstraße, stellte er sich vor seine Mannschaft und verzichtete darauf, einzelne Spieler öffentlich zu kritisieren. Das hielt die RWE-Verantwortlichen nicht davon ab, sich von Dabrowski zu trennen, bei der Mannschaft und den Fans erarbeitete er sich so aber viel Respekt.
Rot-Weiss Essen: Pfeifer bedankte sich für Dabrowskis Einsatz
Der Verein verabschiedete den Trainer mit einem recht nüchternen Statement, in dem Vorstand Marc-Nicolai Pfeifer sich für Dabrowskis Einsatz bedankte: „Christoph hat vom ersten Tag an die Werte gelebt und verkörpert, die den Verein ausmachen, beispielsweise Ehrlichkeit, Authentizität und Ehrgeiz.“ Man habe aber handeln müssen.
Der Ex-Trainer selbst kam in der Mitteilung nicht zu Wort. Warum dieses Statement so ausfiel, erklärte Essens Sportlicher Leiter Christian Flüthmann am Rande des Spiel in Osnabrück gegenüber Magenta: „Wir haben ihm das offen gelassen und es war in erster Linie von ihm nicht gewünscht. Das haben wir respektiert. Wir haben ihm den Dank ausgesprochen, aber er wollte von sich aus nichts mehr mitgeben“, so Flüthmann über Dabrowski, der sich seit der Entlassung noch nicht öffentlich geäußert hat. Auch auf Nachfrage dieser Redaktion hat der Ex-Profi, der bei RWE noch bis 2026 einen Vertrag hat, bisher auf ein Statement verzichtet.
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