Witten. Der zweite Vorsitzende des KSV Witten macht vor dem Heimkampf gegen Hösbach seinem Ärger Luft. Enorme Lizenzgebühren für Ringer, die nicht kämpfen.

Nur ein einziges Mal in dieser Saison war Ringer-Bundesligist KSV Witten 07 drauf und dran, auch Zählbares einzusacken. Im ersten Kampf der Hinrunde, beim 14:16 als Gast des KSC Germania Hösbach, hätte sich die Mannschaft von Trainer Samet Dülger fast für eine gute Leistung belohnt. Ansonsten war die Hinserie frustrierend für die Ruhrstädter, die alle fünf Duelle verloren geben mussten - teilweise sogar überaus deutlich. Nach und nach schwand vor dem Rückrunden-Auftakt am Samstag (19.30 Uhr, Husemann-Sporthalle) gegen die ungeschlagene Germania aus Hösbach die Zuversicht, die Klasse halten zu können.

„In dieser Saison läuft bei uns irgendwie alles drunter und drüber“, sagt der zweite Vorsitzende Fatih Sirin, selbst ehemals Bundesliga-Kämpfer und dann auch Trainer des KSV. „Die Dinge, die wir vorab geplant hatten, haben sich nicht umsetzen lassen. Und dann habe ich mir auch von den eigenen Jungs mehr erhofft“, so Sirin. Was ihn aber am meisten enttäuscht und vor allem in dieser Woche regelrecht auf die Palme gebracht hat, war die Tatsache, dass sich die vor der Saison für die internationalen Ringer des Clubs gezahlten Lizenzgebühren mehr oder weniger in Luft aufgelöst haben.

„Wir haben viel Geld bezahlt vor der Saison, um Lizenzen zu bekommen für Ringer wie Yusuf Demir oder Radu Lefter und bekommen am Ende keine Gegenleistung dafür.“

Fatih Sirin, 2. Vorsitzender des KSV Witten 07

„Wir haben viel Geld bezahlt vor der Saison, um Lizenzen zu bekommen für Ringer wie Yusuf Demir oder Radu Lefter und bekommen am Ende keine Gegenleistung dafür“, ereifert sich der KSV-Vize. Er habe den Eindruck, vor allem der internationale Verband UWW treibe vor den jeweiligen Kampfzeiten die Gelder bei den Clubs ein „und verjubelt das dann.“ Alles habe der KSV Witten versucht, habe Briefe an die türkische Botschaft geschrieben oder Kontakt zum moldawischen Verband aufgenommen - doch die Leistungsträger, auf die man so viel gesetzt und in die man jede Menge Geld investiert habe, existierten letztlich nur auf dem Papier. Lediglich einen Kampf absolvierte Radu Lefter für die Wittener, war danach nicht mehr zu bekommen.

„Ich bin der Meinung, Radu Lefter hätte alle Kämpfe für uns machen können in der Hinrunde - für mich sind solche Leute Söldner“, so Sirin über den Neuzugang aus Moldawien, der U-23-Europameister geworden war, auf Empfehlung von Andrei Perpelita in die Ruhrstadt wechselte. Doch wegen der WM in Tirana, bei der er am Samstag in seiner Gewichtsklasse antreten wird, konnte der KSV das Freistil-Ass nicht mehr loseisen. „Letztlich fühle ich mich als Verein im Stich gelassen vom DRB und auch vom UWW“, so Fatih Sirin verärgert.

In dieser Saison bestritt Yusuf Demir (rotes Trikot) keinen einzigen Kampf für den Bundesligisten KSV Witten 07. Dabei hatte man vorab viel Geld für seine Dienste bezahlt.
In dieser Saison bestritt Yusuf Demir (rotes Trikot) keinen einzigen Kampf für den Bundesligisten KSV Witten 07. Dabei hatte man vorab viel Geld für seine Dienste bezahlt. © FUNKE Foto Services | Biene Hagel

Kaum noch Hoffnung auf den Klassenerhalt beim KSV Witten 07

Ein Club, der über ein nur recht geringes Budget verfügt wie der KSV Witten, kann es sich nun mal sportlich nicht leisten, auf solche Hochkaräter dauerhaft zu verzichten. Ganz gleich, ob es mit den beiden Internationalen letztlich zu besseren Resultaten für den Tabellenletzten der Nord-Staffel gereicht hätte. „Die Top-Vereine haben es da viel leichter. Die machen sich vor der Saison mit 15 Ausländern die Kader voll, zahlen dafür 40.000 Euro - denen macht das ja nichts. Bei uns wäre das aber schon der halbe Etat, wir sind doch sowieso auf Kante genäht“, so der stellvertretende Vorsitzende. „Wir zahlen am Ende Geld für Luft“, formuliert es Sirin überspitzt. Hilfe vom Ringerverband UWW konnte man da offenbar nicht erwarten. „Angeblich ist das unser eigenes Risiko“, so der langjährige Bundesliga-Ringer.

Hat man sich also beim KSV Witten 07 schon damit abgefunden, in der kommenden Saison nur noch zweitklassig zu sein? „Wenn man ehrlich ist, wird es enorm schwierig, die Klasse noch zu halten“, sagt Fatih Sirin. In der Rückrunde wird das Team von Trainer Samet Dülger zwar alles versuchen, noch die Wende zu schaffen, doch halbwegs realistisch erscheint maximal noch der Sprung auf den vorletzten Tabellenplatz, sofern man den KSK Konkordia Neuss noch abfangen kann.

  • Den Vorkampf bestreiten am Samstag (17.30 Uhr) die Landesliga-Teams des KSV Witten II und des TV Essen-Dellwig II.
Redete sich wegen der fehlenden Unterstützung durch die Verbände in Rage: Fatih Sirin (rechts), aktuell zweiter Vorsitzender des KSV Witten 07.
Redete sich wegen der fehlenden Unterstützung durch die Verbände in Rage: Fatih Sirin (rechts), aktuell zweiter Vorsitzender des KSV Witten 07. © Biene Hagel / FUNKE Foto Services | Biene Hagel

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