Witten. Eine 9:0-Führung reicht dem KSV Witten gegen NRW-Rivale Neuss nicht. Warum sich zwei gewaltige Löcher im Aufgebot der Ruhrstädter auftaten.
Allmählich wird sich Ringer-Bundesligist KSV Witten 07 auf die schwierige Suche machen müssen nach Gegnern in der West-Staffel, die für die Ruhrstädter zu bezwingen sind. Im ersten Heimkampf gegen den KSK Konkordia Neuss jedenfalls zog das Team von Trainer Samet Dülger erneut den Kürzeren, hatte beim 13:19 zu viele Schwachstellen in seinem Kader. Unser Bericht dazu mit vielen Bildern.
Kurz vor dem Kampfbeginn musste der KSV-Coach noch mal ‘raus vor die Husemannhalle, an der frischen Luft ein paar klare Gedanken sammeln. Woher sollte die entscheidende Eingebung kommen, wie das NRW-Duell gegen die Neusser zu gewinnen ist? Personell gab’s nämlich für die Gastgeber einige Rückschläge zu verkraften. Bei der Niederlage in Urloffen hatte sich Gregor Eigenbrodt wieder am Knie verletzt - das Innenband machte Sorgen. „Das habe ich schon direkt im Kampf gespürt“, so der Wittener. Für ihn übernahm am Montagabend Greco-Spezialist Noah Englich die Freistil-Rolle im 80-kg-Limit.
Wittens Kuran Izadi wegen Unsportlichkeit gegen Urloffen für Neuss-Duell gesperrt
Damit nicht genug, war auch die Sperre für Kuran Izadi noch zu kompensieren. Gegen Urloffen hatte er wegen einer Unsportlichkeit die gelb-rote Karte gesehen. Für ihn sprang kurzfristig Milad Fuladi Aloutsche ein, der am Kampftag satte fünf Kilogramm Gewicht abkochen musste, um das 61-kg-Limit zu erfüllen. Zudem ist der Iraner im Freistil zu Hause, hatte gegen Neuss aber die klassische Stilart zu übernehmen.
Immerhin waren auch die Neusser nicht frei von Sorgen, mussten unfreiwillig das 57-kg-Limit unbesetzt lassen, weil bei Emre Sahin an der Waage vom Mattenleiter eine Hautveränderung festgestellt worden war. So hatten die KSV-Ringer in den ersten drei Kämpfen quasi freie Bahn zu den ersten Punkten, denn zum Auftakt wurde das 75-kg-Duell von Greco-Ass Ilie Cojocari gegen Aaron Bellscheidt vorgezogen. Der Wittener siegte beim 3:3 wegen der letzten erzielten Wertung. Kurz darauf hieß es dann schon 9:0 für den KSV, denn zum 57-kg-„Freilos“ gesellte sich der mühelose Erfolg für Mantas Knystautas (130 G) gegen den 34 Kilo leichteren Jan Krempin.
KSV-Trainer übt Kritik an Nico Brunner wegen zu deutlicher Niederlage
Danach aber wendete sich das Blatt: 61-kg-Ersatzmann Milad Fuladi Aloutsche verlor wegen zweimaliger unerlaubter Beinarbeit vorzeitig gegen den Ex-Wittener Calvin Stiller, Kiril Kildau (98 F) gab mit einem 0:9 drei Zähler gegen den Belarussen Adlan Tasuyeu ab. „Da war sein Gegner ringerisch einfach besser und deutlich erfahrener“, so Trainer Samet Dülger. Der nach der Pause gleich die nächsten beiden Niederlagen hinnehmen musste. Andrei Perpelita (66 F) lieferte gegen Ayub Musaev zwar einen großen Kampf, musste sich nach dem 4:4 aber geschlagen geben, weil der Neusser zwei Zweier-Wertungen errungen hatte - Perpelita lediglich eine. Und als dann auch Nico Brunner (86 G) bei seinem chancenlosen Auftritt gegen U-20-Weltmeister Deni Nakaev (0:12) leer ausging, wofür er im Anschluss von seinem Trainer deutlich kritisiert wurde, hieß es 9:11 aus Sicht der Hausherren.
Damit war die Chance auf ein Erfolgserlebnis des KSV Witten quasi dahin. Immerhin lieferte Kutkagan Öztürk (71 G) eine prima Leistung ab, feierte einen technisch überlegenen 16:0-Punktsieg gegen Vladimir Mass. Doch dieses 13:11 für die Dülger-Staffel war trügerisch, denn im Anschluss gaben Noah Englich (80 F) und Burak Emin Salviz (75 F) jeweils eine Vierer-Wertung ab. So entführten die Rheinländer beide Zähler aus der mit rund 400 Zuschauern gut besetzten Husemann-Sporthalle.
Große Lücken in der Mannschaft- KSV Witten hadert mit Kader
Am Samstag geht’s zum Deutschen Meister nach Mainz
„Wir haben heute alles probiert, aber durch das Handicap ohne zwei unserer Stammkräfte war das hier kaum zu gewinnen. Was mich ein wenig ärgert, ist die Tatsache, dass Ilie Cojocaris Kampf vorgezogen wurde, was sehr spät bekanntgegeben wurde. Er hatte kurz vorher noch etwas gegessen, konnte nicht seine volle Leistung bringen“, so Samet Dülger. Ein großes Lob richtete er an Milad Fuladi Aloutsche, der sich ohne Murren einer Blitz-Diät unterzogen hatte. „Sowas ist nicht selbstverständlich“, sagte der 34-jährige KSV-Coach. Der nun mit seinem Team vor dem schweren Gang zum Deutschen Mannschaftsmeister ASV Mainz 88 (Samstag, 7. Oktober) steht.
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