Witten. Die Bundesliga-Ringer des KSV Witten unterliegen gegen den KSV Köllerbach mit 11:22. Sie feiern aber trotzdem – und dafür gibt es zwei Gründe.

Zunächst einmal die wichtigste Nachricht: Die Ringer des KSV Witten haben, weil der ASV Urloffen mit 10:25 bei den Red Devils Heilbronn verloren hat, ihren Bundesliga-Platz für 2024 sicher. Ein Abrutschen auf den letzten Rang und somit Abstiegsplatz ist nicht mehr möglich. An diesem Samstagabend feiern die Ruhrstädter jedoch nicht nur das nette Ergebnis aus Baden-Württemberg, sondern vor allem auch ihren letzten Auftritt des Jahres – trotz der 11:22-Niederlage gegen den KSV Köllerbach.

„Für uns ist das ein Super-Ergebnis“, sagt Klaus Eigenbrodt, der das Team gemeinsam mit Mirko Englich betreut hat, weil Chef-Trainer Samet Dülger fast parallel zu seinem Abschiedskampf auf die Matte gegangen ist – für den KSV Witten II im Oberliga-Duell in seiner Heimatstadt Köln beim AC Mülheim 92 (4:35 mit drei Dülger-Punkten – 12:4). „Dieses Resultat ist auch ein bisschen dem 66-Kilo-Kampf geschuldet, der auf der Matte wohl ein bisschen anders ausgegangen wäre“, meint Klaus Eigenbrodt.

Köllerbachs Etienne Kinsinger ist bewusstlos – Mirko Englich sprintet auf die Matte

Was war in dieser fünften Auseinandersetzung passiert, vor der die Wittener mit 0:15 zurückgelegen hatten? Eigentlich stand in den Köpfen der Gastgeber die Null vor dem Doppelpunkt auch schon beim Pausenergebnis, und so lief es auch zunächst. Kutkagan Öztürk lag im Griechisch-römisch-Kampf gegen Etienne Kinsinger mit 0:5 hinten, ehe er dann am Boden mit einem Kopf-Hüft-Schwung klasse konterte und nach 2:45 Minuten eine Zweier-Wertung erhielt. Doch dann das: Mirko Englich bemerkte als Erster, dass der Köllerbacher das Bewusstsein verloren hatte, und sprintete auf die Matte, um zu helfen.

Etienne Kinsinger war schnell wieder da. Zum Glück! Kutkagan Öztürk bekam aber keinen Schultersieg zugesprochen, weil der routinierte Mattenleiter Ralf Schneider dessen Aktion zum Unverständnis vieler Wittener als Angreifer-Foul gewertet hatte. So ging der Kampf im Stand weiter. Nach den letzten 15 Sekunden der ersten drei Minuten aber gab der Köllerbacher auf und trat – mehr als verständlich – zur zweiten Runde nicht mehr an.

Die zehn Kämpfe gegen Köllerbach

KSV Witten – KSV Köllerbach 11:22

57 G: Mika Labes – Denis Demirov 0:4 (1:16 nach 3:26 Minuten) – 0:4; 130 F: Ümitcan Tasdemir – Oleksandr Khotsianivskyi 0:4 (0:16 nach 0:40 Minuten) – 0:8; 61 G: Kuran Izadi – Alexandru Chirtoaca 0:4 (0:16 nach 4:18 Minuten) – 0:12; 98 G: Nico Brunner – Peter Öhler 0:3 (0:9) – 0:15; 66 G: Kutkagan Öztürk – Etienne Kinsinger 4:0 (Aufgabe nach 3:00 Minuten, 2:5) – 4:15; 86 F: Gregor Eigenbrodt – Vasyl Mykhailov 0:3 (3:12) – 4:18; 71 F: Andrei Perpelita – Mikail Sava 0:2 (1:5) – 4:20; 80 G: Noah Englich – Igor Makuch 4:0 (15:0 nach 2:18 Minuten) – 8:20; 75 G: Ilie Cojocari – Marc-Antonio von Tugginer 3:0 (14:0) – 11:20; 75 F: Emin Salviz – Andriy Shyyka 0:2 (2:6) – 11:22.

