Unser Reporter Ralf Birkhan ist in London, der Stadt der Olympischen Spiele, und schreibt in seiner Kolumne über seine Erlebnisse. Diesmal schildert er seine Suche nach einem japanischen Olympiasieger.

Der erste Walkman meines Lebens stammte aus Japan. Irgendwann fraß er die Cassetten auf. Ich ging mit der Zeit und kaufte einen MP3-Player, er kam auch aus Japan und ist geklaut worden. Jetzt habe ich das Internet. Ich weiß nicht, ob es aus Japan kommt.

Aber es hilft bei der Olympia-Arbeit. Ich kann vieles nachschauen. Zum Beispiel, welche Elemente die Piaffe beim Dressur-Reiten haben muss. Ob man den Auerbach-Salto gestreckt oder gehockt springt. Oder ob die Siegwertung beim Judo Ipon oder Ippon heißt.

Nur bei den Gesichtern der über 10.000 Athleten wird es schwierig.

Bei Uchimura geht die Sonne auf

Nach dem Turnen warten alle auf den japanischen Olympiasieger Kohei Uchimura. Jemand ruft: „Uchimura kommt.“ Tatsächlich, da ist er, aber er will vorbei huschen. Man weiß aus dem Internet, dass der Mann schüchtern ist. „Mister Uchimura?“ Er schaut hoch: „No! Uchimura später.“ Das war einer der japanischen Trainer.

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Aber da kommt Uchimura schon, man erkennt ihn sofort an der aufgehenden Sonne auf der Trainingsjacke. Er bleibt stehen und erzählt von seiner Freundin und vom Leben im Olympischen Dorf. Der Mann ist kein bisschen schüchtern. Doch nun möchte er weg, verständlich. „Schönen Abend noch, Mister Uchimura.“

Er korrigiert: „Tanaka, ich bin Kazuhito Tanaka.“ Tanaka ist auch Japaner und Sechster geworden. Aha! Mein Name ist übrigens Hase, ich weiß von nichts. Und schönen Dank für das Gespräch.