Witten. Ganz später Siegtreffer für den SV Herbede im Wittener Derby. Ein Doppelpacker wird zum Spieler des Tages. Was Bommerns Trainer an seiner Elf fehlt.
Mit ganz langem Atem hat der SV Herbede am Freitagabend seine jüngste Ergebniskrise beendet. Im Lokalderby gegen den SV Bommern 05 gewannen die Schwarz-Weißen mit 2:1 (0:1) - für die entscheidende Wende, an der vor allem der Kapitän der Gastgeber entscheidenden Anteil hatte, sorgte letztlich offenbar der unbändige Wille, nicht wieder mit leeren Händen dazustehen.
„Wir waren heute einfach mal dran. Bei der Stadtmeisterschaft haben wir unglücklich gegen Bommern verloren, zuvor bei der Hallenstadtmeisterschaft auch. Das war heute absolut verdient“, gab der Mann des Abends nach dem Abpfiff zu Protokoll. Leonard Putz, Teamkapitän des SV Herbede, schnürte in einer interessanten Partie einen Doppelpack, bewies einmal mehr sein goldenes Näschen.
SV Herbede wählt nach drei herben Pleiten zunächst ganz defensiven Ansatz
Schon verrückt, was die gut 300 Zuschauer auf dem Herbeder Sportplatz unter Flutlicht zu sehen bekamen. Eine Halbzeit lang war der SV Bommern die dominierende Elf, übte enormen Druck aus und hatte schon früh Chancen, um einen Auswärtssieg auf den Weg zu bringen. „Das hat mich schon überrascht - Herbede war vor der Pause wirklich nicht gut“, so SVB-Trainer Niklas Müllers.
War aber in Sachen taktische Ausrichtung offenbar genau so gewollt von den Herbedern. „Nach 16 Gegentoren in drei Spielen mussten wir einfach einen anderen Ansatz wählen“, so Trainer Maik Kortzak - sein Kollege Jan Kastel pflichtete ihm bei. Allerdings hätte das auch komplett ins Auge gehen können. Bommerns David Pape hatte nach sieben Minuten schon eine gute Torchance, Keeper Pascal Noga war zur Stelle. Dann legte Jonas Müller per Kopf clever ab, hatte aber im Strafraum keinen Abnehmer (12.).
„Wir waren heute einfach mal dran. Bei der Stadtmeisterschaft haben wir unglücklich gegen Bommern verloren, zuvor bei der Hallenstadtmeisterschaft auch. Das war heute absolut verdient.“
Für den Bommeraner Führungstreffer sorgt David Pape
Allmählich fand der SVH besser in die Partie, war aber bis zur Pause nur hier und da mit Distanzschüssen offensiv wahrzunehmen. Auf Michael Kraus‘ Schwalbe nach einer halben Stunde im Strafraum fiel der gute Unparteiische Marvin Lübek nicht herein - Gelb gab’s dafür.
Der beste Angriff der Gäste bescherte ihnen dann das allemal verdiente Führungstor. Schnelle Kombination von der rechten Seite ins Zentrum, Jonas Müller legte präzise ab - David Papes herrlicher Schlenzer aus 16 Metern bedeutete Bommerns 1:0 (38.). Beinahe legte der SVB gleich nach, doch Jonas Müllers Versuch aus spitzem Winkel parierte SVH-Torhüter Noga stark (43.).
Keine Standpauke in der Herbeder Kabine
„Wir haben die erste Hälfte sachlich analysiert, die Dinge angesprochen, die nicht gut waren“, so Jan Kastel - eine knackige Gardinenpredigt gab’s nicht. „Natürlich haben wir gesehen, dass die Köpfe schon wieder unten waren, da hätte das keinen Sinn gemacht“, ergänzte Maik Kortzak. Stattdessen gab’s die Order, fortan etwas mutiger zu agieren, „weiter nach vorne zu schieben“, so Kastel.
Und irgendwie konnte man den Eindruck gewinnen, als hätte der SV Herbede nun vor allem läuferisch mehr zuzusetzen. Jetzt gewannen die Platzherren die engen Duelle, waren eindeutig spritziger. „Finn Schubert war dafür exemplarisch - der hat fast jeden Zweikampf gewonnen“, lobte Kastel.
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Trainer des SV Bommern hätte das 1:1 gerne eingetütet
Nach einer knappen Stunde erntete Herbede die Belohnung für den gesteigerten Einsatz. Einen Flugball aus dem Zentrum nahm Leonard Putz am Elfmeterpunkt mit langem Bein direkt - das 1:1 (57.). „Wir haben nach der Pause zu früh das Spiel ohne Ball eingestellt, defensiv zu wenig gearbeitet“, krittelte SVB-Trainer Müllers.
Eine Chance von Herbedes Michael Kraus landete bei Bommerns Torhüter Nick Gantowski (65.). Dann folgte hüben wie drüben noch ein gefährlicher Konter - SVB-Torschütze Pape (68.) vergab aber ebenso wie Herbedes Vincent Holthaus (73.).
Standardsituation beschert dem SV Herbede umjubelten Siegtreffer
„Am Ende hätten wir den Punkt sicher gerne mitgenommen - aber dann sind wir eben bei einem Standard unaufmerksam“, ärgerte sich Niklas Müllers. Denn in der ersten Minute der Nachspielzeit landete ein SVH-Freistoß beim frei stehenden Leonard Putz, der aus kurzer Distanz den 2:1-Siegtreffer markierte und kurz darauf in einer riesigen Jubeltraube an der Eckfahne verschwand - so feiern eigentlich sonst nur Meister. „Heute hat die reifere Mannschaft gewonnen - dazu fehlt uns noch ein Stück“, so Bommerns Coach ernüchtert. Für sein Pendant Jan Kastel stand fest: „Mit dem 1:1 kam der Glaube an unsere eigene Stärke wieder zurück.“
SVH: Noga; Schwarz, Lohkamp (57. Karakurt), Engelbrecht, Johannsen, Putz, Schubert, Al-Bro (6. Sisman), Kraus, Deniz, Holthaus (90. Babral).
SVB: Gantowski; D. Mathea, Köntker, Alexander (90.+2 J. Gerland), van den Borg (66. Kranz), Fabis, Zöllner, S. Mathea, Denz, Pape (77. Hebeler), Müller (75. Nukicic).
Torfolge: 0:1 Pape (38.), 1:1, 2:1 Putz (57., 90.+1).
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