Velbert. Warum das Prachttor von SSVg-Spieler Geisler zwar bei der ARD, aber nicht beim Tor des Monats landete – und warum das dem Velberter egal ist

Den muss man natürlich erst einmal so machen: Sven Köhler vom VfL Osnabrück sieht bei einem Konter, dass der gegnerische Torwart viel zu weit vom eigenen Tor entfernt ist und haut sofort drauf, auch wenn er den Ball noch in der eigenen Hälfte führt. Die Kugel landet zum 2:0 im DFB-Pokalspiel gegen Werder Bremen im Netz und der Treffer landet in der August-Auswahl für das Tor des Monats in der ARD-Sportschau.

So toll der Treffer auch war – Freunde des Oberligisten SSVg Velbert würden sagen: „Wir haben ein Tor, das es genauso in die Auswahl zum Tor des Monats hätte schaffen müssen.“

Tor aus 65 Metern für die SSVg Velbert gegen Baumberg

Denn SSVg-Mittelfeldspieler Yannick Geisler hatte ebenfalls erkannt, dass der gegnerische Torwart zu weit vor seinem Kasten herum turnt, zirkelte die Kugel aus gut 65 Metern ins Tor und stellte damit den 6:2-Endstand gegen die Sportfreunde Baumberg her.

Der Prachttreffer wurde von TV-Kameras dokumentiert und landete auch bei der ARD auf dem Tisch – aber nicht in der Auswahl des Kult-Wettbewerbs der Sportschau. Warum eigentlich? Das Fernsehen selbst gab Auskunft, nämlich in der jüngsten Folge des WDR-Magazins „Zeiglers wunderbare Welt des Fußballs“.

Moderator Arndt Zeigler beschäftigt sich in diesem Jahr schon länger mit preiswürdigen Toren, denn 2021 wird das „Tor des Monats“ 50 Jahre alt. Deshalb hat die Wunderbare Fußball-Welt auch die Rubrik „Vergessene Traumtore“ eingerichtet. Sie erinnert an tolle Treffer, die zwar in die Auswahl kamen, aber es nicht zum Tor des Monats gebracht hatten.

Aus aktuellem Anlass nahm sich Zeigler nun Weitschuss-Tore vor. „Ich dachte, die sind aus der Mode gekommen, aber zuletzt gab es wieder viele, und zwar richtig gute.“ Etliche davon landeten auf dem Tisch des zuständigen Sportschau-Redakteurs – viel zu viele für ihn, denn es kommen pro Monat ja nur fünf Tore in die Auswahl und das sollen ja nicht nur Weitschüsse sein.

Hier jubelt Yannick Geisler (re.) noch gemeinsam mit seinen Teamkollegen. Am Sonntag kann er sie im Duell der Aufstiegskandidaten wegen seiner Rotsperre nicht unterstützen.
Hier jubelt Yannick Geisler (re.) noch gemeinsam mit seinen Teamkollegen. Am Sonntag kann er sie im Duell der Aufstiegskandidaten wegen seiner Rotsperre nicht unterstützen. © FUNKE Foto Services | Christof Köpsel

Also stellte die Sportschau dem Kollegen Zeigler die ganze Sammlung zur Verfügung und der sendete dann ein Dutzend Tore aus der Distanz am Stück.

Neben Yannick Geißlers Treffer für die SSVg Velbert tatsächlich auch viele andere Juwelen: Elegante Heber, listige Effetschüsse von der Außenbahn, Kunstschüsse aus dem Fußgelenk. Alles war dabei: Kickers Emden im Ostriesland-Cup-Finale, der FSV Luckenwalde, die Frauen der TSG Hoffenheim, der SV Wehen etc.

Am Ende kamen sie alle nicht gegen das Profi-Spiel an: Gegen das entscheidende Tor für den Drittligisten Osnabrück gegen den Ex-Bundesligisten und Europapokalsieger Werder Bremen.

Unverständnis nach der Rote Karte im Spiel gegen Meerbusch

So bleibt auch für den Velberter Geisler statt „Tor des Monats“ nur die Rubrik „vergessenes Traumtor“ – aber das ist kein Grund für ihn, sich zu ärgern. Derzeit nervt ihn etwas anderes: Die Rote Karte, die er im vergangenen Heimspiel gegen den TSV Meerbusch sah – in der Nachspielzeit und nach einer Szene, die kaum jemand im Stadion nach einer umkämpften Partie als besonders hart empfand. Allerdings war der Fuß, mit dem er zum Ball ging, zu hoch. „Das war aber keine Rote Karte“, beschwor der Mittelfeldspieler. Das bestätigten auch sein Gegenspieler und die Verantwortlichen des TSV Meerbusch.

Aber die Entscheidung des Schiedsrichters stand, inzwischen ist auch das Strafmaß verhängt. Mit zwei Wochen Sperre kommt Geisler glimpflich davon, aber das bedeutet auch, dass er am kommenden Sonntag am Spitzenspiel beim 1. FC Bocholt nur als Zuschauer teilnehmen kann. Das ist für ihn glatt zum Vergessen.