Monza. . Das italienische Formel-1-Team steht vor dem Heimrennen in Monza besonders unter Druck. Vor dem Großen Preis von Italien am Sonntag hat der Spanier Fernando Alonso einen Rückstand von 46 Punkten auf Sebastian Vettel.
Die Szenarien gleichen sich. Leidenschaft und Verzweiflung halten sich immer dann bei Ferrari die Waage, wenn Italiens automobiles Nationalteam dem Titel hinterherfährt. In dieser Formel-1-Saison zum fünften Mal in Serie, für den als Imperator verpflichteten Fernando Alonso ist es schon der vierte Anlauf. Die Dramatik ist eine rechnerische: Vor dem Großen Preis von Italien am Sonntag (14 Uhr/RTL live) hat der Spanier einen Rückstand von 46 Punkten auf Sebastian Vettel. Der Heppenheimer hat die Scuderia dreimal nacheinander mehr oder weniger dramatisch düpiert. Das geht an die Substanz, so dass selbst die Samurai-Sprüche von Alonso angesichts der fortgesetzten Hase-Igel-Jagd verblassen.
Ferrari-Chef Luca di Montezemolo vertraut in Momenten der Krise nicht allein seiner ausgezeichneten Rhetorik. Als oberster Mentaltrainer greift er auch in die Trickkiste. Manchmal zieht er Mönchskutten hervor, um die Truppe Demut zu lehren. Diesmal aber, wo es nur noch acht WM-Läufe gibt, um das Steuer herumzureißen, bleibt nur die Aggression: Er hat bei der Betriebsversammlung im Sommer Messer verteilen lassen – mit dem Hinweis, diese von nun an zwischen den Zähen zu tragen.
Zahlreiche Mängel am roten Wagen
Es mangelt an vielem beim aktuellen roten Rennwagen, dem man deshalb den üblichen Beinamen „die Göttin“ versagen muss: Speed, Aerodynamik – und vor allem an der Zuverlässigkeit. Das Beste am Auto ist derjenige, der drinsitzt: Wer Ferrari sagt, meint Alonso. Der instabile Beifahrer Felipe Massa zittert mal wieder um seine Vertragsverlängerung – und so macht sich das halbe Fahrerfeld Hoffnung auf einen Sitz im roten Traditionsrennstall.
Alonso, inzwischen 33 Jahre alt und immer noch nur zweimaliger Weltmeister (die Einschränkung ist gemessen an den Erwartungen und seinem Ego), weiß um seine Ausnahmestellung. Bis 2016 läuft sein Kontrakt, das ist ein Rentenvertrag. Und er weiß auch, was er für seinen Arbeitgeber wert ist. Weshalb er die üblichen motivierenden Ansprachen nach Siegen und Niederlagen in der letzten Zeit etwas kritischer gestaltet hat. Und prompt gab es einen Rüffel von Montezemolo, der ausrichten ließ: Niemand sei größer als Ferrari. Zusatz: „Große Fahrer haben das immer verstanden.“ In der Krise fehlt Alonso bislang das Schumi-Gen.