Essen. . Thomas Bach, ehemaliger Fechter aus Tauberbischofsheim, tritt in Buenos Aires zur Wahl des IOC-Präsidenten an. Außerdem auf dem Kongress-Programm: die Wahl der Olympiastadt 2020 und die Entscheidung ob Ringen im Programm bleibt.

Jacques Rogge ist ein freundlicher, zurückhaltender Mann. Man kann es sich kaum vorstellen, dass er früher in der belgischen Rugby-Nationalmannschaft gespielt hat. Später wurde er Olympia-Segler, Arzt, Leiter einer Klinik und schließlich 2001 der Präsident des Internationalen Olympischen Komitees. Rogge war eine gute Wahl, doch die Zeit des 70-Jährigen als oberster Sportfunktionär der Welt läuft ab. Auf dem IOC-Kongress, der am Freitag in Buenos Aires beginnt, kann er laut der Olympischen Wiederwahl-Regeln nicht erneut antreten.

Also muss in Argentinien ein neuer Herr der Ringe her. Die Kandidaten haben sich positioniert, mittendrin der Favorit: Thomas Bach, der frühere Fechter aus Tauberbischofsheim. Doch bevor die 103 Mitglieder des IOC-Kongresses am kommenden Dienstag ihren neuen Chef wählen, stehen andere wichtige Entscheidungen an. Der Überblick:

1. Samstag, Wahl der Olympiastadt 2020

Es gibt drei Kandidaten, die es in die Endausscheidung nach Buenos Aires geschafft haben und die die Sommerspiele 2012 ausrichten möchten. Am Samstag können sich Madrid, Tokio und Istanbul noch einmal jeweils 45 Minuten präsentieren, dann wird gewählt.

Istanbul gilt als Außenseiter. Tokio ist finanziell gesehen der zuverlässigste Kandidat, doch im Jahr 2018 richtet Südkorea bereits die Winterspiele aus. Zwei Spiele in kurzer Zeit in Asien erscheinen unwahrscheinlich. Daher ist Madrid bei der Wal der Ausrichterstadt in die Favoritenrolle gerutscht. Finanziell haben die Spanier zwar noch Lücken im Etat, doch die Begeisterung in Madrid ist dafür um so größer.

Auch interessant

2. Sonntag, Entscheidung, ob Ringen im Programm bleibt.

Bei einer Vorauswahl reagierte die Sportwelt im Februar geschockt: Die IOC-Funktionäre hatten Ringen aus dem Programm gestrichen, eine der traditionsreichsten Sport-Disziplinen überhaupt.

Die Ringer kämpften und schafften es mit einer weltweiten Union zurück ins Geschäft: Sogar die politischen Gegner Iran, USA und Russland zogen an einem Strang und machten sich für die Ringer stark. Am Sonntag entscheiden die IOC-Mitglieder unter drei Kandidaten, wer es 2020 ins Olympia-Programm schafft: Ringen, Baseball/Softball oder Squash. Klarer Favorit bei dieser Abstimmung: Ringen.

3. Dienstag, Wahl des neuen IOC-Präsidenten.

Thomas Bach (59) ist seit dem Jahr 2000 Vize-Präsident im IOC, zudem leitet er als oberster deutscher Sportfunktionär den DOSB. In diesen Ämtern hat der Jurist gelernt, diplomatisch geschickt wie kaum ein anderer die Fäden zu ziehen. Er wäre nicht zur Wahl angetreten, wenn er im Hintergrund nicht längst genug Verbündete für sich gewonnen hätte.

Insgesamt gehen sechs Kandidaten ins Präsidenten-Rennen: Der bisherige IOC-Schatzmeister Richard Carrion aus Puerto Rico und der millionenschwere Unternehmer Ng Ser Miang aus Singapur gelten als gefährlichste Gegner für Bach. Die weiteren Kandidaten, Denis Oswald (Schweiz), Sergej Bubka (Ukraine) und Wu Ching-Kuo (Taiwan), werden in der Gerüchteküche auf den Fluren des IOC-Hotels in Buenos Aires lediglich als Außenseiter gehandelt. Allerdings: Bei den IOC-Wahlen hat es im Laufe der Jahre manche Überraschung gegeben.