Duisburg. Der Verein erklärt, warum das US-Unternehmen als Partner nicht mehr tragbar ist. Welche Folgen hat das für die Gesellschafterstruktur?

Das erste Foto der Mannschaft des MSV Duisburg könnte Sammlerwert bekommen. Die Kicker auf dem Bild tragen Arbeitskleidung von Ausrüster Capelli. Das wird sich ändern. Der Fußball-Regionalligist teilte am Mittwoch mit: „Die mit Capelli im Jahr 2017 für acht Spielzeiten – also bis zum Ende der Saison 2024/25 – getroffene Vereinbarung gilt nur für die ersten drei Ligen und ist darüber hinaus vom MSV jetzt gekündigt worden.“ Michael Preetz, Geschäftsführer des MSV Duisburg, erklärte zudem, dass der Verein zeitnah einen neuen Ausrüster präsentieren werde. Offenbar hat man sich auf den Ernstfall vorbereitet.

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Hintergrund der Trennung von Verkaufstisch und Trikot sind nach Angaben des Spielvereins ausstehende Zahlungen von Capelli. Die „hohen Zahlungsrückstände“ sollen sich nicht nur auf die aktuell abgelaufene Saison beziehen. Die Rede ist von einem deutlich sechsstelligen Betrag. Der MSV erklärte in seiner Pressemitteilung, man werde „die noch offenen Forderungen auf dem Klageweg einfordern“.

Da verstand man sich noch: MSV-Präsident Ingo Wald (Mitte) und Capelli-Europachef Kay Mourheg (rechts) bei der Pressekonferenz zum Einstieg des Unternehmens beim MSV im Dezember 2015.
Da verstand man sich noch: MSV-Präsident Ingo Wald (Mitte) und Capelli-Europachef Kay Mourheg (rechts) bei der Pressekonferenz zum Einstieg des Unternehmens beim MSV im Dezember 2015. © FFS | Michael Dahlke

Kay Mourheg, President Europe von Capelli Sport, antwortete auf die Frage, ob sein Unternehmen allen Zahlungsverpflichtungen nachgekommen sei: „Es gibt Dinge, die strittig sind, die diskutiert wurden und diskutiert werden. Es gibt in einer Geschäftsbeziehung immer Zahlungsverpflichtungen, die offen sind oder die vielleicht noch getätigt werden, oder bemängelt werden oder angefochten werden.“ Mourheg sieht die Kündigung als „rechtliche Absicherung“ von Seiten der MSV-Geschäftsführung. Überrascht habe ihn der Schritt nicht. Ihn habe „die Gangart im Vorhinein, mit so etwas umzugehen“, überrascht.

„Es ist bedauerlich, dass eine langjährige Geschäftsbeziehung derart endet. Wir sind allerdings an einen Punkt gekommen, an dem wir einen Schlussstrich ziehen müssen.“

Michael Preetz
MSV-Geschäftsführer

Michael Preetz stellt dagegen laut MSV-Pressemitteilung klar: „Ich war seit meinem ersten Arbeitstag bemüht, eine partnerschaftliche Lösung mit Capelli zu erzielen. Es ist bedauerlich, dass eine langjährige Geschäftsbeziehung derart endet. Wir sind allerdings an einen Punkt gekommen, an dem wir einen Schlussstrich ziehen müssen.“

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Was zunächst nach einem handelsüblichen Dissens unter Geschäftspartnern klingt, hat eine durchaus brummende Basslinie: Capelli Sport ist mit 40,1 Prozent Anteilseigner an der Profibetriebsgesellschaft. In seiner Pressemitteilung lässt der MSV wissen: „Die Gesellschafterstruktur innerhalb der MSV Duisburg GmbH & Co. KGaA bleibt unberührt.“ Kay Mourheg sagt: „Unsere Anteile stehen nicht zum Verkauf.“ Wie lange das so bleibt, wird sich zeigen. Der Präsident sagt über das gestörte Klima: „Das müssen wir noch bewerten, wie wir damit umgehen.“ Zur Raumtemperatur so viel: Der MSV hat seine Absichten Capelli erst am Mittwochnachmittag zeitgleich mit der Pressemitteilung wissen lassen.

MSV Duisburg: Vorstand trägt Entscheidung mit

Wie ernst der Viertligist die Sache nimmt, lässt sich an einem weiteren Detail festmachen. Im Frage-und-Antwort-Teil der Pressenotiz ist zu lesen: „Droht dem MSV durch die Situation finanziell das Aus? Nein. Der MSV hat großartige Partner, die den Verein in den vergangenen Jahren immer wieder unterstützt haben. Gemeinsam mit ihnen werden wir auch diese Situation bewältigen.“ Der Vorstand des MSV sei in die Entscheidung eingebunden gewesen und trage die Entscheidung zu 100 Prozent mit, so Präsident Ingo Wald laut MSV-Pressetext. Das Wald-Zitat zum Thema: „Es ist aber unsere Verpflichtung, weiteren Schaden vom Spielverein abzuwenden.“

„Es gibt in einer Geschäftsbeziehung immer Zahlungsverpflichtungen, die offen sind oder die vielleicht noch getätigt werden, oder bemängelt werden oder angefochten werden.“

Kay Mourheg
President Europe von Capelli Sport

Die Kündigung hat zudem eine unmittelbare Folge: „Der MSV hat den Vertrag mit Capelli am 19. Juni 2024 gekündigt. Damit erlischt das Recht von Capelli auf den Betrieb des ZebraShops.“ 2021 hatte das Unternehmen den ZebraShop übernommen. Der MSV teilt aber mit: „Das gesamte Ticketing war und bleibt in MSV-Hand. Die Dauerkarte – und später auch Tageskarten – wird es weiter in den Räumlichkeiten des ZebraShops in der Schauinsland-Reisen-Arena geben.“ Über mögliche geänderte Öffnungszeiten werde man informieren.

Wer sich sorgt, dass die Kicker ab Donnerstag ohne Hemd und ohne Höschen dastehen, kann beruhigt werden: Offiziell endet die Saison am 30. Juni. Bis dahin sollten die Zebras ihre Dienstkleidung von Capelli weiter überstreifen dürfen. Und danach? Der neue MSV-Ausrüster werde zunächst das Regionalliga-Team und die beiden männlichen U19- und U17-Nachwuchsmannschaften einkleiden. Für alle übrigen Teams bemühe man sich um eine kurzfristige Lösung, so die Zebras.

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