Essen/Velbert. Oberligist SSVg bleibt nach toller Hinrunde und Platz eins zur Halbzeit im Aufstiegsrennen nur zweiter Sieger Es hatte sich allerdings angedeutet
Die Zuschauer im Essener Uhlenkrug-Stadion hatten es schwarz auf weiß: Ein Interview mit SSVg-Trainer Hüzeyfe Dogan zum Spiel der Velberter beim ETB. So zu lesen in der für die Oberligapartie vorproduzierten Ausgabe der ETB-Stadionzeitung „Schwarz auf Weiss“.
Allerdings war Dogan gar nicht im Stadion, er war auch nicht mehr SSVg-Trainer, denn wenige Tage vor dem Spiel wurde er beurlaubt. Dennoch: Eine Frage, die er zu dieser Partie beantworten sollte, erscheint im Rückblick im besonderen Licht: „Haben Sie bisher zweigleisig geplant oder voll auf die Karte Aufstieg gesetzt?“ Dogan antwortete: „Es wäre nicht klug, wenn wir nur für eine Liga planen.“
In der Aufstiegsrunde lässt die SSVg Velbert merklich nach
Nach dem Abpfiff am Uhlenkrug war klar, dass es tatsächlich unklug gewesen gewesen wäre, auf die Karte Regionalliga zu setzen und dass die SSVg nun genau weiß, für welche Liga sie zu planen hat. Mit dem 0:1 beim ETB Schwarz-Weiß, dem ersten Spiel unter Dogans interimsmäßigem Nachfolger Timo Achenbach, wurde die letzte Aufstiegschance verspielt.
Somit geht es für die Velberter in der Oberliga weiter. Dabei war die SSVg im Januar, als sie noch mit Dogan plante und dessen Vertrag verlängerte, ungeschlagener Tabellenführer und wurde im März Meister der Hinrunde. Doch dann kam die Aufstiegsrunde. Hier gab die SSVg dann keineswegs mehr das Bild eines heißen Aufstiegskandidaten ab, lediglich das 5:1 über den 1. FC Monheim erinnerte an die glanzvolle Hinrunde.
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Zuletzt lieferte die SSVg drei schwache Spiele hintereinander. In Ratingen kaschierte das Ergebnis (2:1) die lahme Vorstellung der Velberter. In Schonnebeck wurden sie schon dafür bestraft, da lagen sie mit 1:3 zurück, retteten sich aber im Endspurt und mit einem Freistoßtor in der Nachspielzeit zum 3:3. Beim ETB war die Niederlage dann fällig, auch wenn sich die Mannschaft zweifelsohne dagegen gewehrt hatte.
Aber viele im Umfeld hatten es kommen sehen, auch der Vorsitzende Oliver Kuhn zeigte sich am Ende nicht mehr überrascht und konstatierte: „Uns ist im wahrsten Sinne des Wortes die Puste ausgegangen.“
Kuhn hatte für die Partie in Essen seinen Urlaub unterbrochen. Nach dem Abpfiff ging er auf den Rasen und klatschte jeden Spieler einzeln ab, um ihn zu trösten und aufzumuntern. Wenig später verabschiedete er sich wieder in Richtung Urlaubsort. Hier wird er sicher nicht ganz abschalten können, auch ihm wird dieser Leistungsabfall durch den Kopf gehen.
Bröckelndes Bollwerk: Die Defensive offenbart ungewohnte Schwächen
Zum Beispiel das Nachlassen in der Defensive. „In der Hinrunde war das unser großer Trumpf, zuletzt haben wir aber viel zu oft einfache Tore hinnehmen müssen. auch heute gegen den ETB“, beklagte der zum Cheftrainer beförderte Timo Achenbach. So war die Mannschaft mal fünf Punktspiele hintereinander ohne jedes Gegentor geblieben.
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Gegen den ETB hingegen mussten Torwart Marcel Lenz, der Pfosten sowie Max Machtemes mit einer Rettungstat auf der Torlinie verhindern, dass es wieder drei Gegentore wie in Schonnebeck oder vier Gegentore wie in Baumberg gab.
Aber auch das Offensivspiel befand sich schon seit etlichen Wochen im Niedergang. Sicher hat hier der Schwung des lange verletzten Cellou Diallo gefehlt, aber es fehlte insgesamt an Zug und Druck. Nicht umsonst hatte Achenbach zu seinem Amtsantritt dominanteres Auftreten gefordert.
Aber hier blieb es in der ETB-Partie bei Ansätzen und gut gemeinten Versuchen. Es reichte in diesem entscheidenden Spiel zu keinem einzigen Tor.
SSVg Velbert gratuliert fair dem Aufsteiger 1. FC Bocholt
„Es war sicher nicht so, dass es am Willen gemangelt hat“, befand Aufsichtsrat Ralf Koeppe. Doch die Mannschaft wirkte verkrampft und längst nicht so selbstbewusst wie in so vielen Spielen in dieser Saison.
So blieb den Verantwortlichen am Ende nur übrig, die eigenen Spieler wieder aufzurichten und dem Konkurrenten, der das Fernduell um den Aufstieg gewonnen hat, zu gratulieren. Die Gründe gibt es schwarz auf weiß in der Tabelle zu lesen, die SSVg betont daher auf ihrer Homepage: „Wer kurz vor Schluss einer so intensiven Saison nach 31 Spielen mit 78 Punkten und 99:22 Toren an der Tabellenspitze der Oberliga-Niederrhein steht – der hat den Titel ohne Wenn und Aber verdient.“