So verkürzte der KSV Witten auf 4:15. Zuvor hatte es insofern eine Überraschung gegeben, als Kuran Izadi in der 61-Kilo-Klasse gerungen hatte – der Griechisch-römisch-Experte im freien Stil. Das Problem: Milad Fuladi Aloutsche liegt im Krankenhaus. „Er wird mit einem Antibiotikum behandelt. Keiner weiß, was ist“, sagte Fatih Sirin, der 2. Vorsitzende. Pech hatte indes Nico Brunner im 98-Kilo-Kampf des klassischen Stils gegen Olympia-Kandidat Peter Öhler. Erst machten ihm Probleme an der rechten Schulter zu schaffen, dann trug er einen Cut unter dem linken Auge davon. Er kam aber ins Ziel und gab beim 0:9 nur drei Punkte ab.

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„Ich denke, dass wir noch zwei Kämpfe gewinnen werden“, sagte Detlef Englich während der Pause und darf sich getrost Experte nennen. Diese beiden Siege, die der KSV-Chef prognostiziert hatte, kamen. Für einen sorgte der Enkel. Noah Englich zündete in der 80-Kilo-Auseinandersetzung des griechisch-römischen-Stils ein Ausheber-Feuerwerk, nachdem Köllerbachs Igor Makuch wegen Passivität in die Bodenlage geschickt worden war. Drei Stück waren es, um genau zu sein. Dafür erhielt der 20-Jährige nach seiner 1:0-Führung eine Vierer-Wertung und anschließend zwei Fünfer-Wertungen – 15:0 nach 2:18 Minuten.

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Für den dritten Wittener Sieg sorgte Ilie Cojocari, der sein Griechisch-römisch-Duell in der 75-Kilo-Klasse gegen Marc-Antonio von Tugginer sehr souverän gestaltete, aber nach drei Durchdrehern, mit denen er von 8:0 auf 14:0 erhöht hatte, nicht mehr nachlegen konnte und sich mit drei Mannschaftspunkten begnügen musste. Indes war ein anderer glücklich, lediglich drei Zähler abgegeben zu haben: Gregor Eigenbrodt in der 86-Kilo-Freistilklasse, in der Kiril Kildau fehlte, weil er mit der KSV-Reserve und Chef-Trainer Samet Dülger in Köln-Mülheim auf der Matte stand. Er wollte die sechs Minuten überstehen, und „das habe ich ganz gut hinbekommen“, sagte der 19-Jährige. „Ich bin stolz darauf, dass ich am Anfang zwei Punkte geholt habe und in Führung gehen konnte.“ Am Ende stand ein 3:12.

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Ein bisschen stolz war auch Papa Klaus. Zumal Gregor Eigenbrodt ebenso wie Lotta Englich auf der Liste der Kandidaten steht, wenn es darum geht, Deutschlands Nachwuchsringer beziehungsweise Nachwuchsringerin des Jahres zu wählen. Das ist übrigens online auf www.ringen.de möglich. Stolz war Klaus Eigenbrodt in diesem Moment aber vor allem deshalb, weil sein Sohn gegen einen Weltklasse-Mann gerungen und so gut ausgesehen hatte: den Ukrainer Vasyl Mykhailov, der amtierender Europameister und WM-Dritter der 79-Kilo-Klasse ist.

Ohnehin geht’s beim KSV Witten darum, auf den Nachwuchs zu setzen. „Wir sind mit sechs Eigengewächsen gestartet, und die waren längst nicht alle Fallobst auf der Matte“, sagte Klaus Eigenbrodt. „Das ist unsere Zukunft. Wir hatten vier Junioren und zwei A-Jugendliche dabei. Wenn wir die Truppe so zusammenhalten können, sehen wir in drei Jahren, glaube ich, einen Kampf auf Augenhöhe.“ Was dann wohl deutsches Top-Niveau wäre.