Witten. Nachwuchshandballer leiden unter der langen Corona-Zwangspause. Lauf-Challenge bei SG ETSV Ruhrtal, große Sorgen belasten HSV Herbede.

Die Jugendlichen und Kinder leiden der Corona-Zeit immer mehr unter mangelnden sozialen Kontakten. Sie sehen während des Lockdowns nicht nur ihre Schulkameraden nicht, sondern auch der Vereinssport liegt brach. So auch bei den Wittener Handballclubs, die jedoch alles tun, um ihren Nachwuchs bei der Stange zu halten.

Uli Müller, das Wittener Handball-Urgestein, sollte in dieser Saison eigentlich mit seinen C-Junioren des TuS Bommern in der Oberliga an den Start gehen: „Ich glaube aber nicht, dass die Spiele überhaupt ausgetragen werden.“ Dabei hatte er sich mit seinem Team, das fast ausschließlich aus Altjahrgängen besteht, einiges ausgerechnet: „Wir hätten sehr gut abgeschnitten, denn schon im letzten Jahr waren wir als Jungjahrgang sehr stark.“

Jugendliche treffen sich zum Training über "Skype"

Seine Mannschaft sei aber etwas Besonderes, sagt der Trainer: „Schon im ersten Lockdown haben sich die Jungs täglich über Skype zum Training verabredet. Auch im zweiten Shutdown finden mehrere Online-Trainingseinheiten pro Woche statt.“

Seine Mannschaft habe auch ein Ziel vor den Augen: „Wenn überhaupt etwas gespielt wird, dann die Qualifikationsrunden für die neuen Oberligen. Dann würden wir aber als B-Jugend an den Start gehen. Dafür wollen die Jungs fit sein.“

Qualifikationsturnier würde in der B-Jugend gespielt

Auch in den anderen Bommeraner Jugendmannschaften (der TuS hatte elf Teams für den Spielbetrieb gemeldet) ist noch keine Handball-Müdigkeit zu erkennen. Bislang habe er nichts von Abmeldungen in der Jugendabteilung gehört, so Müller: „Der TuS ist aber auch ein besonderer Verein. Bei uns spielt sich ganz viel hinter den Kulissen ab.“

In allen Abteilungen sei man bemüht, den Kontakt zu den Mitgliedern zu halten: „Wir haben viele junge, hoch motivierte Trainer, die sich für ihre Mannschaften einsetzen. Sobald es wieder losgeht, stehen alle sofort auf der Matte.“ Ohnehin stünden viele Mitglieder in Kontakt zueinander: „Man trifft sich zufällig auf der Straße in Bommern, und dann ist Handball ein Thema.“

Müller: Kein Verhältnis zwischen Maßnahmen und Nutzen

Müller sieht den erneuten langen Lockdown, der nun seit einem Jahr den Jugendhandball pausieren lässt, eher kritisch: „Das muss endlich ein Ende haben. Es geht vieles kaputt, weil die Verhältnisse zwischen den Maßnahmen und deren Nutzen einfach nicht mehr stimmen.“

Bei der SG ETSV Ruhrtal tut man ebenfalls alles, um in Kontakt mit den jungen Handballern zu bleiben, so Jugendleiterin Daniela Meyer: „Wir bieten für die Teams einmal pro Woche ein Kraft- und Ausdauertraining im Internet an. In naher Zukunft wird eine Lauf-Challenge starten, in der die Jugendlichen Kilometer sammeln.“ Die älteren Jahrgänge absolvieren die Einheiten alleine vor dem Bildschirm, bei den jüngeren helfen die Eltern mit.“

SG-Jugendleiterin Meyer hält Austritte für denkbar

Abmeldungen hat es auch bei der Spielgemeinschaft noch nicht gegeben, stattdessen startet nun eine andere Debatte, sagt Meyer: „Es kommen nun die ersten Anfragen, ob wir die Beiträge zurückzahlen oder senken können, schließlich fänden ja keine Angebote wirklich statt.“ Ob die Jugendlichen dem Verein treu bleiben, werde man erst nach dem Lockdown sehen: „Dann schauen wir mal, wie viele Kinder beim Training sind.“

Daniela Meyer hofft aber, dass die Pläne des Westfälischen Handball-Verbandes (WHV) wahr werden: „Der Verband will noch vor dem Sommer die Jugendlichen spielen lassen. Wenn das nicht klappt, sollen im Sommer vor der Saison die Qualifikationsrunden für die höheren Ligen beginnen.“

HSV Herbede steht weiter vor einem Hallenproblem

In Herbede kämpfen die Handballer derweil an zwei Fronten: „Die lange Spiel- und Trainingspause hat schon einigen Jugendlichen die Lust am Handball genommen. Es gab bereits einige Abmeldungen in den letzten Monaten,“ sagt der Vorsitzende Andreas Hake. Diese können man aber auch auf die Hallenproblematik zurückführen: „Die Horst-Schwartz-Halle ist bekanntlich geschlossen, und der Bau einer neuen Halle wird erst 2024 in Angriff genommen. Das auch für den Schulsport vorgesehene, wichtige Provisorium befindet sich noch im Planungsstadium.“

Beides zusammen habe dazu geführt, dass die B-Junioren im Herbst abgemeldet wurden: „Wir haben mittlerweile nur noch vier Mannschaften, es waren schon mal sechs. Das ist nicht nur eine Lücke, die sich immer mal auftut, sondern hat definitiv etwas mit dem Lockdown und der Hallensituation zu tun.“

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Für den HSV-Vorsitzenden ist keine Besserung in Sicht: „Meiner Meinung nach sollte man die gesamte Saison annullieren. Der WHV hat zwar Vorschläge gemacht, aber deren Umsetzung ist noch nicht sicher. Eventuelle Aufstiegsrunden könnte man zwar ansetzen, aber ich bezweifle, dass diese vom Virus verschont bleiben werden.“

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