Sotschi. Das überraschende Eiskunstlauf-Gold der 17 Jahre alten Russin Adelina Sotnikowa in Sotschi hat für große Empörung gesorgt. Katarina Witt fordert die Anonymität der Jury aufzuheben. Im Internet erreichte eine Petition auf der Plattform “change.org“ mehr als 1,3 Millionen Unterschriften wütender Fans.

Die zweimalige Olympiasiegerin Katarina Witt fordert nach der äußerst umstrittenen Eiskunstlauf-Entscheidung für Adelina Sotnikowa die Anonymität der Jury aufzuheben. Das überraschende Eiskunstlauf-Gold der 17 Jahre alten Russin hat für große Empörung gesorgt. Viele hatten die Olympia-Zweite Kim Yu-Na aus Südkorea vorn gesehen.

Auf den Onlineseiten der kalifornischen Plattform "change.org" (mehr als 25 Millionen Nutzer) vermehrten sich die Einträge in rasanter Geschwindigkeit. Die Plattform vermeldete die schnellstwachsende Online-Petition ihrer Geschichte. Weit mehr als 1,3 Millionen Menschen haben dort bisher gegen das Jury-Urteil protestiert. Zwischenzeitlich, teilte "change.org" mit, hätten 100.000 Menschen innerhalb von 15 Minuten unterschrieben. Die Petition wurde direkt nach dem Wettbewerb am Donnerstag gestartet.

"Change.org" meldet Rekord-Beteiligung bei Online-Petition

Auch in den internationalen Medien ist Eiskunstlauf-Debatte das Thema: Die Tageszeitung "USA Today" (Freitag) schrieb von einer "Kontroverse", das südkoreanische Blatt "Korea Times" fragte in der Freitagsausgabe polemisch "Skandal oder Eislauf?", der italienische "Corriere dello Sport" wertete das Urteil als "Unrecht".

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Sotnikowa verwies am Donnerstag mit 224,59 Punkten die ebenfalls fehlerfreie Vancouver-Olympiasiegerin Kim Yu-Na (219,11) aus Südkorea auf den zweiten Platz. Ein Einspruch gegen die umstrittene Eiskunstlauf-Entscheidung für die Russin Adelina Sotnikowa ist nicht möglich. "Die Wertung ist unantastbar, sie ist wie eine Tatsachenentscheidung nicht anfechtbar", sagte Peter Krick, Eventmanager der Internationalen Eislauf-Union (ISU).

Gleich zwei der neun Preisrichter, die für die umstrittene Punktewertung verantwortlich waren, wurden in den Medien kritisch beleuchtet. Dabei handelt es sich um den Ukrainer Juri Balkow, der wegen versuchter Absprachen bei den Winterspielen 1998 in Nagano bereits für ein Jahr gesperrt war, und die Russin Alla Schechowtsewa. Sie ist mit dem Generaldirektor des russischen Eiskunstlauf-Verbandes, Walentin Pissew, verheiratet. Vom Weltverband ISU gab es am Freitagmorgen noch keine Reaktion.

Witt fordert Anonymität der Jury aufzuheben

"Ich war komplett fassungslos und sauer auf unseren Sport, da muss man sich nicht wundern, wenn sich die Leute abdrehen", sagte die viermalige Weltmeisterin Katharina Witt der Nachrichtenagentur dpa am Freitag in Sotschi. "Im neuen Wertungssystem wollte der Verband die Preisrichter schützen. Aber sie müssen dafür gerade stehen, was sie für Punkte verteilen, sie müssen es erklären können", betonte Witt, die am Freitag die Olympia-Zweite Kim Yu-Na aus Südkorea vorn gesehen hatte.

Das nach dem Skandal von Salt Lake City 2002 veränderte Benotungssystem sei fairer geworden, müsse sich aber weiterentwickeln. "Ich finde das Urteil nicht so schlimm wie in Salt Lake, aber die Diskussion ist ganz wichtig. Genau wie im Fußball, wo immer noch über die Torkamera gestritten wird", führte die 48-Jährige an. 2002 hatte es nach Absprachen bei der Paarlauf-Wertung erstmals in der Geschichte nachträglich Olympia-Gold für zwei Duos gegeben.

Der Eislauf-Verband der USA stellte bereits vor vier Wochen einen Antrag bei der Internationalen Eislauf-Union, die Anonymität der Preisrichter aufzuheben. Im Juni soll beim Kongress in Irland darüber entschieden werden. Die Deutsche Eislauf-Union unterstützt den Antrag. (dihei mit dpa)