Witten. Die Fanclubs des KSV Witten und des KSV Köllerbach pflegen eine große Freundschaft. Alles begann mit einer Nachricht, die zuerst ignoriert wurde
Es sei wie in einer Beziehung, sagt Michael Lieckfeld mehrmals während er über die Freundschaft der Fanclubs des KSV Witten und des KSV Köllerbach kurz vor dem Achtelfinale in der Ringer-Bundesliga (Samstag, 19.30 Uhr) spricht. „Ich muss jetzt noch schmunzeln, wenn ich daran zurückdenke, wie die Freundschaft entstanden ist“, sagt der Vorsitzende des Fanclubs der Wittener.
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2019 sei es gewesen, als er Nachrichten über seinen Facebook-Account bekam. Der Absender kam aus dem Saarland. Es war Sören Dewald, Vorsitzender des Fanclubs des KSV Köllerbach. „Erst fragte ich mich, was die Köllerbacher von uns wollen. Aber es war wie am Anfang einer Beziehung. Man sieht eine Person, die einem gefällt und versucht, sie für sich zu gewinnen. Sören fand uns gut und hat mich angeschrieben. Auf die ersten zwei, drei Nachrichten habe ich gar nicht reagiert. Aber er hat nicht lockergelassen und hat weitergebohrt“, sagt Lieckfeld.
Irgendwann habe er dann doch reagiert – auch weil es zum KSV Köllerbach zwar eine gesunde sportliche Rivalität gibt, es aber nie eine Ablehnung des Vereins auf persönlicher Ebene gab.
KSV Wittens Fanclub wurde in Köllerbach mit dem Steigerlied empfangen
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„Dadurch kamen wir in den Austausch und es hat sich nach und nach aufgebaut. Am 28. Dezember 2019 haben wir unsere Fanfreundschaft beim Kampf der Mannschaften gegeneinander offiziell bestätigt. Ich bin froh, dass die Jungs aus Köllerbach hartnäckig und am Ball geblieben sind. Das fand ich klasse“, so Lieckfeld.
Und wie es in einer Beziehung ist, so stärkten gemeinsame Erlebnisse auch zwischen den beiden Fanclubs das Vertrauensgefühl. Die Wittener fuhren 2020 zu den Finalkämpfen Köllerbachs gegen Wacker Burghausen und wurden dort mit dem Steigerlied empfangen und in der Hallenmitte geehrt. „Mir haben die Knie geschlottert“, erinnert sich Lieckfeld.
Die Freundschaft wurde intensiver, bei Kampffreiheit der eigenen Mannschaft wurde die jeweils andere unterstützt – aus der Ferne wie vor Ort. „Ende Oktober sind wir zu ihrem Kampf gegen Urloffen gefahren. Da wurde gegrillt und wir konnten in einer Kneipe das Fanleben leben. Als wir dann gegen Bad Kreuznach gerungen haben, wurde unser Fanclub vom Hallensprecher nach draußen gebeten. Dort standen die Köllerbacher mit Fackeln und sangen ‘Hurra, Hurra, die Saarländer sind da’. Da kamen mir die Tränen, weil ich das so schön fand. Das zeigt die Wertschätzung und verbindet uns“, sagt Lieckfeld.
Der Zuschauerausschluss beim Achtelfinale schmerzt
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Dass der Kampf am Wochenende aufgrund der Corona-Pandemie ohne Zuschauer in der Husemann-Halle stattfinden muss, schmerzt daher umso mehr.
„Wir hatten vergangene Saison eine Truppe zusammen, die Minimum ins Halbfinale hätte kommen können. Doch eine Woche vor Kampfbeginn hieß es ‘Corona, Ende’. In dieser Saison waren wir froh, überhaupt ringen zu können. Aber man hatte schon im Gespür, dass irgendetwas passieren würde. Man wollte es nur nicht wahrhaben,“ so Lieckfeld zum Zuschauerausschluss beim Highlight am Wochenende, bei dem er die Saarländer als deutliche Favoriten ansieht.
„Sie sind sportlich aktuell noch eine Nummer zu hoch. Wir erwarten einfach, dass eine Truppe von uns auf die Matte geht, die sich wie das ganze Jahr schon zerreißen und alles raushauen wird. Es ist wie David gegen Goliath und wir versuchen, dem Großen ein Bein zu stellen. Aber selbst wenn wir ausscheiden sollten, gönnen wir es Köllerbach vom Herzen. Dann haben sie es verdient, weiterzukommen“, so Lieckfeld.
Die Mannschaft des KSV Witten kann sich der Unterstützung dennoch gewiss sein
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Der Zuschauerausschluss in der Halle bedeutet indes nicht, dass der KSV Witten auf Anfeuerungsrufe verzichten muss. Zum Einen wird ein Livestream angeboten, der Unterstützung vor den Bildschirmen können sich die Ringer somit gewiss sein. Zum anderen ist geplant, dass sich die Fans vor der Halle unter Beachtung aller Coronavorschriften treffen.
Lieckfeld: „Wir wollen der Mannschaft das Gefühl vermitteln, dass wir präsent sind und vor der Halle mit Fackeln Stimmung machen. Die Mannschaft soll das Gefühl haben, dass sie nicht alleine sind. Dafür haben wir in dieser Saison auch zu viel von ihr bekommen, da ist der Funke übergesprungen. Die Truppe hat sich den Allerwertesten aufgerissen und das mit minimalen Möglichkeiten. Da hat sie das Maximum rausgeholt und gefightet. Sie gibt alles und dann ist es für uns eine Ehrenaufgabe, sie zu pushen. Man muss immer aus dem Negativen versuchen, etwas Positives herauszuziehen.