Ennepe-Ruhr-Kreis. Sportverbände und Kommunen gehen unterschiedlich mit steigenden Corona-Zahlen um. Maßnahmen wie das Kontaktsportverbot wirken kreisübergreifend.
Die Bezirksliga-Fußballerinnen des Hammerthaler SV hat es am Wochenende auch getroffen – die Auswärtspartie bei Rot-Weiß Unna wurde wegen eines Corona-(Verdachts-)Falls in Reihen der Gegnerinnen abgesetzt. Aber auch sonst hätte die Partie wohl nicht stattgefunden: Der Kreis Unna hat am Wochenende nämlich eine Allgemeinverfügung veröffentlicht, die den Spiel- und Trainingsbetrieb in Kontaktsportarten für vorerst zwei Wochen untersagt, nachdem die Infektionszahlen in der vergangenen Woche rapide angestiegen waren.
Das Wichtigste im Überblick:
Der Corona-Newsblog der WAZ Witten
Steht die Saison auf der Kippe?
Die ersten Kreise ergreifen Maßnahmen
Das zeigt: Auch wenn die Corona-Situation im Ennepe-Ruhr-Kreis aktuell entspannter ist als in den Nachbarkreisen und -städten – der hiesige Sportbetrieb ist trotzdem betroffen. Davon dass die aktuelle Saison gefährdet ist, kann aktuell aber (noch) keine Rede sein.
Corona-Verfügung: Samstag durfte gespielt werden, Sonntag war es verboten
Allerdings führte die Unnaer Verfügung zu kuriosen Situationen: Das Handball-Verbandsliga-Spiel HVE Villigst gegen Teutonia Riemke zum Beispiel fand am Samstagabend noch vor Zuschauern statt. Teutonia Riemke bat dabei seine Fans aber, nicht zum Auswärtsspiel zu reisen.
Das für Sonntag geplante Frauen-Oberliga-Spiel der benachbarten HSG Schwerte/Westhofen gegen TuRa Bergkamen dagegen wurde abgesetzt. Die Verfügung trat nämlich erst in der Nacht zu Sonntag in Kraft.
Der Handballkreis Hellweg, der sich mit dem politischen Kreis Unna teils überschneidet, gab die vorübergehende Aussetzung des Spielbetriebs für zwei Wochen bekannt – da das genau die Herbstferien betrifft, ist der Spielplan-Schaden überschaubar.
Fußballligen wollen zunächst ihren Spielplan durchziehen
Mehr Termindruck haben die Fußballer. Fußballmannschaften, die Sonntag nicht zu Hause spielen durften, wurde vom Verband ein Heimrechttausch angeboten. Auswärts antreten dürfen diese Mannschaften, über den Sinn kann man streiten.
Ob Teams aus dem Kreis Unna zu Auswärtsspielen zum Beispiel in Dortmund oder Iserlohn antreten müssen, obwohl ihr Training zur Kontaktvermeidung untersagt ist, ist noch nicht klar. Aktuell sieht es so aus, als würden die Spiele ausgetragen.
Während aber zum Beispiel die Fußballer aus Witten und Hattingen abgesehen von einigen Ausnahmen wie den Hammerthaler Damen oder Oberligist TuS Ennepetal wenig MKontakt zum Teams aus dem Kreis Unna haben, sieht das im Handball anders aus.
Handball-Spielbetrieb könnte mit blauem Auge davonkommen
Betroffen ist zum Beispiel der Oberliga-Konkurrent des TuS Bommern, HC TuRa Bergkamen, der zwei Wochen lang nicht trainieren darf; ebenso die Vereine aus Schwerte/Westhofen, Königsborn, Villigst-Ergste und Brambauer, deren Teams sich zum Beispiel mit Mannschaften von Bommern, TuS Hattingen, HSG Gevelsberg/Silschede oder der SG ETSV Ruhrtal messen.
So lange die Unnaer Verfügung nicht über die Ferien hinweg verlängert wird, kommt der Handballbetrieb mit einem blauen Auge davon. Zumal die Verbände die Saison eh mit viel Spielraum für Verschiebungen und Nachholspiele geplant haben und Gegner und Staffelleiter bei Spielverlegungen erfahrungsgemäßg fair miteinander umgehen.
Entscheidend für Aufrechterhaltung oder Abbruch des Spielbetriebs in allen Sportarten werden die kommenden Wochen, falls die Zahlen weiter steigen. Nicht nur die Verbände, auch die Kommunen vertreten nämlich unterschiedliche Ansätze bezüglich Corona.
Unterschiedliche Kreise verhängen unterschiedliche Maßnahmen
Im Umkreis gibt es mehrere „Risikogebiete“, also Städte oder Kreise, in denen die 7-Tage-Inzidenz (positive Corona-Tests pro 100.000 Einwohner) über 50 steigt. So drastisch wie der Kreis Unna (der Fußball- und Handballmannschaften als wichtige Übertragungswege anführt) geht aktuell aber keine andere Kommune vor.
„Zudem haben die in Sportvereinen durchgeführten positiven Testungen gezeigt, dass Kontaktsportarten, wie z. B. Fußball oder Handball, ein hohes Risikopotenzial aufweisen“, heißt es in der Begründung der Allgemeinverfügung.
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In anderen Städten sieht die Sachlage anders aus. Die Städte Herne und Gelsenkirchen und der Kreis Recklinghausen etwa erließen mit einer Zuschauerbeschränkung auf 200 bzw. 20 Prozent oder einer Maskenpflicht für Zuschauerinnen und Zuschauer in Sporthallen auch Regeln, die den Sport betreffen. Dazu gab es den Appell an Vereine, dringend die Hygienekonzepte im Duschen, Umkleiden etc. zu beachten. Auf dem Platz aber sei die Ansteckungsgefahr beschränkt – ein Kontaktsportverbot sei deshalb kein Thema.
Falls eine andere Stadt oder ein anderer Kreis nachzieht, wird es eng
Die Saison steht aktuell also nicht auf der Kippe. Wie der Blick in die Nachbarstädte zeigt, kann sich das aber auch schnell ändern. Falls eine große Stadt wie Dortmund mit einer Maßnahme wie in Unna nachzieht, wird es eng.
Die aktuelle Situation darf deshalb auch allen Vereinen aus dem Nicht-Risikogebiet Ennepe-Ruhr-Kreis als Ermutigung, aber auch als Mahnung dienen: Der Spiel- und Trainingsbetrieb an sich scheint auch während einer Pandemie möglich und vertretbar. Bei allem, was sich außerhalb des Spielfelds abspielt, gilt es aber noch verstärkter auf Abstandsregelungen und das vielleicht an der ein oder anderen Stelle inzwischen etwas in Vergessenheit geratene Hygienekonzept zu beachten.
Zuletzt hatte der Bochumer Fußballkreis-Vorsitzende Leiendecker im WAZ-Interview von einem drohenden Saisonabbruch geredet, wenn die Vereine die Regeln nicht stärker umsetzen.
(Das komplette Interview lesen Sie hier).
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