Niederberg. Bundesliga-Referee Manuel Gräfe muss trotz seiner Klasse aufhören. Was die niederbergischen Spieler und Trainer zur Altersgrenze sagen.

Ein deutlich anderes Meinungsbild als bei den Schiedsrichtern ergibt sich jedoch bei Spielern, Trainern und Vereinsfunktionären, die die Altersgrenze ganz abschaffen oder zumindest hochsetzen wollen.

Lediglich Adem Cakat, Spieler und Sportlicher Leiter bei Türkgücü Velbert, bricht da in seiner Argumentation etwas aus. „Ich sehe die Altersgrenze als richtig an. Es werden Schiedsrichter gebraucht, die bei dem immer schneller werdenden Spiel das Tempo mitgehen können und ab einem gewissen Alter lässt die Schnelligkeit nach. Im Amateurbereich gibt es ältere Schieris, die pfeifen nur noch aus dem Mittelkreis. Ich kann mir in der Bundesliga keine Schiedsrichter über 50 vorstellen, irgendwann sollte Schluss sein“, findet der Türkgücü-Torjäger.

Leistung und Fitness sind wichtiger als eine bestimmte Altersgrenze

Michael Kirschner, Sportlicher Leiter des Oberligisten TVD Velbert, ist klar gegen die Altersgrenze. „Ich wundere mich schon immer, dass qualitativ gute Schiedsrichter ausscheiden müssen. Man sollte auf die Qualität der Leistung und die körperliche Fitness abstellen, dann könnte auch Manuel Gräfe noch ein paar Jahre pfeifen. Mir hat es sehr gefallen, wie Spieler und Trainer über ihn gesprochen haben, das geht wahrscheinlich auch am DFB nicht spurlos vorbei.“

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Hüzeyfe Dogan war als Spieler früher selbst als Profi auf höchstem Niveau aktiv und übernimmt zur neuen Saison die Oberligamannschaft der SSVg Velbert als Trainer. Er zieht als Vergleich die Situation von Spielern herbei. „Ein Ronaldo kann noch mit 38 Jahren in der Champions League spielen, weil er die Leistung bringt und die körperliche Fitness vorhanden ist. Ältere und erfahrene Schiedsrichter sind meist sehr souverän, entspannter und haben eher weniger Druck. Wenn Leistung und Fitness stimmen, kann ich mir auch Bundesligaschiedsrichter vorstellen, die zum Beispiel 52 Jahre alt sind.“

Spieler-Routinier Maik Beckmann bricht Lanze für erfahrene Schiedsrichter

Aus Spielersicht betrachtet es auch Maik Bleckmann, der mit 32 Jahren zu den älteren und erfahrenen Spielern im Kader des Oberligisten TVD Velbert gehört. „Solange der Fitnesszustand und die Leistung das zulassen, sollte die Altersbegrenzung aufgehoben werden. Auch bei Spielern und Trainern gibt es keine Altersgrenze. Man sieht bei Manuel Gräfe, mit welcher Routine und Ruhe er Spiele leitet, deshalb wäre es schade, wenn ein solch guter Schiedsrichter aufhören muss“, findet der Defensivspezialist.

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„Letztlich ist es wie bei der Arbeit. Wenn ein erfahrener Mitarbeiter durch einen jungen Nachfolger ersetzt wird, ist das nicht gleichbedeutend mit Qualität, auch da kann man Erfahrung nicht einfach ersetzen. Daher sollte die Altersgrenze ein Stück weiter hochgesetzt werden“, fordert Mesut Güngör, Trainer des SV Union Velbert.

Dieser Meinung schließt sich auch Anil Celik, Sportlicher Leiter der SSVg 09/12 Heiligenhaus, an: „Entscheidend für Schiedsrichter ist in meinen Augen die körperliche Leistungsfähigkeit, das hat nicht unbedingt etwas mit dem Alter zu tun. Ich kenne 60-Jährige, die total fit sind. Wenn die Schiedsrichter die Leistungstests vor der Saison bestehen, sollten sie weiter pfeifen dürfen. Die Altersgrenze von 47 sehe ich als viel zu niedrig an.“