Monza. Mit einem Sieg in Monza will Sebastian Vettel gleich mehrere Fliegen mit einer Klappe schlagen: Der dreifache Formel-1-Champion könnte damit einen wichtigen Schritt zu Titel Nr. 4 in Serie machen und seinen Hauptrivalen Alonso und Ferrari besonders ärgern.
Der historische Triumph als Jungspund oder die frustrierende Pleite im Vorjahr: Mit dem Großen Preis von Italien verbindet Sebastian Vettel völlig widersprüchliche Gefühle. Beim Europafinale der Formel 1 an diesem Wochenende in Monza will der dreifache Champion wieder "Gänsehaut pur" erleben wie bei seinem spektakulären Sieg 2008, als er sich zum jüngsten Grand-Prix-Gewinner der Geschichte krönte. "Das Gefühl, erstmals ganz oben auf dem Podium zu stehen, ist unbeschreiblich", versicherte der Red-Bull-Pilot.
Für Vettel geht es im Königlichen Park aber nicht nur um Gefühle und schöne Erinnerungen. In erster Linie will er mit einem Sieg auf dem legendären Hochgeschwindigkeitskurs den nächsten Schritt zur Titelverteidigung machen und seinen Hauptkonkurrenten Fernando Alonso beim Ferrari-Heimrennen weiter distanzieren - und demütigen. Kleiner, aber reizvoller Nebeneffekt: Sollte der 31-malige Grand-Prix-Gewinner an diesem Sonntag (14 Uhr, RTL, Sky und live in unserem Ticker) in Monza als Erster durchs Ziel fahren, würde er mit dem Spanier in der Siegstatistik gleichziehen.
Gewissenhaft und geheim vorbereitet
Mit einem Spezialtraining am Firmensitz in Milton Keynes hat sich Vettel gewissenhaft auf dieses Schlüsselrennen vorbereitet. Logisch, dass der Heppenheimer dazu keine Details preisgab. "Natürlich sieht es im Moment für uns gut aus. Aber wir müssen Schritt für Schritt gehen und Rennen für Rennen nehmen", sagte Vettel vor dem zwölften Saisonlauf. "Ich versuche da immer, etwas auf die Bremse zu treten." Der 26-Jährige Heppenheimer weiß aber zu genau, dass sein Red Bull derzeit das beste Auto und er Favorit auch im "Feindesland" ist.
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Vor dem Großen Preis von Italien führt Vettel die WM-Wertung mit 197 Punkten und 46 Zählern Vorsprung vor Alonso (151) an. Vorjahressieger Lewis Hamilton (139) und Kimi Räikkönen (134) liegen schon deutlich zurück. Von ihnen droht vorerst keine Gefahr. Gewinnt Vettel zum dritten Mal auf dem 5,793 Kilometer langen Kurs, kommt es einer Vorentscheidung im Titelkampf gleich, auch wenn er in dieser Frage ebenfalls bremst: "Das ist vielleicht ein bisschen euphorisch."
In der nervenaufreibenden Fahrerfrage hat Red Bull mit der Beförderung des pflegeleichten Australiers Daniel Ricciardo vom B- in den A-Stall rechtzeitig vor dem richtungweisenden Rennen für Ruhe gesorgt. Vettel kann nun entspannt verfolgen, in welche Richtung sich das Fahrerkarussell dreht. Von den Top-Teams herrscht da nur bei Mercedes mit Hamilton und Nico Rosberg (Wiesbaden) Klarheit.
Den Tifosi ein Lächeln schenken
Nicht so bei Red-Bull-Herausforderer Ferrari. Mit einer Bekanntgabe, wer 2014 neben Alonso fährt, ist beim Heimrennen aber auch nicht unbedingt zu rechnen, deutete die Scuderia bereits an. Denn beim Traditionsteam hat die Aufholjagd auf Vettel oberste Prorität. "In Monza möchten wir den Tifosi ein Lächeln schenken", sagte Alonso. Der zweifache Champion aus Spanien gewann wie Vettel zweimal (2007 und 2010) Italien. Räikkönen, Kandidat für eine Rückkehr zu Ferrari, ist als einziger des Top-Quartetts im Autodromo Nazionale noch sieglos. "Ich hoffe, wir haben dieses Mal eine echte Chance, hier um den Sieg zu kämpfen", sagte der Lotus-Pilot.
Welche Emotionen ein Sieg im Königlichen Park auslöst, erlebte Vettel vor allem 2008. Damals triumphierte der krasse Außenseiter und wurde mit 21 Jahren und 73 Tagen jüngster Grand-Prix-Gewinner. "Mit dieser Strecke verknüpfe ich tolle Erinnerungen, vor allem an meinen ersten Sieg 2008 mit Toro Rosso", sagte er. "Und Monza war einer der besten Orte dafür, weil tausende begeisterte Fans direkt unter mir standen. Da bekommt man Gänsehaut." 2011 siegte er mit Red Bull erneut. Im Vorjahr aber Frust pur: Erst verhängten die Rennkommissare wegen eines harten Verteidigungsmanövers gegen Alonso eine Durchfahrtsstrafe gegen Vettel, dann bedeutete eine defekte Lichtmaschine fünf Runden vor Schluss das Aus. (Elmar Dreher/dpa)