Ruhrgebiet. Nach den Herbstferien sollte der Handball-Spielbetrieb richtig Fahrt aufnehmen. Im Kreis Industrie scheint aber das Gegenteil wahrscheinlicher.

Mitten in den Herbstferien ist kein Handball-Spielbetrieb – in der Ferienzeit bleiben schließlich viele Sporthallen zu. In einer, spätestens zwei Wochen hätte dann aber der Spielbetrieb wieder richtig Fahrt aufnehmen sollen, endlich auch auf Kreisebene. Doch angesichts der akuten Verschärfung der Corona-Situation denkt der Handballkreis Industrie darüber nach, vorerst gar nicht erst wieder anzufangen oder eben auf Zeit zu spielen, bis sich die Lage beruhigt.

Der Kreis Industrie umfasst einen Großteil des Ruhrgebiets: Bochum, Gelsenkirchen, Herne, der Ennepe-Ruhr-Kreis, der Kreis Recklinghausen und die Stadt Dülmen – bis auf den EN-Kreis und den Kreis Coesfeld (Dülmen) gelten alle Städte als „Risikogebiet“ mit einer 7-Tage-Inzidenz von über 50.

Corona: Handballkreis Industrie entscheidet kommende Woche über Saison-Verschiebung

Eine Entscheidung soll in der kommenden Woche fallen. Wird der Spielbetrieb auf Kreisebene ausgesetzt, will der Kreisvorstand auch vorschlagen, die gemeinsamen Bezirksligen und den Spielbetrieb auf westfälischer Verbandsebene zu stoppen.

„Wir wollen nicht starten, wenn wir keinen regulären Spielbetrieb gewährleisten können und Menschen gefährden“, erklärt der Kreisvorsitzende Holger Kück. Letzteres ist fraglich – Handball-Trainings und -Spiele sind bislang zumindest nicht als Infektionsorte bekannt geworden. Ein regulärer Spielbetrieb scheint aktuell aber schwer möglich.

Blick nach Gladbeck: Vier Spiele angesetzt, vier Spiele abgesetzt

Der Blick nach Gladbeck zeigt, wie Handball-Wochenenden in Zukunft aussehen könnten: Da standen am vergangenen Wochenende beim VfL und TV Gladbeck eigentlich vier überkreisliche Partien an, von der Ober- bis zur Bezirksliga. (Der Spielbetrieb startete in diesen Ligen Anfang Oktober.)

Alle vier dieser Spiele wurden abgesagt – aufgrund von positiven Tests, konkreten Verdachtsfällen, grundsätzlicher Vorsicht. Und in einem Fall, weil eine Mannschaft nicht ins Risikogebiet Gladbeck (Inzidenz seit einer Woche über 90) einreisen wollte. In allen Fällen einigten sich Vereine und Staffelleiter problemlos auf eine Verschiebung der Partie.

Anderes Beispiel: In der Oberliga wurden an dem Wochenende vier von acht Spielen wie geplant ausgetragen. Der Kreis stellt jetzt die Frage: Ergibt es unter diesen Umständen überhaupt Sinn, zu starten?

Der Kreis teilt mit: Der Spielbetrieb steht auf dem Prüfstand

Am Freitagabend gab der Handballkreis bekannt, dass der Spielbetrieb, der auf Kreisebene mit dem Ferienende zusammenfällt, auf dem Prüfstand stehe. Die Vereine des Kreises werden in einer Online-Umfrage befragt, ob sie für eine Verschiebung des Spielbetriebs sind oder für eine Aufrechterhaltung des Starttermins sind.

Auch interessant

In die Entscheidung des Kreisvorstands sollen dazu auch die „verfügbaren Zahlen, Daten und Fakten zur Anzahl erkrankter (nicht infizierter) Menschen, sowie die Belegung der Krankenhäuser und Intensivbetten“ einfließen, heißt es in der Mitteilung.

„Es kann nicht das Ziel sein, alle zwei Wochen in Quarantäne zu müssen“

Schon auf überkreislicher Ebene ist der Spielbetrieb schwer aufrechtzuerhalten – und viele Verantwortliche äußerten sich zuletzt skeptisch: „Meine Spieler sind ja alle vollzeitmäßig im Studium oder Job. Da kann es nicht das Ziel sein, alle zwei Wochen in Quarantäne zu müssen“, sagt zum Beispiel Daniel van den Boom, Trainer der aktuell von einer Quarantäne betroffenen Oberliga-Handballer des FC Schalke 04 – und was für die Oberliga gilt, gilt auf Kreisebene sowieso.

„Es wäre in dieser Situation nicht verantwortungsvoll, zu spielen“, sagte zum Beispiel Patrick Schmidt, Abteilungsleiter beim Bezirksligisten TV Gladbeck vor einer Woche: „Wir wollen nicht, dass ein Spieler Ärger im Job bekommt, weil er wegen des Handballs in Quarantäne ist. Die Konsequenz wäre dann womöglich am Ende, dass Arbeitgeber ihren Angestellten sagen, dass sie nicht mehr Handball spielen sollen.“

Eine Handball-Entscheidung soll her statt politischer Entscheidungen

Der Kreis Industrie hat von Dülmen bis Castrop-Rauxel und Sprockhövel dabei durch die räumliche Lage mit gleich mehreren politischen Instanzen zu tun – anstatt dass der Spielbetrieb durch eine politische Entscheidung (wie das Fußball-Verbot im Kreis Unna) beeinflusst wird, soll eine Handballer-Entscheidung her.

Auch interessant

„Die Kreise und Kommunen agieren im Umgang damit unterschiedlich, so dass die Vereine ein hohes Maß an Verantwortung tragen müssen“, heißt es vom Kreis – dass sie das können, haben vor allem die Handballerinnen und Handballer zuletzt gezeigt. Aber: Ob ein regulärer Spielbetrieb unter diesen Umständen möglich ist, steht auf einem anderen Blatt.

Der Kreis liefert die Argumente für eine Saisonverschiebung

Der Kreis Industrie bringt jetzt als erster den Spielstopp ins Spiel: „Einen erneuten Saisonabbruch mit alle den damit verbundenen Unwägbarkeiten will man im HKI unbedingt vermeiden. Genauso wenig will man Wettbewerbsverzerrung, weil Mannschaften mit reduzierter SpielerInnenanzahl anreisen müssen. Und erst recht will der Kreisvorstand auf keinen Fall die Gesundheit der Aktiven und ZuschauerInnen – und damit der Allgemeinheit – gefährden.“

Dass die Vereine dieser Einschätzung zustimmen, ist wahrscheinlich – der Saisonstart im Kreis Industrie würde dann verschoben, ähnliche Entscheidungen stünden auf Bezirks- und Verbandsebene bevor.

Aktuelle Nachrichten und Berichte zum Handball:

Auch interessant

Auch interessant