Witten. In der Bundesliga werden Regeln bei Unsportlichkeiten strenger ausgelegt, als Vorbild für Amateure. Die Meinungen in Witten sind differenziert.

Der DFB hat zu Beginn des Jahres seine Schiedsrichter angewiesen, bei Rudelbildung oder bei zu starkem Reklamieren schneller die gelbe Karte zu zeigen. Angesichts der immer öfter vorkommenden Übergriffen bei den Amateuren, stellt sich die Frage, ob die Anweisung auch so in den unteren Ligen durchgesetzt werden sollte. Die Wittener Fußballtrainer haben dazu differenzierte Ansichten.

Thorsten Kastner, Coach des Bezirksligisten TuS Heven, hat festgestellt, dass die Schiedsrichter das ohnehin schon umsetzen: „Das ist auch richtig, wenn Spieler ganz aggressiv auf die Schiedsrichter zugehen. Auf der anderen Seite erwarte ich auch ein bisschen mehr Fingerspitzengefühl. Wenn bei wichtigen Spielen der Puls auf 180 geht, fällt man schon mal in eine andere Tonlage. Wir müssen aber froh sein, dass es Schiedsrichter gibt und müssen sie auch entsprechend in Schutz nehmen.“

In anderen Sportarten sind die Akteure disziplinierter

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Sein Kollege Jörg Silberbach vom SV Bommern macht vieles an der Persönlichkeit des Spielleiters fest: „Ein Schiedsrichter mit Selbstvertrauen kann auf Spieler einwirken. In den unteren Ligen gibt es Schiris, die in kritischen Situationen noch einen draufpacken. Bei respektlosen Spielern gibt es aber keine andere Möglichkeit, als Karten zu zeigen.“

Silberbach vermisst im Fußball die Disziplin anderer Sportarten: „Im American Football, Handball oder Rugby ruht der Ball wenn der Schiedsrichter gepfiffen hat. Das würde ich mir bei uns auch wünschen.“

Herbedes Pache sagt: „Schiedsrichter ist ein harter Job“

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Christopher Pache vom SV Herbede hat Hochachtung vor den Schiedsrichtern: „Das ist ein harter Job. Je tiefer man geht, desto mehr Spieler nehmen die Entscheidungen persönlich und überreagieren. Wie ein Schiedsrichter dann reagiert, hängt von seinem Charakter ab.“

In den höheren Ligen habe er solche Übergriffe noch nicht erlebt: „Da werden die Spieler auch oft geschult, wie sie mit Schiedsrichtern zu reden haben.“

Maik Knapp von der DJK Ruhrtal hat festgestellt, dass die Schiedsrichter viel schneller Karten zücken: „Da findet auch keine Kommunikation statt. In der Verbands- oder Oberliga reden die Schiedsrichter mit den Spielern und bekommen so die Situation in den Griff. Angesichts der vielen Übergriffe kann ich aber verstehen, dass sich die Unparteiischen schützen wollen.

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Schiedsrichter auf schmalem Grat

Matthias Jabsen, Trainer des VfB Annen, hat einen anderen Ansatzpunkt: „Man sollte die Vereine in die Pflicht nehmen, dass sie Spielern und dem Umfeld einen Verhaltenskodex an die Hand geben.“

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In kritischen Situationen käme es aber auch auf das Fingerspitzengefühl des Schiris an. Er habe völlig harmlose Spiele erlebt, in denen es fünf gelbe und zwei rote Karte gab.

„Der Schiedsrichter wandelt aber immer auf einem schmalen Grat, zumal er alleine auf dem Platz steht. Bei Respektlosigkeiten sollte er aber auf jeden Fall Karten zeigen.“

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