Velbert. 2:4 daheim gegen den Meister verloren, zuvor den Aufstieg verpasst. Doch Oberligist SSVg wertet die Saison keineswegs als völligen Fehlschlag
Sie hätten auch verlieren können, denn ihr Aufstieg stand schon fest. Aber sie zogen es vor, auch noch das letzte Saisonspiel der Oberliga im Stadion des hartnäckigsten Konkurrenten zu gewinnen.
Mit 4:2 triumphierten die Spieler des 1. FC Bocholt beim Tabellenzweiten SSVg Velbert vor 1700 Zuschauern in der IMS-Arena, in der dann nach dem Abpfiff von Schiedsrichter Torsten Schwerdtfeger der Beton bebte.
Bocholter Fans lassen den Beton beben – Velberter Anhänger feiern ebenfalls
Die mitgereisten Bocholter Fans bekamen sich vor Begeisterung kaum noch ein, hinter den Transparenten der „Brigade Bocholt“ und der „Valium Ultras“ wurde fröhlich mit verbotenem Feuerwerk gezündelt, Torjäger Marcel Platzek wurde zum „Fußballgott“ erklärt, Trainer Jan Winking und die Spieler stimmten in die Fangesänge ein, auch wenn die Rauchschwaden den Stimmen sicher nicht guttaten.
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Auf der Gegenseite bliesen sie allerdings auch nicht Trübsal. Die blaue Fanfraktion auf der Haupttribüne feierte ihre Mannschaft, wenngleich sie gerade verloren hatte. Die SSVg-Spieler bedankten sich bei den treuen Anhängern für die Unterstützung nicht nur in diesem Spiel, sondern auch in der Saison.
Überhaupt sahen etliche in der Mannschaft dieses missglückte Finale als beispielhaft für die Saison – die sie trotz des verpassten Aufstiegs nicht als totalen Fehlschlag verstanden wissen wollen. So meinte Mittelfeldlenker Yannick Geisler: „Wir haben eine starke Saison mit gutem Fußball geboten. Auf der langen Strecke ließen dann ein wenig die Kräfte nach. Es haben eigentlich nur ein paar Prozent gefehlt.“
Genau das habe dann der 1. FC Bocholt ausgenutzt, auch in der Partie in der IMS-Arena. „Sie haben unsere Fehler bestraft, das haben sie gut gemacht und sie haben es auch in der ganzen Saison gut gemacht. Deshalb Chapeau 1. FC Bocholt.“
Geislers Mitspieler Massimo Mondello ergänzte: „Die haben gegen uns gezeigt, warum sie verdient Meister geworden sind – und dazu brauchten sie an diesem Abend vielleicht nur 70 Prozent ihres Leistungsvermögens.“
Denn bei der SSVg lief es auch in dieser Partie nicht mehr so rund wie in den ersten zwei Dritteln der Saison. „Wir haben wieder zu leichte Tore bekommen und wir waren auch nicht bei 100 Prozent, was die Zweikampfstärke angeht“, erkannte Trainer Timo Achenbach.
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Aber auch ihm war es wichtig, das Gute dieser Saison, die mit der Vizemeisterschaft endet, hervorzuheben. „Sollte ich in der kommenden Spielzeit weiter Trainer sein, dann hoffe ich, dass der Kader etwas breiter aufgestellt wird und dann drehen wir an den Stellschrauben, die noch geklemmt haben – auf dass wir dann auch so feiern können wie gerade die Bocholter in unserem Stadion.“
Dazu lassen die Verantwortlichen allerdings noch nichts Offizielles verlauten. Der Vorsitzende Oliver Kuhn hält sich mit Sprüchen wie „dann greifen wir im nächsten Jahr an“ zurück. „Zunächst müssen wir die Kaderplanung finalisieren und die Trainerfrage beantworten. Sicher ist natürlich, dass wir wieder ambitioniert an den Start gehen wollen“, sagt der langjährige Vereinsboss.
Der große Umbruch findet nicht statt, der Stamm der Mannschaft bleibt
Sicher ist auch, dass es den großen Umbruch nicht gibt, sondern dass der Stamm der Mannschaft, die stattliche 74 Punkte geholt hat, zusammen bleibt. Drei ziemlich junge Zugänge stehen bislang fest, im Gegenzug wurden lediglich drei Spieler vor dem Anpfiff verabschiedet: Jesse Weißenfels, der zum VfB Homberg wechselt, Anil Aydin, der in der Winterpause gekommen war und weiterzieht sowie Routinier Erhan Zent, der gut 200 Spiele für die SSVg bestritten hat und von Stadion-Sprecher Dennis Bals in den Stand der „SSVg-Legende“ erhoben wurde.
Legenden stehen für Großtaten in der Vergangenheit, SSVg-Spieler Yannick Geisler verband sein Saisonfazit mit einem Blick in die Zukunft: „Mein Gruß an den FC Bocholt: Glückwunsch an den Meister und wir sehen uns im nächsten Jahr wieder!“