Witten. Die Mannschaft des Wittener TV muss in Quarantäne. Auch sportlich hatte das Team in der Hinrunde mit einigen Schwierigkeiten zu kämpfen.
Am Samstagabend freute sich der Wittener TV noch über den 32:22-Sieg in der Landesliga gegen den SV Teutonia Riemke II. Am Dienstag dann kam die Nachricht über einen mit Corona infizierten Bochumer Spieler, am Mittwoch wurde ein Fall der neuen Virusvariante Omikron bestätigt. Alle Spieler beider Teams sowie die Schiedsrichter befinden sich nun in Quarantäne. Wittens Trainer Phillipp Gallinowski spricht über die den Ablauf der bösen Überraschung, die Folgen daraus und die laufende Saison.
Die aktuellsten Handballberichte aus Witten
Das sind die aktuellsten Handballberichte aus Witten:
Phillipp Gallinowski, das Wichtigste vorweg. Wie geht es Ihnen?
Mir geht es gut, aber ich habe auch nicht gespielt. Ich muss Gott sei Dank als Betreuer nicht in Quarantäne. Für meine Mannschaft tut es mir aber unheimlich leid, weil wir uns – wie auch Riemke – an alle Regeln gehalten haben. Wir haben zuletzt in allen Trainingseinheiten eine Testung durchgeführt, sind quasi schon auf 2G-Plus gegangen. Es ist bitter, dass es so gelaufen ist. Und es wäre auch nicht viel passiert, wenn es nicht der dritte Omikron-Fall überhaupt in Bochum wäre.
Wie haben die Spieler davon erfahren, dass sie nun in Quarantäne müssen?
Der Bochumer Spieler hat sich am Dienstag bei uns gemeldet, wodurch das Bochumer Gesundheitsamt gesagt hat, dass wir vorsorglich in Quarantäne gehen sollen. Und dann wurde es scheibchenweise weitergetragen. Erst war noch nicht klar, ob es ein Omikron-Fall ist. Ein Tag später kam die Bestätigung.
Und dann rief das Gesundheitsamt alle an?
Nein, erst einmal standen wir da und wussten nicht so recht, was nun ansteht. Das Gesundheitsamt ist nämlich nur bis 16 Uhr erreichbar. Und das, obwohl wir nun eineinhalb Jahre Pandemie haben. Das Virus hört doch um 16 Uhr auch nicht auf, sich zu verbreiten. Das Gesundheitsamt hat die Anrufe bei den Spielern dann auf die Verantwortlichen in den Städten verteilt, in denen die Spieler wohnen. Aber bis heute wurden noch nicht alle angerufen, offiziell sind also noch gar nicht alle in Quarantäne. Das Problem ist, dass die Quarantänezeit erst beginnt, wenn man angerufen wurde oder eine Infektion per PCR-Test festeht. Wenn einige Pech haben, bedeutet das, dass sie noch länger in Quarantäne sein müssen. Das geht so nicht, das ist unfair und nicht zu erklären.
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Gibt es denn keine Möglichkeit, sich bei einem symptomfreien Verlauf freizutesten?
Nein, das geht nicht, obwohl man sich jeden Tag testet. Das liegt an der Omikron-Variante. Bei der Delta-Variante wäre das anders. Alle Spieler sind bis zum 25. Dezember in Quarantäne und müssen das Weihnachtsfest in Quarantäne verbringen. Schlimmer kann es nicht kommen. Ich möchte nicht falsch verstanden werden. Keiner kann etwas für den Fall und man muss das Thema ernst nehmen. Warum es aber keine Möglichkeit der Freitestung nach sechs Tagen gibt, weiß ich als Nicht-Virologe nicht.
Kommen wir zum Sportlichen. Aktuell liegt der WTV auf Rang sieben in der Landesliga. Wie fällt das Fazit nach der Hinrunde aus?
