Niederberg. Bundesliga-Referee Manuel Gräfe muss trotz seiner Klasse aufhören. Was die niederbergischen Unparteiischen zur Altersgrenze sagen.
Seit vielen Jahren gilt beim Deutschen Fußballbund die Regel, dass Schiedsrichter, die die Altersgrenze von 47 Jahren erreicht haben, nicht mehr in der Bundesliga pfeifen dürfen. So wird nun beispielsweise Manuel Gräfe, möglicherweise der beste deutsche Schiedsrichter, „in Rente geschickt“.
Das löste in der Öffentlichkeit teils heftige Diskussionen aus und viele Spiele und Trainer der Bundesliga sprachen sich dafür aus, diese Altersgrenze abzuschaffen. Grund genug, auch einmal die Meinung von Schiedsrichtern, Schiedsrichterfunktionären, Spielern, Trainern und Vereinsvertretern in unserer Region zu erfragen.
Viele Stimmen gegen Gräfes „Zwangspensionierung“
Florian Kötter, lange in Velbert als Unparteiischer bestens bekannt, ist Mitglied des Schiedsrichterausschusses des Fußballverbandes Niederrhein und pfeift mittlerweile selbst nicht mehr. „Ich habe mir selbst meine Altersgrenze gesetzt. Ich habe 2018 aufgehört, da wurde ich tatsächlich 47, aber das war reiner Zufall“, teilte er mit. „Ich habe 20 Jahre in der Oberliga gepfiffen und in der Regionalliga an der Linie gestanden. Da habe ich gemerkt, dass ich überall der Älteste war und bin dann ins Funktionärswesen gewechselt, obwohl ich mir das früher eigentlich nicht vorstellen konnte“, berichtete er.
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„Die Altersgrenze für Bundesligaschiedsrichter gibt es schon seit Jahrzehnten und das hat sicherlich auch einen guten Grund. Natürlich kann man darüber nachdenken, ob sie mit 47 noch zeitgemäß ist, wahrscheinlich sind Schiedsrichter heute in dem Alter in einem besseren Fitnesszustand als vor 30 Jahren, weil sich das Training und auch die medizinische Versorgung verbessert hat. Ich finde es allerdings etwas schräg, wie das Thema jetzt in der Öffentlichkeit behandelt wird, um Druck aufzubauen und eine Änderung herbeizuführen“, stellt er klar
„Sicherlich kann man das auch mal aus unterschiedlichen Perspektiven und grundsätzlich beleuchten. Für die Altersgrenze spricht, dass eine bessere Planbarkeit möglich ist. Zudem werden ansonsten auch kaum Plätze frei, denn kaum steigt mal ein Bundesligaschiedsrichter aus Leistungsgründen ab. Auch wenn der Vergleich ein bisschen hinkt, aber es ist ja ähnlich wie im Berufsleben. Ich mache meinen Job sehr gerne, aber mit 67 Jahren ist dann auch spätestens endgültig Schluss“, sagt Kötter.
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Er verweist aber darauf, dass es auch Ausnahmen gibt. „Bei der UEFA ist die Altersgrenze 45, trotzdem pfeift bei der nächsten Europameisterschaft der holländische Spitzenschiedsrichter Björn Kuipers, obwohl er bereits 48 Jahre alt ist. Und in der englischen Premier League sind noch zwei Schiedsrichter aktiv, die die 50 bereits überschritten haben.“
Niederbergische Schiedsrichter-Szene verteidigt die Altersgrenze
Erik Mahler (Vorsitzender des Schiedsrichterausschusses des Fußballkreises Wuppertal/Niederberg) spricht sich dagegen eindeutig für die Altersgrenze aus. „Die aktuelle Diskussion spricht für die hohe Wertschätzung der herausragenden Leistung von Manuel Gräfe, aber er ist nicht der Erste, über den diskutiert wird. Im Schiedsrichterwesen beschäftigt uns diese Regelung eigentlich nicht wirklich, sie ist akzeptiert, denn alle kennen die Grenze zu Beginn ihrer Karriere.“
Maher ist überzeugt: Das führt zu Transparenz und es ist besser, wenn man mit Lob verabschiedet wird, als wenn festgestellt wird, dass jemand zu spät aufgehört hat. Und wenn die Altersgrenze um ein, zwei Jahre angehoben wird, darin sehe ich auch keinen echten Vorteil.“
Weitere Argumente für die Beibehaltung der Altersgrenze nennt Christian Szewczyk, der Spiele der Oberliga pfeift und in der Regionalliga an der Linie steht. „Die Erfahrung der älteren Schieris ist unheimlich wertvoll und führt dazu, dass viele Spiele deutlich ruhiger verlaufen. Eine Abschaffung der Altersgrenze würde aber eine schlechtere Perspektive für die jungen Schiedsrichter bedeuten. Das spiegelt sich dann sicher auch in den unteren Ligen wider. Ohne Perspektive sinkt die Motivation und es wird schwieriger, neue Schiedsrichter zu gewinnen“, glaubt der 28-Jährige.