Witten. Ein wenig Lehrgeld zahlen mussten die Judoka der SU Annen gegen Schramberg. Es gab aber auch ein paar Lichtblicke. Bericht mit vielen Fotos.
Die knappe Pausenführung gegen den KSC Asahi Spremberg hatte beim Judo-Bundesligisten Sport-Union Annen schon Optimismus aufkommen lassen, nach dem Heimsieg gegen den JC 66 Bottrop gleich den nächsten einzufahren. Dann aber setzte es einen herben Dämpfer - besser gesagt: deren fünf, denn ebenso viele Kämpfe gingen im zweiten Abschnitt an die Brandenburger, die sich diebisch über ihren unerwarteten Auswärtstriumph freuten.
Von einer „geschlossenen Mannschaftsleistung“ sprach Mike Göpfert, früherer Nationalkader-Judoka und jetzt Trainer des KSC Asahi, am Samstagabend im Sportzentrum am Kälberweg. Und doch wusste er genau, wer den größten Anteil am Erfolg gehabt hatte. „Unser Schwergewichtler ist ein abgeklärter Typ. Der weiß ganz genau, was er zu tun hat. Der hat hier einfach sein Ding gemacht“, würdigte der zweimalige Deutsche Meister den Slowenen Enej Marinic, der zwei Zähler für die Gäste an Land zog. Nach einem Elf-Sekunden-Blitzerfolg (per Armhebel) über den überforderten Florian Kosch folgte der bedeutendere Sieg im Duell zweier ausländischer Judoka gegen den baumlangen Neu-Annener Jules Blom.
Trainer der SU Annen entscheiden sich für Schwergewichtler Blom
Auch Constantin Wuntke (81 kg) punktete doppelt, siegte zweimal gegen Frederik Schreiber. Und auch Danny-Paul Kiel (60 kg) langte zweimal hin, jeweils gegen den Annener Youngster Erik Hobein. Der inzwischen 31-jährige Kiel war am Samstag zwar nur Ersatzmann für Spremberg, aber eben ein ganz besonders wichtiger. „Es war lange gar nicht klar, ob er würde kämpfen können wegen seiner Rückenprobleme“, so KSC-Coach Göpfert. Er konnte, und er warf seine ganze Erfahrung in die Waagschale, um dem jungen Wittener zwei kleine Lektionen zu erteilen.
Insgeheim hatte wohl auch SUA-Trainer Stefan Oldenburg darauf gehofft, dass Hobein (DM-Fünfter in diesem Jahr und eines der ganz großen Wittener Talente), auf den er große Stücke hält, zumindest einmal den Routinier würde überrumpeln können. Daraus aber wurde nichts, und auch wegen dieses Qualitäts-Ungleichgewichts musste die SU Annen letztlich den Brandenburgern gratulieren. „Noch zwei, drei Jahre, dann sind auch unsere jungen Kämpfer wie Erik so weit, dass sie solche Duelle für sich entscheiden können. Wir bleiben bei unserer Linie, den eigenen Leuten die Chance zu geben, sich zu zeigen.“
Müßig, zu überlegen, wie es gelaufen wäre, wenn die Wittener zumindest zwei oder drei ihrer Top-Judoka dabei gehabt hätten, die am Wochenende im internationalen Einsatz waren. „Alessio Murrone hätte Kiel sicherlich geschlagen, davon bin ich überzeugt“, so Annens Coach Marcel Haupt. Doch Murrone folgte der DJB-Richtlinie, kämpfte statt auf der Bundesliga-Matte wie Schrambergs 60-kg-WM-Fahrer Maximilian Standke in Dubrovnik beim Europacup, belegte dort Platz sieben.
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Die Wittener Trainer hatten zur Pause (bei einer 4:3-Führung) lange getüftelt, in welchen Gewichtsklassen sie Wechsel vornehmen sollten. Sie entschieden sich dafür, den Niederländer Koen Heg nicht ein zweites Mal kämpfen zu lassen, obwohl dieser sein erstes 73-kg-Duell gewonnen hatte. „Wir hatten ja unseren neuen Schwergewichtler Jules Blom eingeladen. Dann muss er auch zumindest einen Kampf bestreiten“, so Oldenburgs Erklärung. Da nur vier Ausländerkämpfe erlaubt sind und an zwei Auftritten von Simeon Catharina, der jeweils siegreich blieb, kein Weg vorbei führte, war die Entscheidung letztlich klar.
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„Mit zwei Punkten mehr hatte ich für uns dennoch kalkuliert“, so Stefan Oldenburg. Der bei Frederik Schreiber einsehen musste, dass der Osnabrücker noch nicht wieder auf seinem gewohnten Level angekommen ist. „Freddy braucht jetzt weitere Turniere, um Wettkampfhärte zu bekommen“ - dann sei auch er wieder ein aussichtsreicher Kämpfer.
Nächstes Duell für die SUA steigt am 13. Mai in Aachen-Walheim
Einer wie Sirotullo Ikramov womöglich, der schon gegen Bottrop einmal gepunktet hatte und nun zwei Zähler gegen Spremberg sammelte, somit noch ungeschlagen ist in dieser Saison. „Es hilft uns sehr, dass er in diesem Jahr als Bundesliga-Deutscher geführt wird“, sagte Oldenburg. Auch am 13. Mai, wenn die SU Annen in Aachen-Walheim anzutreten hat, wird der gebürtige Tadschike gewiss wieder eine feste Größe in den Planungen der Wittener sein. „Aber jetzt“, so der sympathische 23-Jährige, der inzwischen in Münster zu Hause ist, „geht’s erstmal für ein paar Tage in meine Heimat.“ Hat er sich ja auch absolut verdient.
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