Duisburg. Die Analyse der Derby-Niederlage offenbart, wie Oberhausens Trainer Sebastian Gunkel den Zebra-Coach Dietmar Hirsch ausmanövrierte.
Das ist Christoph Gebhard
Trainer Christoph Gebhard ist in der Amateur-Fußball-Szene als Taktikfuchs bekannt. In der letzten Saison trainierte er die A-Jugend von Viktoria Buchholz. Mittlerweile bildet er zusammen mit Göksan Arslan das Trainerduo der Buchholzer Bezirksliga-Fußballer. Gebhard ist zudem Fan des MSV Duisburg. Der 47-Jährige verfolgt die Spiele der Zebras nicht nur mit Herzblut, sondern auch als Fachmann mit dem Blick auf das taktische Geschehen auf dem Platz. Für die Sportredaktion analysiert Christoph Gebhard die Spiele der Meidericher.
Zum Topspiel gegen Rot-Weiß Oberhausen entschied sich Dietmar Hirsch für eine Doppel-Sechs im 4-2-3-1. Bookjans musste für Pagliuca weichen. Nach dem Spiel gab Hirsch zu Protokoll, dass seine Team „nicht da“ gewesen sei, die Griffigkeit habe gefehlt und die Zweikämpfe seien nicht angenommen worden. Das lag vor allem an den Gästen, die sich einen komplexen Matchplan zurechtgelegt hatten. RWO spielte den MSV im eigenen Stadion zeitweise her.
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Gegen den Ball unterschieden sich beide Teams nicht elementar. Wie der MSV arbeiteten auch die Kleeblätter mit klaren Mannorientierungen, spiegelten die Formation der Zebras bei deren Ballbesitz, sodass sich ein 3-1-4-2 ergab, aus dem fast ununterbrochen angelaufen und Druck gemacht wurde. Entsprechend umkämpft war das Spiel.
Entscheidend waren die Ballbesitzphasen. Dort hatte sich RWO-Trainer Sebastian Gunkel viel überlegt. Sein Team wollte den Ball nicht nur behaupten, sondern ihn auch nutzen. Es ging darum, den MSV zu destabilisieren und stetig Zuordnungsprobleme zu erzeugen. Dazu gehörten: intelligent abgestimmte Rochaden der drei offensivsten Spieler, asymmetrische und flexible Aufbaustrukturen, Überladungen des linken Flügels, klug synchronisierte gegenläufige Bewegungen und gegnerbindendes Andribbeln.
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Sowohl der Ballbesitz als auch die Mannorientierungen wurden immer wieder genutzt, um Duisburger Spieler anzulocken. RWO zog die Zebras aus ihren Positionen und manipulierte die defensive Statik des MSV. Die dadurch geöffneten Räume wurden sofort neu besetzt. RWO versuchte sie zu bespielen. Auch wenn nicht jede Aktion technisch perfekt umgesetzt wurde, war das Ballbesitzspiel der Kleeblätter von der Ideenvielfalt das Beste, was ich diese Saison in der Regionalliga gesehen habe. Zudem nahmen die Gäste mit ihrer Ballsicherheit den Zebras deren Stärke im Umschaltspiel.
Diese hatten vor allem in den ersten 60 Minuten keine Antworten auf das Pressing der Gäste. Im Flachpassspiel fehlte es an Mut, Abläufen, Synergien und taktischen Ideen. Der Notfallplan war meist ein langer Ball in Richtung Fakhro, der gegen Ex-Zebra Öztürk aber kein Land sah.
RWO zeigte gegen den MSV Duisburg mehr spielerische Klasse
Zur zweiten Hälfte stellte Hirsch auf 4-1-4-1 um und reagierte personell mit mehr zentraler Spielstärke und Kreativität. Die Zebras kamen besser ins Spiel, auch weil die Oberhausener etwas an Intensität gegen den Ball und Flexibilität mit Ball einbüßten. Der MSV konnte die Partie ausgeglichener gestalten. Trotzdem blieb es bei der verdienten 0:2-Niederlage.
RWO zeigte mit einem halb so teuren Kader eine Fülle von taktisch anspruchsvollen Lösungen. Der Auftritt widersprach dem Klischee vom einfachen Regionalliga-Fußball. Diese Lösungen hätte ich mir beim MSV gewünscht. Nicht fehlende Bereitschaft oder mangelnde Zweikampfstärke haben das Derby entschieden. Was den Unterschied ausmachte, war ein Plus an taktischer Finesse und spielerischer Klasse.