Thomas Bach ist nach der Wahl in Buenos Aires oberster Sportfunktionär der Welt: Er könnte sich nun für die Grundideen des Sports einsetzen und gegen Doping kämpfen - lassen sich diese Hoffnungen mit der Wahl-Entscheidung verbinden? Ein Kommentar.

Thomas Bach ist nun der erste Deutsche, der als Präsident des Internationalen Olympischen Komitees zugleich auch der oberste Sportfunktionär der Welt ist. Ist das gut oder schlecht für den deutschen Sport?

Die Frage lässt sich schnell beantworten: Es ist egal.

Wer Hoffnungen oder Wünsche für die Sportnation Deutschland mit der Wahl-Entscheidung für Bach verbindet, kennt die Mechanismen der Szene nicht. Am einfachsten lässt es sich mit einem Blick in die jüngste Vergangenheit erklären: Jacques Rogge hat das IOC zwölf Jahre lang geführt. Er ist Belgier, doch Belgien ist im Sport wegen Rogge weder mehr noch weniger als zuvor in Erscheinung getreten.

Ein Amt als IOC-Präsident bedeutet allerdings weit mehr als den Blick auf nationale Interessen. Das Amt bedeutet eine Chance. Der IOC-Präsident wird überall auf der Welt gehört, er hat Einfluss, er könnte Dinge in Bewegung bringen.

Bach hat von vornherein den Apparat der Sportverbände genutzt

Bachs Vorgänger haben diese Chance nie genutzt. Rogge war bei seinem Amtsantritt vor zwölf Jahren ein Hoffnungsträger. Einer der wenigen Funktionäre, dem man tatsächlich abnahm, dass er sich für Olympische Ideale wie Fairness, Gleichheit und Völkerverständigung einsetzt. Er machte vieles richtig, glänzte aber nicht. Einfach deshalb, weil er im Laufe der Jahre in der Bürokratie des Amtes versank.

Bei Bach ist die Erwartungshaltung genau umgekehrt. Bach ist ein Funktionär, der von vornherein den Apparat der Sportverbände genutzt hat, um sich nach oben zu arbeiten. Er hat dem „System Sport“ gedient, er hat sich und seiner Karriere gedient, und er hat es mit dieser Taktik ganz nach oben geschafft. Es war sein Ziel, sein Lebensplan.

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Es ist nicht verwerflich, einen solchen Plan zu haben. Von der Spitze her lässt sich leichter gestalten. Doch dazu sind Ideale nötig. Eben die Ideale von der Bewegung der Jugend der Welt, die das wichtigste ist, was wir auf dieser Erde haben.

Der 59-Jährige, der 1976 als Fecht-Olympiasieger selbst zu dieser Jugend gehörte, spricht oft von Idealen und Ideen. Man hört seine Worte, doch so recht glauben mag man sie ihm nicht. Bach wirkt, als habe er die Ideale auf der Zunge, im Kopf jedoch eine Registrierkasse.

Aber vielleicht war die Wahl von Buenos Aires ein Befreiungsschlag für Bach. Nun könnte er endlich gestalten, könnte gegen Doping kämpfen und könnte sich für die Grundideen des Sports einsetzen. Es mag naiv sein, bei ihm auf das alles zu hoffen. Aber die Hoffnung stirbt zum Schluss.