Witten. Spielgemeinschaft eines Wittener und eines Bochumer Vereins nach einer Saison vor der Auflösung. Ärger wegen desolater Bochumer Platzanlage.
Steht die Spielgemeinschaft des Türkischen SV mit dem Bochumer Club RW Langendreer schon wieder vor dem Aus? Erst zu Beginn der Saison 2023/24 hatten sich die benachbarten Vereine zusammengetan. Nach vielversprechendem Start steckt das Projekt des B-Kreisligisten nun aber doch arg in einer fortwährenden Krise.
Im Sommer 2023 hatte Harun Karagöz, Sportlicher Leiter des Türkischen SV, die Idee einer Spielgemeinschaft mit RW Langendreer. Es sollte ein Projekt für die Zukunft entstehen. Die Spieler aus beiden Muttervereinen wurden gemischt und kurzerhand drei Herrenteams angemeldet - zwei in der B-Liga, eines in der C-Liga. Mittelfristig sollte auch eine Jugendabteilung aufgebaut werden. Der Beginn der Saison lief verheißungsvoll. Gerade die „Erste“, damals trainiert von Halil Krasniki, zeigte gute Leistungen und war nach zehn Spieltagen Zweiter.
SG Türkischer SV/RW Langendreer ist in der B-Kreisliga weit abgerutscht
Doch zum Ende der Hinrunde kam der Bruch. Die Vereine waren sich in Sachen Personalentscheidungen uneinig, die Teams brachen auseinander. Krasniki warf wegen zu niedriger Trainingsbeteiligung das Handtuch, woraufhin auch viele Spieler aufhörten oder wechselten. Daraufhin meldete man die Drittvertretung ab, die Spieler wurden in die erste Garnitur befördert. Doch ohne Erfolg. Mittlerweile ist das sportliche Aushängeschild auf Rang neun abgerutscht, hat seit Monaten nur einen Sieg geholt. Die Spieler, die anfangs im ersten Team am Ball waren und ursprünglich zu RW Langendreer gehörten, sind nun zum Großteil in die „Zweite“ gewechselt, doch auch da läuft es bescheiden.
Harun Karagöz erklärt diesen Schritt: „Am Anfang der Saison hat alles noch super geklappt. Dann kam es aber zum Bruch, die Trainer der beiden ersten Mannschaften haben aufgehört, viele Spieler sind gewechselt. Wir haben dann die dritte Mannschaft zur ersten gemacht, da wir ohnehin nicht abstiegsbedroht sind. Aber es war dann auch klar, dass die SG nach dieser Saison nicht weiter existieren wird.“
Ein weiteres Thema ist die Platzanlage. Ursprünglich spielten alle Teams auf dem Platz des TuS Stockum, wo der Türkische SV ohnehin seit Jahren zu Hause war. Doch die Verantwortlichen von RW Langendreer waren damit unzufrieden, wie Ahmet Yilmaz vom RWL erklärt: „Wir hatten in Stockum einfach keine Zuschauer. Unsere Anhänger wollten nicht extra bis dorthin fahren. Deswegen haben wir uns entschieden, mit der zweiten Mannschaft den Platz zu wechseln.“
Mehr zum Wittener Sport
- Gewalttat in Heven: Fußballkreis erwägt neues Sicherheitskonzept
- Viele Fotos: SV Herbede legt Favorit Huckarde spät aufs Kreuz
- Titelanwärter Weitmar schenkt TuS Heven halbes Dutzend ein
- TuRa Rüdinghausen floppt im Topspiel, TuS Ruhrtal nimmt sich eine Krise
- SV Bommern siegt erneut und ist nun Wittens Nummer eins
- Meister-Zweikampf immer spannender - FSV Witten bleibt vorne
- C-Junioren des FSV Witten avancieren zum Titelkandidaten
Doch nun spielt die Reserve auf dem Ascheplatz am Anemonenweg in Bochum-Werne. Doch der Zustand des Platzes ist desolat. Es fehlen Ersatzbänke, das „Vereinsheim“ ist lediglich ein Container. Im Sommer verdecken die Bäume das Flutlicht. Yilmaz versucht seit Monaten, mit der Stadt Kontakt aufzunehmen, um einen anderen Platz zu finden oder wenigstens selbst Hand anlegen zu dürfen: „Wie wollen wir denn Spieler zu uns bekommen? Hier will ja keiner spielen. Ich habe genug Kinder hier, mit denen wir eine ganze Jugendabteilung aufbauen könnten. Wir schämen uns an Spieltagen, wenn wir die Bänke von Bierzeltgarnituren als Ersatzbänke hinstellen müssen. Von der Asche und dem Flutlicht mal ganz abgesehen. Wir würden uns ja sogar an den Kosten beteiligen.“
Kommunikation mit der Stadt Bochum findet trotz Anfragen nicht statt
Die Stadt Bochum aber antwortet trotz zahlreicher Mails nicht. Laut Yilmaz gebe es genuügend Plätze im Umfeld, auf die man ausweichen könnte: „Beispielsweise ist der Kunstrasenplatz des BV Langendreer 07 in der Nähe. Da ist genug Platz. Aber die Kommunikation mit der Stadt findet ja nicht statt.“
Aufgrund der zahlreichen Probleme ist der Fortbestand der SG über die Saison hinaus so gut wie ausgeschlossen. Dennoch wolle man sich gegenseitig unterstützen: „Auch wenn wir die Zusammenarbeit zu 95 Prozent beenden, wollen wir uns helfen. Ich bin oft drüben bei der Zweiten, wenn sie spielt, und wir haben trotzdem ein gutes Verhältnis zueinander“, so Karagöz.
Weitere Berichte aus dem Lokalsport in Witten lesen Sie hier!
- Alles zum Sport in Bochum und Wattenscheid lesen Sie hier
- News und Hintergründe zum VfL Bochum gibt es hier