Witten. Vorsitzender Kurt Czerwanski glaubt nicht an eine Fortsetzung der Bundesliga-Saison. Wertung nach halber Serie lehnen die Vereine ab.
Der Blick auf die Tabelle der Dreiband-Bundesliga sollte dem BCC Witten eigentlich viel Spaß machen. Die Wittener stehen seit dem vierten Spieltag auf dem ersten Platz, doch dieser fand schon im Oktober statt - und derzeit sieht es nicht danach aus, als sollte die aktuelle Saison noch einmal fortgesetzt werden.
Der BCC-Vorsitzende Kurt Czerwanski glaubt nicht, dass das Wittener Erstliga-Team noch einmal an den Tischen stehen wird: "Wir müssten noch 14 Spiele bestreiten. Das bekommen wir terminlich gar nicht mehr hin. Das gilt aber auch für die zweite Mannschaft in der 2. Bundesliga und unsere weiteren sechs Mannschaften." Es sei organisatorisch für keine Bundesliga-Mannschaft möglich, in der Woche zu spielen: "Die Spieler sind alle berufstätig, und wir können nicht an einem Wochentag für ein Meisterschaftsspiel quer durch die Republik fahren." Die Saison an den Kleintischen hätte am vorigen Wochenende beginnen sollen, doch auch diese Serie ist erst einmal ausgesetzt.
"Corona-Maßnahmen der Regierung von Aktionismus geprägt"
Momentan dürfen die Wittener nicht mehr trainieren, denn seit dem Start des aktuellen Lockdowns im November ist jegliches Training verboten. Die Wittener können sich nicht mal darauf berufen, dass sie Leistungssport betreiben, so Czerwanski: "Wir sind keine Vollprofis, und für Amateure gelten die strikten Regeln." Verständnis für das Verbot hat der Vorsitzende nicht: "Wenn bei uns im Vereinsheim zwei oder drei Leute an je einem Tisch trainieren, und dazwischen noch einen Tisch Abstand ist, kann man sich nicht anstecken, zumal wir auch alle Hygieneauflagen erfüllen."
Er fügt hinzu: "Die Corona-Maßnahmen der Regierung sind von Aktionismus geprägt und nicht durchdacht. An vielen Orten drängen sich die Menschen, und da sagt keiner was. Unser dänischer Spieler Jacob Haack-Soerensen kann in seiner Heimat beispielsweise noch spielen." Der Billard-Verband sei aber nicht groß genug, um sich Gehör bei der Politik zu schaffen.
BCC-Ass Lindemann: Training daheim ist nicht möglich
Die Deutsche Billard-Union (DBU) hatte den Vereinen den Vorschlag gemacht, nur eine halbe Saison zu spielen und diese dann auch zu werten, so der Vorsitzende: "Damit waren aber viele Vereine nicht einverstanden. Daher gehe ich davon aus, dass die Saison abgebrochen wird und wir im Herbst in die neue Saison starten."
Die Wittener Spieler können also nicht trainieren, es sei denn, sie haben daheim einen Billardtisch in der Wohnung. Einige können sich den Luxus leisten, andere nicht. Beim ehemaligen Deutschen Dreibandmeister Ronny Lindemann ist das nicht der Fall: "Ich könnte mir zwar einen gebrauchten Tisch leisten, habe aber in meiner Wohnung überhaupt keinen Platz. Schließlich braucht man ja auch noch anderthalb Meter zusätzlich, um mit dem Queue auszuholen."
Auch in Belgien und den Niederlanden ruht der Ligabetrieb
Die Nummer zwei in Reihen des BCC Witten ist als Halbprofi unterwegs. Er spielt nicht nur in Witten, sondern steht auch im niederländischen Uden und in Turnhout (Belgien) im Aufgebot. Doch auch dort findet kaum etwas statt: "In Belgien ist alles abgesagt. In den Niederlanden werden viele Spiele in Billard-Cafés ausgetragen. Die sind aber alle geschlossen, während man in Trainingszentren noch spielen dürfte."
Der 40-jährige Angestellte der Wittener Stadtwerke hat ohnehin eine Jahr ohne viel Arbeit hinter sich: "Ich habe im letzten Jahr eine Elternzeit genommen, sodass ich auch meine halbe Stelle in den Wittener Bädern habe ruhen lassen. Die Bäder waren aber sowieso über weite Strecken auch geschlossen."
Nach einem Jahr ohne Billard keine Höchstleistungen möglich
Lindemann glaubt ebenfalls nicht, dass er in dieser Saison noch einmal an den Tisch muss. Eine Saisonvorbereitung für die Spielzeit 2021/22 wird aber anstrengend: "Ich bin etwas faul und spiele lieber mit meinen Kindern, statt zu joggen. Dabei ist eine gewisse körperlich Fitness notwendig, um ein Spiel konzentriert durchzustehen."
Diese Arbeit verschiebt er auf die Saisonvorbereitung, in der aber noch viel mehr zu tun sein wird: "Wenn man so lange nicht mehr am Tisch gestanden hat, ist viel Training in Sachen Feinmotorik notwendig. Das werden sehr anstrengende vier bis sechs Wochen werden." Doch selbst das garantiert nach rund einem Jahr Pause keine Höchstleistungen: "Uns wird allen die Wettkampfpraxis fehlen. Es ist wichtig, in kritischen Situationen mit dem Druck fertig zu werden. Da werden wir alle im Team noch weitere vier Wochen in der Saison brauchen."
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