Witten. Auch für die Wittener Reitsportler hat sich der Alltag während der Corona-Pandemie erheblich verändert. Strenge Regeln sind einzuhalten.
Das Reiten ist eine der wenigen Sportarten, die trotz der Corona-Regelungen nicht ganz zum Erliegen gekommen sind. Auf dem Forsthof Haschert gehen die Profi-Bereiter fast ganz normal ihren Berufen nach, doch auch die Amateure dürfen mit Einschränkungen weiter ihr Hobby ausüben. Das hat liegt weniger daran, dass Reiten als Individualsport gilt, vielmehr spielt der Tierschutz eine große Rolle.
„Es wäre Tierquälerei, wenn man die Pferde nur noch in ihren Boxen ließe. Sie müssen weiterhin bewegt werden ,“ erklärt Heinz-Walther Haschert, Besitzer des Forsthofs. Die Mitglieder des angeschlossen Reit- und Fahrvereins Herbede-Ruhr und auch die Einsteller, die eine Box gemietet haben, können und müssen also sogar zu ihren Pferden.
Zehn der 80 Pferde können gleichzeitig bewegt werden
Einschränkungen gibt es aber doch, denn pro 200 Quadratmeter Hallenfläche darf nur ein Pferd trainiert werden. Haschert erklärt: „In unserer großen Halle dürfen sechs und in der kleinen vier Reiter mit ihren Pferden arbeiten. Also können zehn unserer etwa 80 Pferde gleichzeitig bewegt werden.“ Die Aktiven müssen sich alle vorher eine Trainingszeit reservieren und die Hygieneregeln einhalten. Das bedeute mehr als nur das bloße Desinfizieren, sagt Haschert: „Aufgrund der Abstandsregelung sind die Putzplätze in den Stallgassen ausgewiesen, und die Sattelkammer darf man auch nur einzeln betreten.“ Auf richtigen Unterricht müssen die Reiter aber verzichten , und somit kommen die Profireiter ins Spiel, oder besser gesagt, sie sind in dieser Hinsicht aus dem Spiel: „Aus unfalltechnischen Gründen gibt es zwar eine Aufsicht, doch mehr ist nicht erlaubt,“ so Haschert. Damit fällt eine nicht unwesentliche Einnahmequelle für die Berufsreiter auf dem Durchholzer Forsthof weg.
Alles andere ist aber erlaubt, sagt Haschert: „Jeder, der beruflich mit Pferden zu tun hat oder sich im letzten Jahr mit drei verschiedenen Pferden in der Kategorie B platziert hat, darf weiter trainieren und arbeiten.“ Für Heinz-Walther Haschert, seine Frau Bea, eine Pferdewirtin, und seinen Sohn, den Pferdewirtschaftsmeister Nick Haschert, bedeutet das in allererster Linie, dass sie ihre Berittpferde weiter ausbilden. Das gilt auch für Dressurreiterin Lisa Marie Koch. Die Lebensgefährtin Nick Hascherts lebt seit dem 1. November auf dem Forsthof und ist somit die vierte Berufsreiterin auf dem Hof an der Krünerstraße.
Elf Berittpferde hat Lisa Marie Koch zu versorgen
Die 36-Jährige ist aus Warendorf nach Witten gezogen und hat auch fast alle ihre Pferde mitgenommen: „Die meisten meiner Kunden kamen ohnehin nicht aus Warendorf, sodass es für sie keine Rolle spielt, wo ich die Tiere ausbilde.“ Der normale Tagesablauf hat sich für sie nicht geändert, denn die Arbeit mit den elf Berittpferden nimmt viel Zeit in Anspruch. Auf Turniere muss Lisa Marie Koch aber verzichten: „Nachdem es im Frühjahr keine Wettbewerbe gegeben hat und im Sommer das Dressur-Angebot eher spärlich war, gehen die Turnierteilnahmen nun wieder in Richtung null.“ Die Preisgelder in der Dressur seien nicht der Rede wert, so Koch: „Davon kann ich mir und meinen Betreuern ein Würstchen kaufen.“
Allerdings will sie ihre Pferde auch präsentieren, und Turnierteilnahmen sind äußerst wichtig für die weitere Entwicklung der Tiere. Denn auf ihre Ausbildungserfolge ist Koch sehr stolz: „Es ist toll, in eine S-Dressur mit einem Pferd zu starten, das man selbst ausgebildet hat. So habe ich mich mit meinem Wallach Don de La Vega in Hattingen sogar in einem Grand Prix platziert.“ Es gibt für Dressurreiter höchstens noch ab und zu Möglichkeiten, in so genannten Late-Entry-Turnieren zu starten, an denen meist nur Profis teilnehmen. Davon gibt es allerdings auch nicht so viele: „Die Hygienevorschriften treiben die Kosten und somit auch die Nenngelder in die Höhe. Die meisten Vereine haben auch Probleme, genügend ehrenamtliche Helfer für ein Turnier zu motivieren. Der Virus hemmt die Bereitschaft ganz schön.“ Koch rechnet nicht damit, dass es im Winter viele Startmöglichkeiten gibt: „Erst ab dem Frühjahr nächsten Jahres rechne ich wieder mit mehr Turnieren, und da freue ich mich auch schon drauf.“
Springreiter und Ausbilder Marc Baudach verzeichnet weniger Kunden
Knapp drei Kilometer entfernt auf dem Hof von Marc Baudach hat der Virus weniger Einfluss auf die tägliche Arbeit. Nicht nur, dass es keinen angeschlossenen Verein gibt, sondern die Baudachs vermieten auch keine Stellplätze. Baudach erklärt: „Wir züchten unsere eigenen Pferde und haben auch Fremdpferde im Beritt. Im Moment bilden wir beispielsweise einige Tiere von Paul Schockemöhle aus .“ Die Reitstunden fallen aber momentan meist aus: „Man könnte zwar Einzelunterricht unter freiem Himmel geben, doch im Herbst und Winter, also während unserer Hallensaison, sind diese Möglichkeiten ohnehin beschränkt.“
Marc Baudach merkt aber doch, dass er in Corona-Zeiten weniger Kunden zu Besuch hat: „Das liegt zwar auch am Virus, aber nicht nur. Viele unsere Kunden sind selbstständig und wissen nicht so genau, wie es sich finanziell bei ihnen entwickelt. Da steht ein Pferdekauf weit hinten auf der Liste.“
Wie seine meisten Kollegen meldet der Springreiter Marc Baudach auch nicht mehr für so viele Turniere: „Das ist sonst auch immer eine Möglichkeit, seine Pferde zu präsentieren. Es gibt zwar einige Late Entrys, aber ohne Zuschauer macht das alles auch nicht so viel Spaß .“ So bleibt Baudach keine andere Möglichkeit, als aufs Frühjahr zu warten: „Die Hallensaison wird nicht stattfinden, da die meisten Vereine das unter Corona-Bedingungen nicht organisieren können. Ich hoffe, dass es dann im kommenden Jahr zu einer halbwegs normalen grünen Saison kommt.“
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