Es war mehr drin, weil wir es in der eigenen Hand hatten. Wir haben uns selbst eine sehr gute Vorlage hingelegt mit Siegen gegen gute Mannschaften zuhause. Wir hatten ein hartes Auftaktprogramm, haben Olpe als Staffelfavoriten, Pletenberg/Werdohl und Eintracht Hagen III, die mit ehemaligen Profispielern aufliefen, geschlagen. Da lag alles in unserer Hand, wir hatten Big Points gesammelt.
Und dann kam die Pause von Ende September bis Ende Oktober.
Genau, und in der haben wir einfach schlecht trainiert. Wir sind in der Pause stark zurückgefallen. Dass wir so dermaßen die Zügel schleifen gelassen haben, fand ich nicht gut. Die Trainingsbeteiligung war sehr mau. Die Bereitschaft im Training mal gut, mal unterirdisch. Daher waren wir auf das wichtige Spiel in Lüdenscheid weder mental noch sportlich vorbereitet. Und das konnte man schon beim Spiel gegen Herdecke/Ende Anfang November sehen. Daraus haben wir aber nicht die richtigen Schlüsse gezogen.
Vor allem auswärts läuft es schlecht. Jedes Spiel wurde verloren.
Dabei hätten wir zwei Spiele auswärts gewinnen können. Das war in Lüdenscheid, als wir aber einfach schlecht waren. Da ging gar nichts und ein Sieg war weit entfernt. Und in Gevelsberg hatten wir etwas Pech. Daher haben wir zwei bis vier Punkte weniger, als wir haben könnten.
Sie fanden in den vergangenen Wochen klare Worte gegenüber ihrer Mannschaft. Haben Sie den Eindruck, sie braucht manchmal genau diese Art von Ansprache?
Ich mache das nicht deshalb. Ich wollte niemanden wachrütteln. Ich stelle mich immer vor meine Mannschaft, wenn ich sagen kann, dass wir gut trainieren. Am Ende ist das Ergebnis immer ein Spiegelbild vom Training. Und das war es auch gegen Lüdenscheid. Aber ich glaube, wir hatten nun die Kurve vor dem Sieg gegen Bochum bekommen. Die Trainingswoche war richtig gut, die Mannschaft hatte es in den drei Einheiten verstanden, worauf es ankommt und die richtige Reaktion gezeigt.
Das klingt nach einem Lerneffekt. Wo gibt es neben dem Mentalen das größte Steigerungspotenzial?
Zuhause wissen wir um unsere Stärke und gehen mit einem anderen Ansatz an die Spiele. Das ist bei jeder Mannschaft so, bei uns ist der Unterschied nur eklatant groß. Wir brauchen da mehr Vertrauen in uns. Das kann man sich nur über Erfolge in der Ferne holen. Was ich mir wünsche, ist, dass wir unsere individuellen Stärken aus dem gebundenen spiel besser hinbekommen. Daran doktere ich schon lange. Wir reagieren noch nicht gut genug auf den Gegner oder treffen falsche Entscheidungen und finden nicht den freien Mann.
Und was funktioniert schon richtig gut?
Wenn wir mental für das Spiel bereit sind, können wir richtig gute Leistungen abliefern. Dann ist es unheimlich schwer, uns zu bespielen, dann sind wir eine eklige Truppe, die ihren Job erledigt, gut umschaltet, den Gegner bestraft und guten Handball spielt. Auch unsere Torhüter haben gute Leistungen gezeigt. Zudem ist die Mannschaft eine Einheit. Hier kann jeder so sein, wie er wirklich ist. Es sind so viele bunte Leute dabei, dass es allein deshalb schon sehr viel Spaß macht.
Wohin kann und soll es noch gehen in der Rückrunde? Und auf Dauer?
Wenn es laufen würde, wie man es sich als Trainer vorstellt, gewinnt man jedes Spiel. Aber so vermessen sind wir nicht. Wir können uns nicht mit Teams wie Olpe oder Herdecke messen. Weil bis zu vier Teams absteigen, geht es nur um den Klassenerhalt. Da muss die Mannschaft wissen, dass es in jedem Spiel um alles geht. Langfristig wollen wir, dass die Mannschaft reifer wird und dass sie das Handballspiel auch wirklich spielt.