Mainz. Beim Deutschen Meister schlägt sich der KSV Witten trotz des 11:16 achtbar. Warum zwei der zehn Kämpfe quasi schon beim Anpfiff entschieden sind.

Nach zwei insgesamt eher enttäuschenden Auftritten zu Beginn der Bundesliga-Saison verkauften sich die Ringer des KSV Witten 07 am Samstagabend beim Deutschen Meister ASV Mainz 88 durchaus beachtlich. Zwar verlor die Mannschaft von Trainer Samet Dülger bei den Rheinhessen mit 11:16, zwei der insgesamt zehn Duelle waren allerdings schon vorab deutlich entschieden zugunsten des haushohen Favoriten.

Gregor Eigenbrodt, der Vize-Europameister bei den U-21-Junioren im freien Stil der 79-Kilogramm-Kategorie, hatte am Freitagabend noch mal einen Härtetest in der Ostermannhalle gemacht, sollte nach dem Plan seines Trainers gegen die Mainzer erstmals wieder auf die Matte gehen. „Wir haben uns dann aber dazu entschieden, dass Gregor seinen Kampf mehr oder weniger gleich abschenkt. Das Risiko war einfach für ihn noch zu groß, obwohl er im Training keine sonderlichen Schmerzen im Knie mehr spürte“, so Samet Dülgers Erklärung. Da der 19-Jährige am kommenden Dienstag in Heidelberg um ein freies Ticket zur U-23-Weltmeisterschaft in Albanien ringen soll, waren die Prioritäten des Witteners ohnehin klar verteilt. Immerhin hätte es der Bundestrainer wohl nicht gerne gesehen, wenn Eigenbrodt gegen die Mainzer ein hartes Gefecht hätte durchstehen müssen.

Witten verzichtet auf intensive Kämpfe für Labes und Eigenbrodt

So gingen die vier Punkte im Kampf der 80-kg-Klasse (Freistil) mühelos an den Mainzer Pouria Taherkhani, der den Wittener - wie zuvor abgesprochen - direkt nach wenigen Sekunden auf die Schultern legte. Auch in der 57-kg-Klasse (Freistil) kam kein regulärer Vergleich zustande. „Mika Labes ist noch nicht wieder ganz bei 100 Prozent, ihn brauchen wir dann in der kommenden Woche gegen Heilbronn und in Adelhausen“, so KSV-Coach Dülger. Gegen den Georgier Beka Bujiashvili im Mainzer Trikot hätte das Wittener Top-Talent ohnehin kaum Chancen gehabt. Nach 14 Sekunden war die erste Begegnung somit schon vorüber.

Danach ging’s dann aber für den KSV Witten erstmals daran, selbst einen Sieg zu landen. Das schaffte im Duell der Schwergewichtler Mantas Knystautas (130 G), der seinen finnischen Widersacher Konsta Määenpää sicher beherrschte und mit 2:0 gewann. Trotz einer laut Dülger sehr starken Vorstellung unterlag dann im ersten Kampf nach seiner Sperre Kuran Izadi (61 G) nur knapp mit 0:2 gegen Ibrahim Fallacara, danach zog Kiril Kildau (98 F) den Kürzeren gegen den Ex-Wittener Wladimir Remel. Beim 1:7 allerdings musste sich der KSV-Youngster von seinem Coach vorhalten lassen, die erste Minute zu zögerlich angegangen zu sein. „Da war Kiril noch nicht richtig da, lag schnell mit 0:5 hinten.“ Immerhin verkürzte im letzten Gefecht vor der Pause Routinier Andrei Perpelita (66 F) auf 5:7 aus Wittener Sicht. Der Moldawier fertigte Ashot Shahbazyan mit 15:0-Punkten technisch überlegen ab. „Er ist nach vorne gegangen wie eine Lokomotive, war nicht aufzuhalten“, schwärmte Samet Dülger.

KSV-Trainer übt nach Islamov-Kampf deutliche Kritik am Mattenleiter

Im 86-kg-Limit (gr.-röm.) hatte sich der KSV-Trainer diesmal für Noah Englich entschieden, der gegen Mateusz Wolny mal wieder eine Chance erhalten sollte. „Und das hat er auch wirklich richtig gut gemacht“, lobte Dülger. Denn das Eigengewächs der Ruhrstädter hielt gegen den Ex-Wittener mehr als gut mit, gab nur wegen mehrfacher Passivität zwei Zähler ab. „Noah hätte aber zumindest einmal in die Oberlage kommen müssen“, übte sein Trainer Kritik am Mattenleiter.

Einmal mehr einen deutlichen Sieg für den KSV Witten 07 feierte in Mainz Greco-Spezialist Donior Islamov (re.).
Einmal mehr einen deutlichen Sieg für den KSV Witten 07 feierte in Mainz Greco-Spezialist Donior Islamov (re.). © FUNKE Foto Services | Christof Köpsel

Diese formulierte er im folgenden Duell von Donior Islamov (71 G) gegen Deyvid Dimitrov dann noch deutlicher. „Donior führte schon 10:0, war turmhoch überlegen und stand kurz vor einem Schultersieg. Warum der Kampfrichter ihn dann ermahnt und in die Unterlage schickt, ist mir ein Rätsel“, knurrte Dülger. So endete der Vergleich nur mit 10:6 - also gab’s nur zwei statt möglicher vier Teamzähler für die Gäste.

Lob für taktisch beeindruckendes Greco-Ass Cojocari

Nach den sechs Sekunden Mattenzeit für Gregor Eigenbrodt folgten dann zum Ausklang noch die beiden 75-kg-Begegnungen. Beide endeten mit einer technischen Überlegenheit. Im Freistil-Kampf war Wittens Burak Emin Salviz wie erwartet chancenlos gegen Murad Kuramagomedov (0:16 nach gut zwei Minuten), im finalen Greco-Vergleich ließ Ilie Cojocari seinem Widersacher Mohammad Damankoshk nicht die Spur einer Chance, siegte mit 17:1 nach Punkten. „Er hat die Marschroute erstklassig befolgt und den konditionell unterlegen Mainzer nach der Pause durchgehend unter Druck gesetzt. Das war stark“, so Dülger, der seinem gesamten Team „eine gute Leistung gegen ein Top-Team“ bescheinigte.

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Die Statistik zum Kampf:

(57 F) Mika Noel Labes 0:4-TÜPN; (130 G) Mantas Knystautas 1:0-PS; (61 G) Kuran Izadi 0:1-PN; (98 F) Kiril Kildau 0:2-PN; (66 F) Andrei Perpelita 4:0-TÜPS; (86 G) Noah Englich 0:1-PN; (71 G) Donior Islamov 2:0-PS; (80 F) Gregor Eigenbrodt 0:4-SN; (75 F) Burak Emin Salviz 0:4-TÜPN; (75 G) Ilie Cojocari 4:0-TÜPS.

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