London. Unser Reporter Ralf Birkhan ist in London, der Stadt der Olympischen Spiele, und schreibt in seiner Kolumne über seine Erlebnisse. Er weiß jetzt, dass es mehr weh tut, Prospekte zu behalten als wegzuwerfen. Besonders, wenn das Sicherheitspersonal weiblich ist.
Es gibt im Leben Momente, in denen man im Boden versinken möchte. Und es gibt das, was mir gestern passiert ist.
Zwischen Bus-Haltstelle und meinem Hotel liegt das „Spearmint Rhino“. Der Engländer sagt dazu: Ein Gentlemen’s Club.
Vor der Tür steht ein Mann mit breiten Schultern. Er verteilt Prospekte mit „Leather-Lena“. Leder-Lena trägt außer Handschellen wenig, und der Blick des Mannes mit den breiten Schultern sagt: Wenn du den Prospekt nicht nimmst, kann ich dir verdammt wehtun!
Ich nehme jeden Abend einen Prospekt.
Ich kann Leder-Lena auch nicht in den nächsten Papierkorb werfen. ER würde es sehen und mir verdammt wehtun. Also stecke ich Lena jedes Mal in den Rucksack.
Nackte Brüste flattern aus dem Rucksack
Gestern piepte mein Rucksack bei der Kontrolle am Olympia-Park. Zwei Sicherheits-Beamtinnen befehlen: Auspacken! Reißverschluss auf, ein Prospekt fällt heraus, Leder-Lena liegt auf dem Tisch. Ich greife nach ihr, zu ungeschickt, der Rucksack kippt um, vier weitere Lenas flattern heraus. Über den nackten Brüsten steht: „For good friends“.
Ich bin kein Rhino-Besucher, ich bin mehr: Ein guter Freund.
Ich sage: „Es ist nicht so, wie es aussieht.“ Die Sicherheits-Damen nicken: „Natürlich!“
Ab morgen gehe ich einen anderen Weg zum Hotel.