Witten. Es ist seine bislang größte Herausforderung: Ruder-Ass Finn Wolter (RC Witten) startet am Sonntag bei der WM. Der Sprockhöveler will ins Finale.
Diesmal steht er selbst im Fokus, ist mittendrin im Geschehen. Beim anspruchsvollsten, größten Wettbewerb, an dem er selbst je teilgenommen hat. Für Ruderer Finn Wolter vom RC Witten beginnt am Sonntag die Weltmeisterschaft im tschechischen Racice. Und dort will der Sprockhöveler nicht bloß einer von 30 Startern in der Einer-Konkurrenz sein - er verfolgt auch ein ganz konkretes Ziel.
„Natürlich möchte ich das A-Finale erreichen, das ist mein Traum“, sagt der 21-Jährige. Und um exakt diesen auch verwirklichen zu können, dafür hat er in den letzten Monaten enorm geschuftet, viel auf sich genommen. Ob sich Wolter im zurückliegenden Jahr als Ruderer noch mal weiterentwickelt habe durch das noch intensivere Training als gegenüber seiner Juniorenzeit? „Auf jeden Fall. Ich bin physisch deutlich stärker geworden. Auch technisch habe ich noch mal Fortschritte gemacht, obwohl ich da eigentlich schon ein ganz guter Ruderer war“, sagt der Leichtgewichts-Athlet, der am Mittwoch an den WM-Ort reiste.
Wittener Ruderer registriert enorme Leistungsdichte
„An Racice hab’ ich ja ganz gute Erinnerungen“, sagt Finn Wolter und schaut in Gedanken kurz zurück auf Juli 2021, als die U-23-Weltmeisterschaften auf der gleichen Regattabahn ausgetragen wurde. Im leichten Vierer war er damals mit seinen Teamkollegen nicht zu bezwingen, holte die Goldmedaille. So weit mag der Sprockhöveler diesmal zunächst gar nicht denken. „Die Leistungsdichte im Einer ist enorm hoch. Da gibt’s einige, die um eine Medaille mitfahren werden“, so Wolter.
Bei der Europameisterschaft in München, die er nur als Zuschauer und Unterstützer seiner Teamkollegen vor Ort verfolgen konnte, da er zuvor Kontakt zu einem Teil des DRV-Nationalkaders hatte, der sich vorab mit dem Coronavirus infiziert hatte, hat er einige seiner mutmaßlich ärgsten Widersacher schon bei der Arbeit auf dem Wasser beobachten können. „Der Grieche, der im Jahr zuvor die U-23-WM und jetzt auch die EM gewonnen hat, ist enorm stark. Aber auch der Italiener und der Schweizer sind ganz vorne zu erwarten“, so Wolters Einschätzung. Wobei: Für stark genug, das A-Finale der besten sechs Leichtgewichts-Einer zu erreichen, hält sich der 21-Jährige durchaus.
Vor der WM gab’s im DRV-Lager erneut einen Corona-Fall
„Wir haben nach der Europameisterschaft noch mal zwei Trainingslager absolviert - eines in Österreich und eines am Lago Maggiore in Italien“, berichtet der Top-Athlet vom RC Witten, dem sie daheim an der Wetterstraße während der Regatta in Racice fest die Daumen drücken werden. Bei der Trainingswoche in Österreich gab’s einen erneuten Corona-Fall im DRV-Lager - diesmal war aber Finn Wolter nicht als direkter Kontakt mit involviert, konnte weiter trainieren, „vor allem im Ausdauerbereich und in Sachen Technik“.
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Danach ging es für eine Woche nach Hause und dann weiter nach Italien - trotz des malerischen Ambientes fühlte sich das nicht nach Urlaub an, vielmehr war spürbar, dass es nun quasi täglich näher in Richtung der WM ging. „Dort lief es für mich richtig gut, technisch habe ich weitere Fortschritte gemacht, bin noch besser in die Rennfrequenz ‘reingekommen“, lässt der Ruderer wissen.
Vorlauf am Sonntag, Finale steigt am Freitag
Die zusätzliche Lockerheit und Sicherheit im schnellen Renn-Einer taten Finn Wolter gut. „Im Racice werde ich jetzt vor dem ersten Start noch ein paar Einheiten machen.“ Am Sonntag steht für ihn der Vorlauf auf dem Programm. Bei optimalem Verlauf geht’s dann am Donnerstag mit dem Halbfinale weiter, „und am Freitag läuft das große Finale - da möchte ich schon dabei sein“, so Wolter.
Gegenüber dem Tagesgeschäft im U-23-Bereich sei die Intensität nun in der internationalen Spitze noch mal um etliches höher. „Du bist jetzt einfach gezwungen, jeden Tag bzw. in jedem Rennen deine beste Leistung zu zeigen. Vor allem muss man jetzt wesentlich konstanter rudern“, weiß Wolter. Konnte er sich mit seinen Boots-Kollegen in der U 23 bei gutem Rennverlauf auch mal erlauben, „die Asse lange unter dem Tisch zu halten“, so müssen die Trümpfe gegen die besten Ruderer der Welt gleich ans Tageslicht. „Diese gewisse Risikobereitschaft, alles an einem gewissen Punkt ‘raushauen zu müssen, musste ich auch erst lernen“, sagt der Sprockhöveler.
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Selbstbewusster RCW-Athlet
Mit gerade mal 21 Jahren gehört Finn Wolter bei der Weltmeisterschaft in Tschechien gewiss noch zu den jüngeren Startern, auch in seiner Bootsklasse. Der junge Sprockhöveler aber ist selbstbewusst genug, sich auch im Wettstreit mit den 29 weiteren Einer-Athleten beste Chancen auf ein Spitzenresultat einzuräumen. Ein Platz im Finale wäre für ihn die Krönung einer jetzt schon immens langen Rudersaison.
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