Ruhrgebiet. Reklamieren und Rudelbildungen werden in der Bundesliga deutlich härter bestraft. Das soll Vorbild für den Amateurbereich sein. Was bedeutet das?

Als der Mönchengladbacher Alassane Pléa am ersten Rückrundenspieltag wegen heftigen Reklamierens binnen weniger Sekunden erst die Gelbe und dann die Gelb-Rote Karte sah, schlugen die Wellen anschließend hoch. Grund dafür: Der DFB fordert von seinen Schiedsrichtern seit Anfang des Jahres eine strengere Auslegung der Regeln – um Rudelbildung und Unruhe auf dem Feld zu verhindern. Aber was bedeutet das für den Amateurfußball?

„Ich glaube nicht, dass es dadurch zu mehr Gelben oder Gelb-Roten Karten kommt“, sagt Reinhold Spohn aus Herne, Vorsitzender des Fußballausschusses im Westdeutschen Fußballverband.

Schiedsrichter am Niederrhein wurden auf die Regelauslegung vorbereitet

Auch Boris Guzijan, stellvertretender Vorsitzender im Verbandsschiedsrichterausschuss des Fußballverbands Niederrhein (FVN), glaubt nicht, dass es die untersten Ligen beeinflusst. „In der Kreisliga sehe ich selten abfällige Gesten“, sagt er.

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Allerdings betont er auch: „Wir haben den Schiedsrichtern das natürlich auf den Vorbereitungslehrgängen noch einmal mit auf den Weg gegeben.“ Denn gerade in der vergangenen Hinrunde kam es immer wieder zu negativen Schlagzeilen rund um Amateurfußballspiele.

Gewaltausbrüche kann die strenge Auslegung sicher nicht verhindern

Aber verhindert die neue Regelauslegung die Gewaltausbrüche auf den Sportanlagen? „Wenn ein Spieler dazu neigt, dann verhindern wir das damit auch nicht. Dann sind die Schotten dicht und dann denkt er nicht daran, dass diese Regeln in der Bundesliga strenger ausgelegt werden“, sagt Guzijan.

Allerdings ist er auch froh, dass der DFB dieses Thema aufgegriffen hat.

„Wir haben es sehr wohlwollend aufgenommen, dass nun rigoros gegen das Reklamieren vorgegangen werden soll. Ich denke aber, dass wir schon immer sehr rigoros waren, was das angeht“, sagt er und ist sich sicher: „Die Zuschauer werden auf den Fußballplätzen der Region vermutlich keinen große Veränderung wahrnehmen.“ Auch, weil es in der Bundesliga natürlich um viel mehr geht als in den Amateurligen.

Emotionen sind erlaubt und erwünscht – aber keine Entschuldigung

Auf Kreisligaplätzen sowie im Jugendbereich bei Jungen und Mädchen geht es häufig hart zur Sache – Rudelbildungen sollen härter geahndet werden, so direkt unterbunden werden.
Auf Kreisligaplätzen sowie im Jugendbereich bei Jungen und Mädchen geht es häufig hart zur Sache – Rudelbildungen sollen härter geahndet werden, so direkt unterbunden werden. © FUNKE Foto Services | Manfred Sander

Spohn meint: „Man kann es nicht verallgemeinern – aber wenn es zu Unsportlichkeiten kommt, können und werden die Schiedsrichter diese natürlich ahnden“, sagt der erfahrene Funktionär.

Er weiß, dass beim Fußball immer Emotionen im Spiel sind – aber auch, dass diese nie Entschuldigung für unfaires Verhalten sein dürfen: „Es kommt auch immer darauf an, wie jemand reklamiert: Der eine macht es heftiger, der andere weniger – und irgendwann ist es eben zu heftig.“

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Amateur-Schiris haben es noch schwerer als in der Bundesliga

Da ist Fingerspitzengefühl gefragt. Allgemein sagt Spohn aber: „Dass solche Vergehen in der Bundesliga strenger geahndet werden und dass es eine Vorbildfunktion für die Amateure geben soll – das ist sicher nicht verkehrt.“

Unabhängig davon, wie die Spieler sich auf dem Feld verhalten, haben es auch die Schiedsrichter bei Kreisligapartien ungleich schwerer als die in der Bundesliga, findet Guzijan. „Dort beobachten acht Augen ein Spiel, bei uns meist nur zwei. Sie reisen alleine an, müssen alles selbst beurteilen. Da wird es schwierig all das zu sehen, was erwartet wird, wenn man das schwarze Trikot überzieht“, sagt Guzijan.

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