Essen. Rot-Weiss Essen hat mit Blick auf den Winter-Transfermarkt Bedarf auf der Sechser-Position. Hier sind einige realistische Kandidaten für RWE.
Die aktuelle Saison in der 3. Liga ist für Rot-Weiss Essen noch nicht so verlaufen, wie es sich die RWE-Verantwortlichen trotz eines Umbruchs im vergangenen Sommer vorgestellt hatten. Der Revierklub steckt im Tabellenkeller der 3. Liga rutschte durch die 0:1-Niederlage beim 1. FC Saarbrücken am Sonntag unter den Strich. Abstiegsangst macht sich breit an der Hafenstraße.
Den einen oder anderen Verlust konnte RWE zur neuen Saison nicht auffangen. Das größte Problem des Teams von Trainer Christoph Dabrowski in der laufenden Saison ist, dass der Abgang von Vinko Sapina im Sommer nicht adäquat aufgefangen wurde. Zu diesem Ergebnis kommen die Experten für Datenanalysen von Createfootball.
Rot-Weiss Essen vermisst Vinko Sapina
Durch den Verlust des Kapitäns ist die Balance im Mittelfeld abhandengekommen, als absichernder Sechser hat Sapina den Offensivdrang seiner Nebenleute stets abgefangen, eine Rolle, die weder Torben Müsel noch Jimmy Kaparos erfüllen, da beide selbst zu offensiv ausgerichtet sind. Dadurch wird RWE häufiger überspielt als in der Vorsaison, was zu einem erheblichen gegnerischen Chancenplus führt.
Mit seiner Zweikampfstärke am Boden und in der Luft war Sapina in der vergangenen Saison im Abfangen gegnerischer Angriffe enorm wichtig, kein Mittelfeldspieler der 3. Liga gewann mehr Zweikämpfe als der 1,95 Meter große Kroate, der herausragende 59 Prozent seiner Duelle für sich entscheiden konnte. Gleichzeitig gehörte der zu Dynamo Dresden abgewanderte Sapina zu den ballsichersten Spielern der Liga unter Druck, konnte mit seinem präzisen, progressiven Passspiel viele Angriffe einleiten, was Müsel und Kaparos in dieser Saison eher selten gelingt.
Im anstehenden Winter-Transferfenster sollten die Essener parallel zur Stürmersuche versuchen, einen verspäteten Nachfolger für Sapina zu verpflichten. Fraglich wird sein, welche finanziellen Mittel den Kaderplanern zur Verfügung stehen. Die drohende Strafe nach den Fan-Krawallen in Saarbrücken macht es nur noch schwerer für RWE. Dennoch sollte der Klub einen körperlich starken, ballsicheren Sechser mit einer hohen Zweikampf-Intensität, der die Balance zwischen Abwehr und Mittelfeld wiederherstellen kann, auf dem Schirm haben. Die Datenscouting-Profis von Createfootball stellen sechs passende Kandidaten vor.
Rot-Weiss Essen: Diese Sechser wären eine Option
Topkandidat: Tom Baack (25 Jahre, 1,86 Meter, SC Verl, Vertrag bis 2025)
Die RWE-Verantwortlichen haben beim Sechser des Ligarivalen bereits angeklopft und sich nach einer Ausstiegsklausel erkundigt. Da Baack diese nicht in seinem Vertrag besitzt, müssten die Essen eine Ablösesumme bezahlen, um ihn in seine Heimatstadt nach Essen zu locken.
Der 25-Jährige hat nahezu identische Daten vorzuweisen wie Sapina, er verfügt über große Stärken im Bodenzweikampf, gewinnt in der Defensive überragende 66 Prozent seiner Zweikämpfe und ist auch in der Luft durchsetzungsstark. Eine hervorragende Raumverteidigung gehört ebenfalls zu seinen Stärken. Baack fängt viele Pässe ab (fünf pro 90 Minuten) und wird sehr selten überspielt. Er ist dadurch ein idealer Ankerspieler im Zentrum, der auch im Spiel mit dem Ball sehr versiert ist. Der Verler leistet sich kaum Fehlpässe und bringt viele Bälle über gegnerische Linien hinweg ins letzte Drittel. Für RWE wäre Baack ein Königstransfer.
Simon Rhein (26, 1,80 Meter, vereinslos, zuletzt Hansa Rostock)
Der Mittelfeldspieler hat viel Zweitligaerfahrung bei Hansa Rostock gesammelt (57 Einsätze), ist seit dem Abstieg aber vertragslos und auf Vereinssuche. Ein gutes defensives Zweikampfverhalten mit vielen Balleroberungen im Mitteldrittel zeichnet den 26-Jährigen aus. Rhein ist sowohl am Boden als auch in der Luft mit insgesamt 60 Prozent gewonnener Duelle sehr effizient.
