Velbert. Fußball-Verbände blasen den Spielbetrieb vorläufig vollständig ab. Velberter Clubs zeigen Verständnis. SC und SSVg verzichten auf das Training

Irgendwann traf es auch die Liga, die sich am meisten dagegen gesträubt hatte: Die Bundesliga. Wenigstens an diesem Wochenende wollte sie der Coronakrise zum Trotz noch mal den Ball rollen lassen, auch vor leeren Stadien. Doch die Profis wurden zurückgepfiffen.

„Angesichts der Dynamik des heutigen Tages“, so erklärte Deutsche Fußball-Liga, sehe sie sich gezwungen, die Partien der 1. und 2. Bundesliga abzublasen.

Dynamik setzt Fußball-Szene unter Druck

Jener Dynamik hatte in dieser Woche dazu geführt, dass nach und nach immer mehr Kreise und Verbände in der Republik verfügten, den Spielbetrieb vorläufig einzustellen. Auch die Verbände Westfalen und Niederrhein zogen mit: Sie verkündeten am Freitag den allgemeinen Abpfiff.

Der gesamte Spielbetrieb bei der Jugend und bei den Senioren wird ab sofort eingestellt. Diese Regelung betrifft sämtliche Meisterschafts- und Pokalspiele und gilt bis zum Sonntag, 19. April. Das bedeutet u.a. für den niederbergischen Fußball: Bei den Männern ab der Oberliga abwärts bei den Frauen ab der Niederrheinliga abwärts wird nicht mehr gespielt.

Oliver Kuhn Vorsitzender der SSVg: „Wir müssen im Kampf gegen Corona klare Kante und Solidarität zeigen.
Oliver Kuhn Vorsitzender der SSVg: „Wir müssen im Kampf gegen Corona klare Kante und Solidarität zeigen. © FUNKE Foto Services | Alexandra Roth

Peter Frymuth, Präsident des Fußballverbandes Niederrhein, erklärt: „In den vergangenen 48 Stunden hat sich die Anzahl der Vereine, die große Sorgen hatten und um Spielverlegungen baten, dramatisch erhöht. Daher wurde die Entscheidung, die uns nicht leicht fiel, in einem gemeinsamen Gespräch mit den Kreisen getroffen. Es gilt, die Sorgen der Vereine ernst zu nehmen, die Gesundheit aller steht im Vordergrund.“

Ähnlich sieht es Gundolf Walaschewski, Präsident des Fußball-und Leichtathletik-Verbandes Westfalen, Gundolf Walaschewski: „Es ist uns bewusst, dass es eine drastische Maßnahme ist. Wir sahen aber im Sinne der Verantwortung für unsere Aktiven und Fans keine andere Möglichkeit. Nur gemeinsam können wir die Ausbreitung des Coronavirus eindämmen. Wir hoffen im Sinne der Solidarität vor allem mit älteren und gesundheitlich vorbelasteten Menschen auf das Verständnis unserer Vereine.“

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Dieses Verständnis wird den Verbänden z.B. von zwei führenden Velberter Fußballvereinen entgegen gebracht. Die SSVg und der SC wissen zwar, dass sie womöglich schweren Zeiten entgegen sehen, ziehen aber mit. Beide Clubs setzen auch den Trainingsbetrieb vorläufig aus. „Alles andere wäre ja auch sinnlos. Wir haben mitunter 70, 80 Leute auf dem Trainingsplatz“, sagt der SSVg-Vorsitzende Oliver Kuhn.

Dirk Graedtke, Vorsitzender des SC: „Derzeit ist auch die schönste Nebensache der Welt wirklich nebensächlich.“
Dirk Graedtke, Vorsitzender des SC: „Derzeit ist auch die schönste Nebensache der Welt wirklich nebensächlich.“ © SCV

Sein Amtskollege vom SC Velbert, Dirk Graedtke sieht es genau so. „Jetzt weiter zu trainieren, wäre kontraproduktiv. Wir machen erstmal Pause und warten ab, was Gesundheitsbehörden und Fußballverbände beschließen. Auf jeden Fall sind wir uns unserer Verantwortung bewusst.“

Clubberer werden in schwungvollerSaisonphase ausgebremst

Die Clubberer trifft die Unterbrechung in einer Phase, als es sportlich wieder schwungvoller lief, die Oberliga-Mannschaft feierte einen 1:0-Sieg in Meerbusch die A-Junioren holten mit dem 3:0 beim FSV Duisburg wichtige Punkte im Kampf um den Klassenerhalt in der Niederrheinliga.

„Aber wir sind jetzt in einer Situation, da ist die schönste Nebensache der Welt nebensächlich“, sagt Dirk Graedtke.

Oliver Kuhn sieht es ähnlich. „Wichtig ist, dass wir klare Kante zeigen und solidarisch handeln, um die Situation zu meistern. Das heißt für mich auch: Es hat überhaupt keinen Sinn, jetzt mit der Brechstange zu versuchen, die Saison irgendwie noch zu Ende zu bringen.“ Das werde schwierig. Schon in der zunächst festgesetzten Frist hätte die SSVg sieben Spieltage nachzuholen. Kaum vorstellbar, dass das geht.

Kuhn: „Die Verbände sollten nun die Pause nutzen, eine Lösung zu finden, etwa was die Ab- und Aufstiegsfrage angeht und sich auch darauf einstellen, dass die Saison nicht komplettiert wird.“ Sprich, dass das Spiel jetzt schon aus ist.

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