Rot-Weiss Essen: Simon Rhein noch vereinslos
Zu seinen Stärken zählt auch ein technisch herausragendes Passspiel, mehr als sieben Pässe pro 90 Minuten finden einen Abnehmer im letzten Drittel. Er ist mit seiner guten Übersicht auch unter Druck in der Lage, das Angriffsspiel anzutreiben. Verwunderlich, dass Rhein im besten Fußballer-Alter noch keinen Klub gefunden hat.
Emin Kujovic (20, 1,90 Meter, 1. FC Köln II, Vertrag bis 2025)
Das Kölner Mittelfeld-Talent ist Leistungsträger in der Regionalliga-Mannschaft, eine Perspektive im Profikader ist aktuell aber nicht gegeben, da auch sein Vertrag im Sommer ausläuft. Kujovic hat eine sehr physische Spielweise und kann mehr als zwölf Balleroberungen pro 90 Minuten vorweisen. Der 20 Jährige konnte sich im Defensivzweikampf im Vergleich zur Vorsaison enorm steigern, sowohl seine Intensität als auch die Effizienz sind auf absolutem Top-Level in der Regionalliga. Die 3. Liga wäre der nächste logische Schritt.
Spielerisch ist Kujovic sehr sicher und hat eine technisch sehr saubere Ballverarbeitung. Er bringt knapp elf Bälle pro 90 Minuten per Pass ins Angriffsdrittel. Ein hervorragender Wert.
Klaus Gjasula (34, 1,90 Meter, Darmstadt 98, Vertrag bis 2025)
Ein sehr klangvoller Name im Profifußball, der eine neue Herausforderung gebrauchen könnte. Gjasula hat enorm viel Bundesliga- und Zweitligaerfahrung sowie 29 Länderspiele für Albanien vorzuweisen. Auch bei der EM in diesem Sommer war er dabei und erzielte ein wichtiges Tor gegen den WM-Dritten Kroatien.
Klaus Gjasula ist ein starker Balleroberer im Mittelfeld
Der Routinier spielt bei Zweitligist Darmstadt 98 nur noch eine sehr untergeordnete Rolle. Er hat keine hohe Laufintensität, dafür ein starkes Stellungsspiel im Sechserraum, der Albaner gewann in der vergangenen Bundesligasaison überragende 67 Prozent seiner Defensivduelle.
In der eigenen Hälfte ein aggressiver Balleroberer mit physischer Stärke. Dazu kopfballstark und mit sicherem Passspiel. Gjasula neigt eher zu Kurzpässen, bringt den Ball aber auch präzise über längere Distanz ins letzte Drittel. Er würde mit seiner Erfahrung im Abstiegskampf sofort helfen.
Tim Kloss (20, 1,90 Meter, 1860 München, Vertrag bis 2025)
Ein Talent aus dem Nachwuchs der Münchner Löwen. Kloss kommt bei der Drittliga-Konkurrenz bisher nur auf drei Startelfeinsätze, sein Vertrag läuft im Sommer aus. Er wäre daher im Winter ein potentielles Schnäppchen mit viel Entwicklungspotential.
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Kloss verfügt bereits über ein sehr starkes defensives Skillset, führt knapp zehn Defensivzweikämpfe pro 90 Minuten, von denen er starke 64 Prozent gewinnt. Er ist einer der zweikampfstärksten Spieler im 1860-Kader. Hervorragendes Stellungsspiel im eigenen Drittel. Hauptsächlich kurzes Passspiel ohne viel Risiko (87 Prozent Passgenauigkeit), sorgt allerdings eher selten für Raumgewinn.
Rot-Weiss Essen könnte für ein Leihgeschäft beim VfL Bochum anfragen
Niklas Jahn (20, 1,72 Meter, VfL Bochum, Vertrag bis 2027)
Niklas Jahn kam im Sommer vom Regionalligisten 1. FC Nürnberg II zum VfL Bochum. Der zentrale Mittelfeldmann hat bereits sechs Mal in der Oberliga gespielt (kein Tor, eine Torvorlage). Im Kader der Profis war er nur beim Pokalspiel in Regensburg. Bis 2027 steht Jahn beim VfL unter Vertrag. Ein Leihgeschäft wäre der nächste sinnvolle Schritt für das Sechser-Talent.